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192 Dünste eingehüllt ist. Er strahlte vielmehr hell, und zwischen ihm und seiner großen Umge- bung funkelten die feurigen Sterne. Nm 6. Occbr. zeigte sieb auf dem Schlosse Lichtenstein im Pilsner Kreise in Böhmen ein sonderbares Natur-Phänomen. Die Herrschaft mit einigen Güsten, 8 an der Zahl, speiseten am Abende im Saale des Schlosses an 2 Ta feln. Es fing an zu blitzen, endlich zu donnern. In wenigen Minuten darauf, ohne Blitze wahr genommen, ohne Donner gehört zu haben, er schien plötzlich im Saale zwischen beiden Tafeln ein großer Feucrklumpen mit elektrischen Fun ken, welcher mit einem starken, Hellen und — wenn man sich so ausdrücken darf — majestäti schen Knall zerplatzte, und einen kaum bemerk baren Schwefelgeruch hinterließ. In diesem Augenblicke griff fast jeder nach seinem Kopse, weil jeder einen Druck fühlte; Jeder sah stau nend den Andern an, und da Niemand beschä digt war, erholten sie sich Alle. Der Tisch, der Fußboden, und selbst die Personen waren mit Sand bestreut. An dem einen Fenster oben an der Ecke entdeckte man eine Oeffnung, und mitten im Saale an der Decke durch den Rohr- doden eine zweite. Indessen wurde Feuerlärm, und Menschen eilten herzu, um löschen zu hel fen, denn sie versicherten einstimmig, daß alle Zimmer im Schlosse mit Feuer gefüllt gewesen, und das ganze Schloß in Flammen gestanden, und zwar in der Periode, wo der Donner so fürchterlich krachte (wovon die Herrschaften im Saale nichts gehört hatten), daß alle Häuser davon erschüttert und einige Leute vor Schreck trank darüber wurden, und das Rindvieh in den Stallungen brüllte, die Ganse im Orte umher flogen, und alle Thierein Aufruhr waren, wo bei sich ein starker Schwefelgeruch verbreitete. Ob es schon nirgends angezündet hatte, so wur den die Untersuchungen doch fortgesetzt. Par terre im Schlafzimmer zeigte sich in zwei Fen sterecken eine Oeffnung. Ein Eichhörnchen war zwischen den Fenstern getödtet, und über dem ganzen Rücken sah man einen Streif und die Haare verbrannt. Von der Glasröhre des Ba rometers, welcher an der entgegengesetzten Seite beim Ösen hieng, war die obere Spitze abge sprengt, und unten bei der Oeffnung war ein Stückchen davon herabgefallen, welches letztere auf dem unbeschädigten Quecksilber im gläser nen Rohre liegen geblieben war. Am andern Tage entdeckten sich im Saale z zerbrochene Fensterecken und eine Glastafel; im Nebenzim mer eine Glastafel und 2 Löcher von oben senk recht herab durch ein? zwei Ellen lange Mauer durchgeschlagen. An 47 Schritte von einander entlegenen Fenstern in verschiedenen Zimmern hat es die Rahmen immer nahe an den eisernen Beschlägen, und die Fcnsterladcu unter dem eisernen Drathe beschädiget, in der Kuppella terne die Mauer zerlöchert, und 4 Fensterflügel sammt Rahmen und einem Tragbaume unterm Dache zerschmettert. In der Hälfte des Schlos ses sind einige und zwanzig Löcher. Ueber 20 Personen waren im Schlosse vertheilt, wovon sich eine unter dem Dache befand und doch wur de niemand beschädigt; auch hat der Blitz nir gends gezündet. Sonderbar ist es, daß weder außen an der Mauer, noch am Dache ein Merk mal wahrzunehmen ist.