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6 Der Behörden-Gartenbau 1. Januar 1929 6. Einführung einer Einheitsaschenkapsel für das Deutsche Reich. Berichterstatter: Oberinspektor Cyrenius-Halle. 7. Verhütung von Diebstählen an Leichen Berichterstatter: Ober inspektor Tschirner-Berlin. 8. Gemeinsame Beschaffung von Aschenkapscln, Schamottenum mern, Desinfektionsmitteln usw. Berichterstatter: Oberinspektor Tschirner-Berlin. Die äußerst anregende Sitzung zeigte, daß die starke Zunahme der Einäscherungen in Deutscklanü eine weit mehr wie bisher gezeigte Beachtung der maßgebenden Kreise erheischt. Der deutsche Städte tag hat es sich zur Aufgabe gemacht, dieser Materie mehr Aufmerk samkeit zu widmen und die Belange der Krematorien, wie auch der gesetzlichen Regelung der Feuerbestattung sein besonderes Augen merk zuzuwenden. Der ausgezeichnete, durch Lichtbilder unterstützte Vortrag des Stadtingenieurs Peßler-Dessau zeigte, daß in feuerungstechnischer Hinsicht die Einäscherungsanlagen noch viel zu leisten und nachzu holen haben. Seine eingehenden wissenschaftlichen Versuche haben bewiesen, daß rationelle Wärmewirtschaft in den Krematorien nur dann mit vollem Erfolg betrieben werden kann, wenn geeignete Kontroll apparate zur Verfügung stehen, was in den meisten Krematorien heute leider nicht der Fall ist. Die unter Leitung Peßlers durchgeführten Heizversuche im Krematorium Dessau mit den verschiedensten Brennstoffen (Koks, Gas und Briketts usw.) wurden vom Vortragenden kritisch ver arbeitet. Er stellte fest, welche Brennstoffe unter den verschiedenen Verhältnissen und unter Berücksichtigung der entstehenden Kosten die vorteilhaftesten und zweckmäßigsten sind. Die Kosten wurden genau angegeben und die einzelnen Phasen der Versuchseinäscherungen an Hand von Diagrammen im Lichtbild gezeigt. Die Frage der Abwärmeverwertung, die wirtschaftlichen Vorteile der direkten und indirekten Einäscherung, die Aushölung der Temperaturstürze in der Muffel mit oder ohne Zuschußwärme usw. wurden vom Vor tragenden eingehend erläutert. Die anderen Punkte der Tagesordnung boten noch viel wissens wertes nnd zeigten das dringende Bedürfnis, auf dem zukunfts reichen Gebiete der Feuerbestattung mit den Vertretern der Städte Hand in Hand zu arbeiten. Der deutsche Städtetag hat diese Notwendigkeit anerkannt, und wurde auf Vorschlag des Präsidenten zur weiteren Klärung der Feuerbestattungsfragen ein engerer Ausschuß eingesetzt, dein folgende Herren angehören: Stadtrat Bock-Berlin, Oberinspektor Cyrenius-Halle, Medizinalrat Or. Dyrenfurth-Berlin, Stadt ingenieur Keßler-Dessau, Baudirektor Linne-Hamburg, Bestat tungsdirektor Möckel-Chemnitz, Stadtrat MUller-Bernburg, Ober inspektor Tschirner-Berlin. Cyrenius. Ausstellung Deutscher Kriegergräber Frankfurt um Main. Aus Anlaß der Ehrenmalweihe auf dem Hauptfriedhofe in Frankfurt a. Main für die im Weltkriege Gefallenen veranstaltete der Bezirksverband Hessen-Nassau des „Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge" vom 1. bis 25. November 1928 in der er neuerten Dominikanerkirche zu Frankfurt a. Main eine Ausstellung „Deutsche Kriegergräber." Die dein Ernst der Sache in schlichter würdiger Weise nach Vorschlägen von Gartenoberinspektor Kuhn und von demVvrsitzenden des Bezirksverbandes Herrn Schriftsteller Geis vorbereitete Aus stellung wurde in Anwesenheit von Vertretern der Regierung, des Landesyauptverbandes, der Städte, der Universität, des französischen Konsuls und einer großen Zahl Gäste eröffnet. Sie enthielt eine reichhaltige Sammlung von Bildern und Modellen, weiche eine ein dringliche Sprache redeten von der umfangreichen Tätigkeit des „Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge." Statistische Darstellungen zeigten, daß