Volltext Seite (XML)
die Trockniß länger sortgedauert hätte. Nur der nachmals eingetretene Regen vollendete das Geschäft dieser widernatürlichen Vegetation und durch die warme Feuchtigkeit, die den Wur zeln neue Nahrungstheile zuführte, wnrde das schnelle Auswachsen und Emporschießen der Keime sehr befördert. Ohne die hinzugekomme ne Nässe würden die Erdäpfel zwar im Wachs- thum nicht sonderlich mehr zugenommen haben, theils weil die Erde nicht hinlänglich Feuchtig keit hatte, theils weil die Zuführungskanäle vertrocknet waren, aber auch das außerordent liche Auskeimen würde nicht, wenigstens in dem Grade nicht, eingetreten seyn. Dieß, glaube ich, ist der natürliche Gang der Sache. Was es übrigens für Folgen haben werde, laßt sich bis jetzt noch nicht mit Sicherheit bestimmen, aber vortheilhast möchten sie wohl auf keine Weise seyn. Der erste Nachtheil, den dieß Auswachsen hat, ist der, daß die Knollen selbst in ihrem fernem Wachslhum dadurch gehindert werden und also die Aerndte um ein beträchtli ches geringer ausfallen muß; ein anderes Uebel dabei ist ferner, daß die Knollen selbst durch dieß Ausschlagen einen wesentlichen Theil ihrer eigenthümlichen nährenden Bestandtheile verlie ren müssen und also selbst als Viehfuiter weni ger Sättigung-und Nährkrast haben können; und ein dritter Schade endlich, daß sie sich auch nicht so gut halten werden, indem in ihnen schon die vegetabilische Gährung oder Auflösung ein- getreten ist. Um dieß letztere Uebel wenigstens t» vermindern, dürste daher anzurathen seyn, dieß Jahr die Kartoffeln an besonders kühlen und trocknen Orten aufzubewahren, nachdem man ihnen vorher alle Keimauswüchse sorgfäl tig ausgebrochen hat. Sollte, woran aber Heuer sehr zu zweifeln ist, ein langer und schö ner Herbst eintreten, so könnte allerdings die an gesetzte neue Brut den zu fürchtenden Verlust in etwas decken; allein wenn auch nicht schon Spu ren eines gleichen Auskeimens an diesen zu ent decken wären, so dürsten diese Spätlinge doch zu keiner sonderlichen Größe gedeihen und selbst, da sie den gehörigen Grad der Reife nicht errei chen können, selbst an ihrer Haltbarkeit zu zwei feln seyn. Die Aussichten zur dießjährigen Aerndte eines, uns in so mancher Hinsicht un entbehrlichen Naturprodukts wären also nicht die erfreulichsten, und zu unserer Beruhigung bleibt blos der frohe, schon so oft bestätigt ge fundene Glaube übrig, daß der große Lenker der Natur und ihrer Kräfte sehr ost hinter den dü ster«, Nebeln, den unsre Kurzsichtigkeit nicht durchdringen kann, die schönsten Sonnenblicke seiner Güte strahlen läßt. Kriegs - Anekdote. Ein französischer Soldat kommt zu einem armen Weber, Vater von vier kleinen halbnak- kenden Kindern, ins Quartier. Der Mangel der Familie ist sichtbar; der Krieger bedauert sie, beschenkt jedes Kind mit einer Kleinigkeit an Gelbe und verläßt das Haus, um sich einen wohlhabendem Wirth zu suchen.