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Waldechaltung — Landesplanung — Drüngestaltung. Von Gartenoberinspektor Bärwald. Ia> Verlage C. Heymann, Berlin, ist 1928 vom Landesplanuugs- verband Düsseldorf ein interessantes, wohlfeiles Buch erschienen, betitelt: „Die Erhaltung der Wälder". Ein ähnliches Bueb, „Wald erhaltung", hat der Direktor des Siedlungsverbaudes Ruhrkohlen bezirk bereits 1927 im Selbstverlag des Siedlungsverbandes (Essen) herausgegeben. Das Lehere eischeint 1929 in Neuauflage. Beide B eher gehören in die Bücherei des Garlengestalters, insbesondere des kommunalen, beamteten Garten- und Grüngestalters. Es ge nügt. die Stichworte Stadtpark, Waldpark, Stadlwald, Waldschule, Waldfriedhof, Urnenhain, Heldenhain, Obstwald, Obsthain zu nen nen, um zu zeigen, daß neben dem zünftigen Forstsacha arm in allererster Linie der Gestalter des öffentlichen Grüns mit berufen ist, der Frage der Erhaltung unserer Wälder, namentlich in der Nähe der Städte, in den dichtbevölkerten Ind >striegebieten förder lich zu sein. Nicht nur das rheinisch-westphälische Industriegebiet ist an der Lösung dieser Aufgabe beteiligt. Man nenne noch vor allein Ober- und Mittelschlesien, Sachsen, Mitteldeutschland, Groß- Berlin usw. Alle deutschen Großstädte, auch in günstiger klimatischer Lage, sind von dein Umstand betroffen, daß das Wachsen der Städte, das Hinausdrnngen derMenschenmnssen und Wirtschaftsunterneh mungen in die Wälder, daß Staub, Rauch, Ruß, Gase und Ab dämpfe den Wald in erschreckender Weise zernagen und zurückdrängen. Wieviel Waldfläche haben unsere neuzeitlichen Verkehrswege ver schluckt. Watr muß einmal in den Bergbangebieten nachforschen, wieviel Halden auf ehemaligem Waldboden geschüttet worden sind, wieviel mehr noch sich die Tagebauwerke in den Wald unbarniherzig hineingefrefsen haben, wieviel Stcinbrüche einst schütten Berg- und Buschwald verdrängt haben. Man betrachte einmal kritisch die Waldbezirkskarte des Regierungsbezirkes Düsseldorf (vgl. „Die Er haltung der Wälder") oder die Waldkarte des rheinisch-westfälischen Indnstriebezirkes. Deutlich erkennbar ist, ivie Wirtschaftsnolweudig- keiten und Masse Mensch die einst znsammenhängenden großen Waldgebiete zerrissen, attseinander gesprengt haben. Nichts zeigt das Schlagwort „Volk ohne Raum" so mit wuchtiger Deutlichkeit, wie ein Blick auf diese Karten. Damit nicht genug. Erschreckend sind die Folgen der Senkung des Grundwasserspiegels durch indu strielle, bergbauliche oder nutzwassertechnische Anlagen, oder ander seits der Versumpfungen dnrch Vorflulstörunaen. Die Wnchstums- störungen an den Gehölzen und Bäumen der Parks und Wälder infolge Rauch-, Ruß- und Gasbelästignngen sind ein nur zu be kanntes Kapitel das oft schon zu richterlichen Entscheidungen zu Gunsten des Waldes geführt hat, leider ohne tiefer greifenden Er folg. Und nun das Gesicht jener Wälder in nächster Nähe der Städte! Armseliges Baumwachstum, die Woldfläche ohne Unter wuchs oder Unterholz, der Waldbvden, die Nahrungskammer des Waldes, einem Scheunentenne gleich zusammengestampft von un zähligen Füßen. Die Folge: Ungenügendes Ansammeln des Tagc- wassers, Luftmangel im Boden, Mangel an bodenbearbeitenden Bakterien und niederen Pilzen, völlige Unterbindung der Funktionen der Humusschicht, Wipfeldürre, kümmerliches Höhen- und Dicken- wachstum, erhöhte Anfälligkeit gegen Pflanzenkrankheiten. Der Rnhrsiedlnngsverband wartet mit gut gewähltem Bildmaterial auf. Diese Beispiele könnten zu tausenden aus vielen, vielen Orten spielend leicht vermehrt werden. Dieses Wissen um die Not des Waldes ist ein Stück deutscher Volksnot, sie meistern zu helfen ist eine Auf gabe des „Stadtgärtnecs". Schon in der Vorkriegszeit hatte man den Sachstand erkannt, einige Forstleute wehrten sich verzweifelt gegen das Andrängen der Stadl gegen den Wald