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Igo nicht blos ausgezeichnete Krieger, sondern auch vorzügliche Gelehrte und Künstler mit seinem Orden, der mit Recht Orden der Eh re nie- gion Heist, weil er eben so gut die ehrt, die ihn tragen, als er selbst durch diese wieder geehrt wird. Das weckt den inner» Menschen, das spornt den Trieb der Nacheiferung, daserhebt die menschliche Kraft, die zu allem fähig ist, wozu man sie gelangen lassen will. Welches Land, außer etwa England, wiewohl auch dieß immer mehr mit Geld als mit Ehren lohnte, har solche Anstalten für Wissenschaft und Kunst, und solche Aufmunterungen und Auszeichnun gen für ihre Verehrer aufzuweisen, als Frank reich? Wohl uns, wenn dieser Geist auch über den Rhein wandert! Heil, wenn bei Besetzung der ersten, ehrenvollsten und einträglichsten Stellen nicht mehr gefragt wird: wer waren deine Vorfahren, sondern wer bist Du?— nicht: wie viel besitzest, sondern wie viel vermagst du und welchen Willen hast du, dich mit deiner Kraft nützlich zu machen? — Wenn man be denkt, was deutsche Gelehrsamkeit und Kunst schon vorher, wo sie so selten hervorgezogcn und belohnt, ja mitunter sogar niedergedrückt und zurückgesetzt wurde, ward und leistete, was kann man hoffen, wenn sie künftig mit mehr Gerechtigkeit und Liebe gehegt und gepflegt wer den wird? Ein schönes Morgenroth geht in Bayern auf, dessen gebildeter und humaner Regent schon so oft und noch neuerlich durch die Stiftung der glorreichen Akademie der Wissen schaften zu München, durch welche er so viele ausgezeichnete deutsche Köpft zu einem Zwecke vereinte, bewies, welchen hohen Werth er auf den Geist und dessen Products setzt. Zu dieser schönen Hoffnung berechnen so manche Anstalten und Anordnungen in mehrer» andern Ländern, wo man sich bemüht, das Verdienst des Ge lehrten und Künstlers mehr ins Licht zu setzen und nicht blos den Staatsmann und Krieger, sondern auch den Mann von Genie und Talent, der auf Veredlung und Beglückung der Mit> und Nachwelt, in welchem Fach es sey, hin arbeitet, eines ehrenden Ordens würdig achtet. Welche Folgen, wenn dieser Geist allgemein wird! Welches Erwachen von Kräften, wel chen Wetteifer in Bestrebungen, welche Fort schritte zur höchsten geistigen Cultur und durch diese zur höchsten Wohlfarth kann sich denn die Zukunft versprechen! Es ist nicht zu leugnen, Frankreich hat über mehrere Länder unendliches Elend gebracht, aber sein Verdienst ist und bleibt schon dadurch immer groß, wenn durch sein Beispiel das Verdienst in seine alten Rechte wieder eingesetzt wurde. Je mehr man sich überzeugen wird, daß geistige und wissenschaft liche Bildung der Grundstein alles Slaaten- glückes sey, desto mehr wird man sich beeifern, dieselben zu fördern, die dahin wirkenden An stalten kräftig zu unterstützen und die Bahn der Ehre und des Glücks nicht nach Geburt, Con- nexionen oder andern Rücksichten, sondern blos nach Verdienst und Würdigkeit zu öffnen. Und sollte dieß, so wie alles Gute in der Welt, auch nur langsam fortschreiten, so läßt sich doch von jener Staatenverbindung zuvörderst ein Act der Gerechtigkeit erwarten, dessen bisheriges Unter-