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59 der festen Meinung, daß wir insgesamt nieder geschossen werden würden. Nach einigen Au genblicken der unbeschreiblichsten Angst rief mich der Commandant zu sich, und gab mir eine Proklamation, die ich den Einwohnern vorle- sen sollte; dann tönte von allen Seiten der Ruf: Marsch! fort! Wir wurden fortgetrieben, dicht bei den äußersten Hausern unsers Dorfs vorbei. Die Flammen tobten, das Vieh brüll te; aber keiner dachte in diesem Augenblicke daran, sein Hab und Gut, des Lebens Unter halt zu retten. Das allmächtige Gefühl des neu geschenkten Lebens trieb die dem Tode Ent ronnenen unaufhaltsam hinaus ins freie Feld. Erst hier wagten Einige sich noch einmal nach ihren Wohnungen umzusehen; aber plötzlich fiel im Dorfe ein starker Schuß, gleich einem Kanonenschüsse. Ehe wir nämlich fortgetrie ben wurden, waren sieben junge Männer aus unsrer Mitte, theils Bauernsöhne, »Heils Knechte, ergriffen und in das Dorf geführt worden. Ungefähr eineKompagnie zurückgeblieben, das Urtheil zu vollziehen. Sie steht in voller Ordnung da, die auserwählten sieben jungen Männer werden vorgesührt; die Soldaten laden, schlagen an. Da winkt mit nassen Augen der Kapitän. Die dem Tode Geweihten fallen zur Erde nieder, und die Ku geln fahren über ihre Häupter weg. Nun reißt man sie in die Höhe, und treibt sie fort. Wir andern, die wir in zerstreuten Haufen auf Fel dern und Wiegen hierhin und dorthin irrten, hörten den Schuß, und neue Schrecken verbrei teten sich umer uns. Wir flohen unaufhaltsam nach den westwärts von uns gelegenen Dörfern Leislau, Kleingestewitz und Krauschwitz. Nach einiger Zeit, da uns niemand verfolgte, und vielmehr die Nachricht einlief, daß alle Solda ten abmarschirt wären, kehrten die Männer zu, rück, um im Dorfe zu retten, was noch zu ret ten wäre. Sie kamen leider zu spät; aber doch konnten sic dem Feuer wehren, sechzehn nicht angesteckte Gebäude zu ergreifen, deren Erhal tung wir wahrscheinlich dem menschensreundli, chcn Commandanten verdanken, der uns darin eine Zuflucht gönnen wollte. Und dazu dienen sie nun den Abgebrannten, wiewohl nur einem kleinen Theil derselben; der.größere lebt zer streut in den benachbarten Dörfern. Sechs und dreißig mit vollen Scheuern und Slät- len, samt den Psarrgebäuden und dem Hirten hause, sind von den Flanimen verzehrt worden, so wie auch drei Menschen der Unsrigen, die sich bei dem Abmarsch aus dem Dorfe versteckt hat ten. An Rettung der Habseligkeiten war fast bis auf wenige Kühe, welche in zwei der ärm sten Häuser abgeschnilten wurden, insgesamt verbrannt. Ueberhaupt beträgt der Schaden, den das Dorf in diesen Schreckenscagcn erlitten hat, nach der dem Amte Eisenberg unter eidli cher Verantwortlichkeit vorgelcgten Berechnung über 105,000 Thlr., die öffentlichen Gebäude ungerechnet, Zwar haben die Abgebrannten nach war daselbst nirgends zu denken. Nur die Schaafs verdank ten wir dem franz. Militär, welches die Ställe geöffnet hatte. Das übrige Vieh, (Pferde, Schweine und Federvieh waren uns gleich bei der ersten Plünderung verloren gegangen) ist