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,72 pichen, so dürfte einige Aufhellung der Sache für Unkundige hier nicht am unrechten Orte stehen. Die gewöhnliche Meinung über diese Geldsortc ist: daß diese Zwanzigkreuzer im Jahr rZo; während der franz. Occupatio» Wrens auf Befehl des franz. Kaisers von geringerem Gehalt geschlagen worden wären und daß man, gleichsam als Satpre auf die damalige Lage des Kaisers, der seiner Halben Länder beraubt gewesen, auch nur eine halbe Krone darauf ge prägt habe. Das Mährchen ist schon an sich lächerlich und verdankt seinen Ursprung histo risch- heraldischer Unkunde, indem man von dem Unterschiede der Karolinische» oder Krö- n.ungskrone und der Rudolphinischen oder dcutschkalserlichen Hauskröne keine Wissenschaft hatte. Letztere, die im per sönlichen Besitz des jedesmaligen Kaisers war, und von Rudolph von Habsburg (dem Stamm hause Oesterreichs) der 127z Kaiser von Deutsch land wurde, herrührt, wurde bisher auf den Zwanzigkreuzerstücken über den Reichsadler ge setzt, während über dem Wappenschilde die Künigskrone.stand; aber im Jahr 1805 nahm derAais.r damireine Aenderung vor; viel leicht auch als Protestation gegen die Eingriffe, die sich eine andere Macht wahrscheinlich schon auf die Gerechtsame des in Oesterreichs Händen befindlichen römisch-deurschen Kaiierthums er laubt hatte, lieber den Reichsadler wurde die Karolinische odereigentliche Krönungskrone, die zu Aachen aufbewahrt wurde, gesetzt, und über das Wappenschild die rudolphiniscbc Hauskro- ue, gleichsam als Beweis, wie eng die deutsche Kaiserkrone mit dem österreichischen Hause ver knüpft sey und zur Dersinnlichung des zwiefachen Kaisenhums, indem damals die österreichische Kaiserwürde schon angenommen war. Diese Karolinische Krone erscheint aber auf Münzen stets in schiefer Stellung, um den hinten her aus gehenden Bügel sichtbarer zu machen, und was man also für eine satyrische halbe Krone hält, ist gerade das ehrwürdige Denkmal ehe maliger deutscher Grüße und die damit bezeich nete Münze ist also weit mehr als eine österrei chische Hausmünze, sie ist— k'uimusl'roes— die letzte römischdcutsche Kaisermünze, gleich sam ein numismatischer Schwanengesang des germanischen Kaiserchums. Luftreise in sinem papiernen Luftschiff. In Lemberg stieg am 19. Aug. Abends um halb 7 Ubr der Aeronaut Bittorff in-die Höhe. Der Ballon war ganz von Papier, und wurde mit Feuerluft von brennendem Stroh ungefüllt. Die Gondel war von Leinwand, welche durch mehrere übers Kreuz laufende Reifen ihre Form und Festigkeit erhielt, und mit 6 Strängen an den Ballon befestigt war. Nachdem der Bal lon völlig gefüllt, machte sich Herr Bittorff rei sefertig, nahm seinen Hut, eine volle Flasche, und einen eisernen Haken, in Form eines Drei zacks, setzte sich in die Gondel, und schwang sich mit allgemeinen Beifallsbezeigungen in die Höhe. Nach einer beträchtlichen Entfernung nabm der Ballon seine Richtung nach Norden, und sank obngcfähr eine Stunde von der Stadt, hinter einem Berge, bei dem Dorfe Klepanow, ganz langsam nieder. Die Witterung war ihm äußeist günstig: es herrschte ein sehr gelinder, kaum merkbarer Südwind; daher auch das Luftschiff die Richtung nach Mitternacht unbe dingt annehuren mußte,