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lind merkwürdig mußte dem Spanier der Tag des Ausmarsches aus Botzen seyn. Von nun an hörte er nicht mehr die seiner Sprache ver wandten Töne, sah andere Sillen, andere Wohnungen, andere Gebräuche. Wirklich schienen die spanischen Soldaten über sich selbst erstaunt, sich nun auf einmal in den Ebenen von Bayern diesseits der Alpen zu befinden. Sie standen zu Weilheim in Haufen, und sahen mit stiller Betrachtung und Bewunderung zu rück zu dem blauen, in seinen Vertiefungen mit Schnee bedeckten Gebirge, über welches sie eben gezogen waren. Aber eben so sehr richteten sie die Aufmerksamkeit der deutschen Völker, durch deren Städte und Dörfer sie zogen, auf sich. Ganz den Vorstellungen entgegen, die man sich im voraus von ihnen gemacht hat, trug ihr .Betragen, soweit man sie kennen lernte, das Gepräge der Bescheidenheit, des stillen Ernstes «nd der Genügsamkeit an sich. Aber vorzüg lich zeigten sie sich in einem hohen Grade reli giös. Als in Jnsbruck, eben da sie angekom- men waren, ein Priester Messe las, und bei den Worten: Ooirülrus vobiscum! sich wen dete, sähe er statt seiner Ministranten zwei spa nische Officiers, welche dieses Geschäft verrich teten, nachdem sie die erster» ersucht hatten, jsie statt ihrer die heilige Handlung versehen zu lassen. Even so auch bei der Feier des Frohn« leichnamsfesses zu Augsburg am 28. May, wo seit dem ZOjährigen Krieg kein spanisches Mili tär , und seit dem merkwürdigen Reichstage im Jahre izzo keine Spanier bei dem Frohnleich- namssestr gewesen, waren, Hier parMrt« außes dem königl. baperfchen und sämtlichen Bürger- Militär auch das ganze königl. spanische Jäger regiment Villa viciosa. Eine Abtheilung des selben ritt dem Auge voraus, und eme andere begleitete den Himmel, unter welchem der Kur fürst von Trierdas Venerabile trug. Und so wie in den Zeiten des zojäbrigen Kriegs die Schweden unter ihrem großen König Gustav Adolph alle Tage regelmäßige Betstunden hiel ten, so ve» richteten auch jetzt noch die spanischen Truppen täglich ihre Andacht. Jede Kom pagnie tritt nämlich in einen Kreis zusammen, und betet andächtig den Rosenkranz. — Auch die Liberalität der Spanier gefällt, wohin sie kommen. Sie fordern die Dienste, die ihnen ans ihrem Marsche erzeigt werden, nicht, gleich anderm Militär, als Schuldigkeit, die keinen Dank verdienet, sondern gebe» diesen häufig durch Wort mrd Thar zu erkenne», und bezah len alles mit baarem Gelbe. In Bayern kauf ten sie ihre Lebensmittel selbst, und bereiteten sie zu. Fleischspeisen genossen sie nicht gern, noch weniger Bier; hier und da wünschten sie Mallaga zu trinken. S ch u H p 0 ck e n. Die schützende Eigenschaft der Schutzpocken ist durch die unzählbare Menge der bereits in allen Theilen der Erde vorgenommenen Impfun gen äusser allen Zweifel gesetzt, so daß fernere Belege hierzu überfiüßig scheinen mögen. In, dessen sind doch folgende durch das Würzburger RegielunMlatl von beglaubigten Aerzten miv gethMe