nnd ihre Brotstelle. Die Städtekunde (Lehre von der Struktur der Stadt) und der Städtebau (Technik der plan mäßigen Anlage), die Gartenstadtbestrebungen brachten den Städtern zum Bewußtsein, daß planlose Stadterweiterung Mißwirtschaft be deute, daß der städtische Grnnd und Boden planmäßig bewirtschaftet werden müssen, wenn gesundheitlich und wirtschaftlich wachsende Städte entstehen sollen. Nach dem Landranb von 1919 wurden diese Fragen nach brennender, denn nunmehr wurde das ohnehin schon dicht lebende deutsche Volk noch mehr zuiammengepreßt Wieder greift das Schicksal hart in die Bestände. Wilde Holzungen, die Folge mißverstandener Freiheit durch einen Volksteil oder rache- wütiges Holzen frevelhafter Franzosenhände anläßlich des Ruhr- einbrnchs und der Besatzungsschande mögen Einzelerscheinungen bleiben, die wir nicht vergessen wollen, die hoffentlich bald überwunden sind. Das Zurückdrängen des Waldes insolge der wirtschaftlichen Notwendigkeiten ist unanshaltbar trotz einiger gut gemeinter Ge genmaßnahmen, die unzulänglich bleiben müssen, solange sie nicht durch bessere nnd ande e Wege ergänzt werden. Tiefes Verständnis für den Wald und der in ihm ruhenden Werle muß sich mit dem eisernen Willen vereinen, ihn den: ohne Wald nicht denkbaren deutschen Volksleben und Volkserleben zu erhalten. Werte also sind gedankenlos preisgegeben nnd verschleudert worden, unwiederbringliche Werte ethischer, ästhetischer und nicht zuletzt wirtschaftlicher Art. Ich brauche dem deutschen Gartenfach mann nicht auseinandersetzcn, welche Werte auf dem Spiele stehen, sie sind ihm beruflich geläufig. Immerhin ist es heilsam und lehr reich, die Referate, die sich mit der Erfassung und Herausstellung dieser Werte beschäftigen, in den angezogenen Schriften zu studieren, wobei derjenigen des Landesplanungsoerbandes Düsseldorf der Vorzug tieferen Schürfens zugefprochen sei, wahrend die Schrift des Rnhrsiedlungeverbandes durch werbende Anschaulichkeit gelobt werden muß. Es gilt jetzt, der Entwaldung unserer dichtesten Siedlungsgebiete Einhalt zu tun, gegebenenfalls Verlorenes zurück- zuerobern. Die Regierungen kennen den Sachstand und Hellen auf dein üblichen Wege der Beihilfe für Wiederaufforstungen, für Meliora- lionen usw. Die Beihilfen bestehen in der Gewährung sachverstän diger Beratung, in Bereitstellung der erforderlichen Jungpflanzen oder von Barmitteln. Einige Großgemeinden haben sich zu prak tischen Waldschutz aufgerafft, zur planmüßigeu Bewirtschaftung ihres Stadtbodens nnd damit zur Erhaltung und Erweiterung ihres Stadtwaldes. Das Letztere wäre ja ganz lobenswert, wenn unsere Stadtwirtschaft, unser Stadtverkehr, unsere Baupolitik nicht mit der Umgebung der Stadt, mit den ländlichen Vorortgemeinden, aufs innigste verflochten wären. Was nutzt das Vorgehen einer einzelnen Stadt, wenn in den Nachbargcmeinden desto mehr gesündigt werden kann. Städtekunde und Städtebau sind zu enge Grenzen für Er kennen und Abhilfe Hier muß umfassendere Arbeit einsetzen nnd zwar schnell und durchgreifend in den am dichtesten besiedelten Ge bieten. Im Ruhrbezirk, in den Regierungsbezirken Düsseldorf und Merseburg nnd z T. im Freistaat Sachsen, sind erfolgversprechende Anfänge gemacht. Durch die „Landesplanung" sucht man die Entwicklung der ganzen Landschaft zu beeinflussen, die ,Forderungen der Natur und Gesundheit denen der Kultur (Wohn- und Wirt schaftsraum) anzugleichen. Sie sind z. Zt. noch selbst, allerdings fleißige Wegsucher, diese Lnndesplanungsverbände. Ihre Arbeit, die aus den Kinderschuhen herausdrängt, muß sich erst die Ergeb nisse der Landeskunde zunutze machen und den Weg zwischen natür- Die FahveshQUptvevsQmrnlung """""""""""""""""""""""" des Aeichsverdandes der deutschen Gar- tenbaubeamten findet zur Eröffnung der „Gruga" in Essen in der Leit vom 29. ZuNl bis L. Mi lSL9 statt.