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I. Januar 1929 Der Behörden-Gartenbau sollen. Wir warnen im Interesse des Berufes vor Halbheiten, die sich an den Studierenden bitter rächen müssen. Ohne den Gang der Ereignisse stören zu wollen, muß nunmehr der Vorschlag ge macht werden, die drohende Lücke durch einen oder mehrere Privat dozenten schließen zu lassen. Weiter muß nunmehr dringend darauf hingewiesen werden, daß außerpreußischen Studierenden der Weg zum Hochschulstudium nicht durch „Ausländerklauseln" erschwert wird, da sonst befürchtet werden muß, daß in anderen Bundes staaten Konknrrenzanstalten entstehen, die eine unselige Zersplitterung der beruflichen Kraft bedeuten würden. Nur wenn wir einer groß zügigen Auffassung Raum geben, kann die deutsche Gartenbauhoch- schule entstehen. Und sie muß bald entstehen, wenn der deutsche Gartenbau Nutzen davon haben soll. Tief bedauerlich ist es, daß gegen den Hochschulgedanken aus gärtnerischen Kreisen eine irreführende Gegenströmung eingesetzt hat. Sollte es jenen Gegnern nicht ebenso ergehen wie jenen Landwirten, die einst gegen die landwirtschaftlichen Hochschulen zeterten und dann zwangsläufig vom Saulus zum Paulus werden mußten? Die Entwicklung des Gartenbaues in den letzten zwei Jahrzehnten und die Zukunftsaussichten sollten doch jedem Gärtner die Augen geöffnet haben. Vielleicht wäre es gut und an der Zeit, daß nun mehr die Arbeitsgemeinschaft zur Schaffung einer deutschen Gar tenbauhochschule aus der Reserve herausträte und mit dem Vor urteile dieser Berufskreise aufzuräumen versuchte. Gewiß — einige Unbelehrbare werden immer als Rest übrig bleiben. Daß intensive Arbeit geleistet wird, geht daraus hervor, daß sich bereits das Preußenparlament mit der Frage beschäftigt. Die Fraktion der Deutschen Volkspartei hat an den Preußischen Land tag den nachstehenden Urantrag gestellt. „Der deutsche Gartenbau in allen seinen Berussgruppen strebt seit langem nach Vervollständigung seiner Ansbildungsmöglichkeiten. Dazu ist die Errichtung einer Hochschule für den Gartenbau drin gend erforderlich. Sie soll insbesondere der Heranbildung von Lehrkräften für die Gartenban-Lehranstalten und -Schulen im Lande dienen. Sie wird weiter durch die Heranbildung wissenschaftlich vorgebildetcr Praktiker wesentlich zur Steigerung der Leistungsfähig keit des Berufes beitragen. Das liegt in Ansehung der außerordent lich hohen Einfuhrziffern für gartenbauliche Erzeugnisse durchaus imJnteresse der deutschenGesamtwirtschaft. DemSmatsministerium sind die Bestrebungen und Wünsche des Berufsstandes bekannt. Dem Vernehmen nach ist es auch bereit, einen Weg zu suchen, der allmählich zu einer Befriedigung der anerkannten Bedürfnisse des Gartenbaues auf diesem Gebiete führt. Hierbei ist ausschlaggebender Werr darauf zu legen, daß der Berufsstand in allen seinen Fachgruppen zusammengefaßt und seine Ausbildungsmöglichkeiten nicht auf ver schiedene Anstalten verteilt werden. Der Landtag wolle daher beschließen: Das Staatsministerium wird ersucht, die Errichtung einer Gar tenbau-Hochschule baldmöglichst in die Wege zu leiten. Sofern die Errichtung einer selbständigen Hochschule aus finan ziellen Rücksichten jetzt nicht möglich ist, wird das Staatsministerium ersucht, eine Zwischenlösung durch Anschluß an eine landwirtschaft- Hochschule vorzunchmen. Hierbei ist die Gartenbau-Hochschule als selbständige Abteilung anzngliedern mit Professuren: a) für Obst- und Gemüsebau, d) für Blumen- und Pflanzenbau, c)-sür Gartengestaltung. Die zuletzt genannte Professnr ist gleichzeitig mit den übrigen zu errichten." Wir wünschen diesem Antrag einen vollen Erfolg, damit endlich die Gartenbaumissenschaft aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt wird. Nicht nur um die Ausbildung von wissenschaftlich gebildeten „Diplom- Gärtnern" handelt es sich, sondern um die volkswirtschaftlich not wendige Förderung eines für das Volkswohl unentbehrlichen Standes und Wirtschaftszweiges. Lehrgang für Drüh- und Treibgemüsebau in Straelen. An der Rheinischen Lehranstalt für Gemüsebau zu Straelen (Kreis Geldern), Lehranstalt der Landwirtschaftskammer für die Rheinprovinz, findet vom 21. bis 26. Januar l929 ein Kursus sür Früh- und Treibgemüsebau statt, zu dessen Teilnahme allen Gärtnern und Landwirten geraten werden kann, die sich dem Treibgemüsebau zugewendet haben. Der Lehrgang beginnt am Montag, den 21. Januar, vorn,. 8 Vs Uhr im Lehrsaal der Rhein. Lehranstalt für Gemüsebau. Die Kurfusgebühr beträgt 10.