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Friedhof Essen-Bredeney Mm, „Gmga", unser Tagungsort III. Oie Entwicklung des Hriedhofswesens der Ltadt Essen. Das Friedhosswesen der Stadt Essen litt bis in die Mitte des vorigen Jahrzehntes unter einer argen Zersplitterung. Die Be stattungen erfolgten bis dahin auf 16 städt. und 13 konfessionellen Friedhöfen. Es waren alles Friedhöfe kleineren Umfanges, von denen der größte 8,51 Ku und der kleinste nur 10,49 s umfaßte. Diese wenig übersichtlichen Verhältnisse im Friedhofswesen waren die Folge von Eingemeindungen, durch welche sich Essen seit Beginn des" Jahrhunderts sprungweise zu einer Großstadt von 480000 Einwohnern entwickelte. Fast alle eingemeindeten Vororte brachten bereits angelegte eigene Kommunal-Friedhöfe mit in den Stadtkörper und hatten sich meistens in den Eingemeindungsoer trägen deren weitere Benutzung Vorbehalten. Erst nach dem Kriege, niit Rückkehr geordneter Zeiten, schritt man zu einer Zentralisation. Man begann niit der Anlage von 3 neuen großen Hauptfriedhöfen, welche im endgültigen Ausbau folgende Größen aufweisen werden: Der Südwestfriedhof 36,20 ks für den südlichen Bezirk (1915 begonnen), der Parkfriedhof in Huttrop 55,0 ks für den Ostbezirk (1923 begonnen), der Terrasscn- friedhof in Schönebeck 24,71 ks für den Westbezirk (1924 begonnen). Diesem soll sich in den nächsten Jahren für den großen Nordbe zirk ein 4. Zentralfriedhof angliedern. Die beschränkte Dezentralisation wurde für das äußerst aus gedehnte Stadtgebiet als die gegebene erachtet. Die neuen Hauptfriedhöfe sind garten- und fricdhofstcchnisch in moderner Weise ausgebaut. Beherrschende Punkte der Anlage haben eine besondere garten architektonische Ausbildung erfahren, die gleichzeitig eine gute Orientierung fiir die Friedhofsbesucher darstellen; außerdem haben die Wegezüge ihrer Einfassung entsprechende Bezeichnungen erhalten, wie: Weigelienrand, Fliederblüh, in den Zypressen usw. Die Kauf stellen fügen sich gut in die gesamte Anlage ein. Grünschmuck ist hier vorherrschend. An Stelle der Einfassung aus Stein und Eisen treten grüne Hecken, welche für die einzelnen Wegezüge und Gräber gruppen in Art und Höhe einheitlich gehalten werden. Die Reihen grabfelder sind so bemessen, daß sie innerhalb eines Jahres mit der Belegung abgeschlossen sind, sodaß sie in der Entwicklung ein ein heitliches Gepräge tragen. Es wird nach einer Richtung, also Kopf an Fuß beerdigt. Größere Felder erhalten nach der Belegung eine kreuzartige Zivischonpflanzung, sodaß je nach dem Umfange 2—6 in sich abgeschlossene Gräbergärten mit höchstens je 200 Gräbern ent stehen. Dadurch, daß für die Reihengrabsteine ein bedeutend nnter Augenhöhe bleibendes Höchstmaß festgesetzt ist, werden günstige Raumbilder erzielt. Der zwar im Westen Deutschlands noch wenig gebräuchlichen Feuerbestattung Rechnung tragend, wurden in den letzten Jahren auf den Hauptfriedhöfen auch besondere Urnenbegräbnisstätten an gelegt und zwar ein streng geometrisch gestalteter Urnengarten auf dem Parkfriedhof und auf dem Südwestfriedhofe unter Benutzung eines alten, schönen Baumbestandes ein Urnenhain. Ans den Hauptfriedhöfen sind große moderne Trauer- und Leichenhallen errichtet und zum Teil noch im Entstehen begriffen. Wegen der noch nicht endgültigen Fertigstellung ist bis heute eine obligatorische Überführung sämtlicher Leichen nach den Leichenhallen noch nicht eingejührt. Es zeigt sich jedoch, daß die neuen Leichen hallen in ständig wachsendem Maße benutzt werden. Zum Schlüße dürften noch zwei Zahlen aus der Statistik von Interesse sein. Von den in Essen jährlich zur Beisetzung kommenden 4800 Toten wnrden über 80°/« auf den städtischen Friedhöfen be stattet, 22,3°/a davon wnrden in käuflich erworbene Grabstellen, welche für 100—250 RM. pro Einzelstelle abgegeben werden, bei gesetzt. Die in den grünarmen Bezirken der Stadt liegenden älteren Friedhöfe, die jetzt für den allgemeinen Beerdigungsbetrieb ge schlossen sind, wurden zn Erhvlungsanlagen umgemandelt und ins besondere der Kleinkinderpflege dienstbar gemacht. Beigegebene Ab bildung zeigt eine Kleinkinder-Spielanlage mit Planschbecken an dem Ort, wo 1866—1870 Essener Bürger znr letzten Ruhe bestattet wnrden. Neues Leben erblüht über den Ruhestätten der Verstorbenen. Korte