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Voigtländischer Anzeiger. 9. Stück. Freitags den 27. Februar 1807. Kriegsscenen; «in Gemälde von Weimar, vom rr. rz. und 14. Oktober. Das Unglück ist schnell über uns gekommen, es Hal uns vieles, manchem alles, aber kei« nein den Much geraubt, das Vergangene noch «inuml zu betrachten, und sein eigenes Schick sal anzuschauen. Die Klagen haben ein Ende, wir sind ihrer satt; aber, was uns schrecken und schmerzen konnte, mag jetzt als überwun den vor uns vorübcrgchn — zu unserer Be ruhigung, zu unserer Belehrung, zu unserer Unterhaltung. Dies wollen wir als einen Ertrag von unserm Schicksale fordern, und nur in diesem Sinne noch das Unglück unser nennen. Welch Leben, welch Getümmel — wenn wir zurückdenken — umwogte uns am Sonn tage vor der blutigen Schlacht, welch Drän gen durch alle Gaffenwelch ein Gewühl von Menschen, von Streitbaren, die sich zum Kampfe rüsteten! Verließen wir die Stadt, so sahen wir Lager an Lager sich erheben, und «in lautes frohes Geräusch scholl aus der Ferne uns entgegen. Der Himmel aber schwieg in seinem Frieden und lächelte dazu. Die heitere Abendröthe nahm dem kriegerischen Schauplatze seine Schrecken, und zeigte uns manch anmuthiges Bild. Auf einer Wiese öffneten sich die Magazine, der Bäcker gieng um seine Oesen, die Schmiede stand auf einem Wagen vor seinem Werkmeister halb aufgechan, und indeß dieser alles schickte und zurichtete, saß neben ihm ein Schuster auf seinem Dreifuß schon in voller Arbeit. So schien es, daß jeder im Freien sein verlassenes Haus wieder Herstellen wollte. Die grünen Bäume umher, der Fluß mit seiner zierlichen Brücke, die sanfte Beleichkung dazu — alles malte den Frieden, da es doch ein Bild des Krieges sepn sollte. Marketender giengen indeß durch die Szene und vollendeten das Gemälde. Am andern Tage giengen große Verwandlungen vor, die Lager brachen auf mit ihren Zelten, die Trom mel wirbelte durch die Straßen der Stadt, und die Gardisten stürzten bewaffnet aus den Häusern. Zum Kampf, zum Tode! diese Empfindung bemächtigte sich aller, die ihnen nachsahen. Am andern Morgen, am i4ten, hatte sich der Himmel plötzlich verdunkelt; ein dicker Nebel erfüllte die Lust und lagerte sich über die Erde.