— RM. Sofortige An meldung bei der Direktion der Lehranstalt unter gleichzeitiger Über weisung der Kurfusgebühr durch Postanweisung oder auf das Konto bei der Vereinsbank Straelen Nr. 344 e ist erwünscht. Die neue Westfälische Gärtnerlehranstalt in Wolbeck. Am 9. Dezember wurde in Wolbeck i. W. die neue Gärtner lehranstalt, Institut der Landwirtschaftskammer der Provinz West falen, eröffnet. Die Eröffnungsfeier, welcher als Ehrengäste u. a. Freiherr von Kerckerinck, Oberpräsident Granowski, Regierungs präsident l)r Amelunxen, Landeshauptmann Or. Dieckmann, Prof. Benecke als Vertreter der Universität Münster und der Bürgermeister beiwohnten, wurde durch den Direktor der Landwirtschaftskammer Oekonomierat Pros. Or. Gerland eröffnet. Er wies in seiner Begrüßung auf den Werdegang und die Aufgaben der Anstalt hin. Durch den Herrn Landwirtschaftsminister wurde» als Geburtstags gabe 25000 Mark überwiesen, wovon Oberpräsident Gronowski Mitteilung machte. Nach der Ueberreichung aufrichtigster Glück wünsche von den verschiedensten Behörden und Berufsverbänden übernahm der Direktor der Anstalt, Dipl. Gartenbauinspektor Benack, aus der Hand des Landwirtschaftskammerpräsidenten Freiherrn von Ledebur die Schlüssel der Anstalt und erläuterte deren Ein richtung. Das Lehranstaltsgrundstiick umfaßt 1,28 ks. Das Gebäude wurde für den Schulbetrieb umgebaut. Die neuerbauten Kultur häuser (Tomatenhaus, Gurkenhaus, Kulturhaus, Vermehrungshaus, Kesselhaus und heizbare Doppelkasten) bedecken eine Fläche von 580 qm. 0,25 da Pachtland ergänzte die Flüchen für Freiland kulturen. 8. Lsnäezgtuppennsckrickten. Auzzckuzzberickte Landesgruppe Freistaat Hessen und Hessen-Nassau. Zu der Landesgruppenversammlung am 18. November 1928 in Frankfurt ain Main hatte sich eine stattliche Anzahl Teilnehmer eingesunken. Zunächst sand vormittags eine Besichtigung der von Garten baudirektor Bromme geschaffenen Dauerkleingartenkolonie „In der Römerstadt" (in Heddernheim) unter Führung des Gartenbauober inspektors Werner statt. Herr Werner gab eine ausführliche Er läuterung an Hand des Lageplanes über Entstehung und Planung der Anlage, welche gleichzeitig als öffentliche Anlage durch Prome nadenwege zugänglich ist und sich durch einheitliche nach Plänen der Stadt errichtete Gartenhäuschen, einheitl. Einsriedigungeu, Wege- einfassungeu nsw. auszeichnet. Sodann führte Herr Gartenarchitekt Beckstein von der Miet heim A.-G. Baugesellschaft durch die nach Plänen des Herr Stadt rat Map erbaute Siedlung „In der Römerstadt" zwischen Heddern- heim-Praunheim. Die neuzeitliche durch Flachbauten interessante Bauweise erweckte allseits Interesse und manche Bedenken wurden nach Besichtigung der Jnnenräume einiger Wohnungen zerstreut. Herr Beckstein wies nocb besonders auf die umfangreichen Erd arbeiten hin, die bei der Herstellung des zu jeder Wohnung gehöri gen Gartens erforderlich sind und die an Frankfurter Gartenbau firmen vergeben sind Nachmittags fand eine Versammlung „Im Steinernen Haus" statt. Gartenoberinspektor Kuhn gab nach Begrüßung der Anwesen den Bericht über die nm 22. 10. 28 stattgefundeneu Bezirksver- sammlung. Hierauf erstattete gepr. Obergärtner Liefke-Herborn einen aus führlichen Bericht über die Sitzung des Gartenbauausschusses der Rateb in Berlin am 30. 9. 28, an welche sich eine lebhafte Dis kussion anschloß nnd besonders die geringe Bewertung der praktisch vorgebildeten Gartenbeamten und die Angelegenheit der gärtnerischen Gewerbelehrer erörtert wurde. Zur Besoldungsfrage »ahn: auch der Obmann der Frankfurter Fachgruppe der „Komba" Technik Betrieb, Herr Vermessungsinspektor Koch eingehend Stellung. Die Besprechung des Sonderlehrgangs für Gartenbaubeamte in Geisenheim wurde auf Antrag von Gartenbauinspektor Schwarz- Wiesbaden zur nächsten Sitzung zurUckgestellt. Zur bevorstehenden Neuwahl von Beisitzern wurde ein Wahl ausschuß bestehend aus Gartenbauoberinspektor Werner, Garten meister Vetter, Gartenarchitekt Kintzel bestellt. Einige auf Verbesserung der Verbandszeitung hinzielenden An träge wurden mit dem Ersuchen entgegengenommen, positive Vor schläge zur nächsten Sitzung vorzulegen. Antrag Zöppig betr Veröffentlichung der in Nürnberg gehaltenen Vorträge in der Monatsschrift wurde zur Weitergabe an die Schriftleitung entgegen genommen. An die Versammlung anschließend besuchten die Teilnehmer die von dein Bezirksverband Hessen-Nassau des Volksbundes Deutsche Kriegsgräber-Fürsorge veranstalteten Ausstellung „Deutsche Krieger gräber". Der Geschäftsführer des Bezirksverbandes, Herr Schrift steller Geis-Frankfurt am Main gab in anschaulicher und ausführ licher Weise einen Ueberblick über die umfangreiche Arbeit des Volksbundes, an der auch Gartenbauoberinspektor Kuhn aktiv be teiligt ist. gez. Kuhn. gez. Schwender. Landesgrnppe Hansastädte und Schleswig-Holstein. Am 27. Nov. 1928 hielt Herr Gewerbe-Oberlehrer Landgraf, staatlich diplomierter Gartenbau-Inspektor, sür die Beamten und Angestellten des Garten- und Friedhofswesens zu Hamburg in der