von 2 055 000 deutschen Gefallenen 1950000 auf freindem Boden bestattet sind, wovon allein in Frankreich 930 000 Deutsche Kämpfer ruhen. Von dem Umfang der Verwaltungstätigkeit kann man sich eine Vorstellung machen, wenn man erfährt, daß jährlich bis 14 000 Auskünfte erteilt und im letzten Jahre am Totensonntage und Volkstrauertage 1525 Fried höfe in 26 Ländern geschmückt wurden. Neben reichhaltigen Bildersammlungen von Gräber- und Fried hofsanlagen, die die Feldzugsteilnehmer ihren gefallenen Kameraden in treuer Kameradschaft mit mehr oder weniger guten Geschick im Felde bereiteten und welche infolge ihrer provisorischen Art zum Teil verfallen oder verlegt sind, wurden eine große Zahl neuerer Anlagen gezeigt, welche von namhaften Gartenarchitekten und Ar chitekten während des Feldzuges und insbesondere in der Nach kriegszeit auf Veranlassung des Volksbundes geschaffen wurden. Von hervorragender Wirkung sind eine Anzahl von Stadtbaurat Map, Frankfurt a. Main, in Polen geschaffener Anlagen (Blonie, Gulianca, Valcelle, Russaliske), ferner die landschaftlich ausdrucks vollen Gedenkstätten in Zoltanee, Skidel, Kozowa, Birjulicze, Top- raisar, Raysk, Jasgarzew, weiterhin Odobesti, Vitanesti und Boldul in Rumänien. Neben diesen genannten Friedhöfen auf den östlichen Kriegs schauplätzen sind es die großen Sammelfriedhöfe in Frankreich und Flandern, die uns heute die Furchtbarkeit des Krieges in Erinnerung bringen. Wir sehen in den von Gartenarchitekt Tischler, München, im Auftrage des Volksbundes bearbeiteten Plänen und Modellen dergestalt die Sammelfriedhöfe von Neuville St. Vaast mit 40 000 Gräbern, Maissemy mit 20 000 Gräbern, St. Laurant Blangy mit 4400 Einzel- und 22 000 Sammelgräbern, Roye St. Gilles mit 3680, Caie 1230, Thiaucourt 9390, Vitry Neureuil 7200, Auberive 2170, Belleau mit 4250 Gräbern usw. Bei der Neugestaltung dieser ge waltigen Sammelfriedhöfe galt es, den Totenstätten eine schützende Umwehrung durch Hecken, Gräben oder Baumreihen zu geben, und damit gleichzeitig im Rahmen der Landschaft eine großzügige räum liche Gestaltung zu verleihen, dabei alle spielerischen Ausführungen baulicher und gärtnerischer Art zu unterlassen. Man hat bei der Betrachtung mancher Entwürfe vielfach den Eindruck, daß man sich in dieser Beziehung noch mehr Beschränkung auferlegen könnte und daß die nur mit einer Mauer oder Hecke oder einem Wall einge- friedigten und mit nur einigen sich entwickelnden Eichen-, Linden oder Pappelgruppen, oder einem entsprechend hochgerichteten Ehren mal in Kreuz- oder Stelenform versehenen Friedhof ausdrucksvolle Stätten der Kriegerehrung im Felde sein könnten. Außer diesen großen Anlagen wurden noch zahllose Beispiele von Soldatengräbern in aller Welt gezeigt (Litauen, Lettland, Eng land, Aegypten, Türkei, Palästina, Kolonien usw.) An der Ausstellung beteiligten sich weiterhin eine Anzahl Künstler durch Ausstellung von Plastiken und Entwürfen von Kriegerehren malen. Insbesondere fielen auf die Werke der Frankfurter Bildhauer Elkan, Bäumler, Ohly, Seiler, Bischoff, Best, Hedwig Ostertag; der Architekten Prof. Eberhardt-Offenbach, Thyert und Senf Frankfurt a. Main; der Gartenarchitekten Helgers und Grünewald Frankfurt a. Main und viele andere. Besonderes Interesse erweckten die Entwürfe für das Reichs ehrenmal auf dem Rhein und bei Berka. Daß noch außerordentlich viel Arbeit für den „Volksbund deutsche Kriegsgräberfürsorge" zu leisten übrig bleibt, das bewiesen die zahllosen schwarzen Fähnchen, welche die noch der Instandsetzung bedürftigen Friedhöfe auf den ausgehängten Landkarten bezeichneten. Da der Staat versagt, die Gräber von über 2 Millionen Kriegern zu pflegen, muß das Volk, muß jeder einzelne mithelfen. Es ist daher Pflicht aller ohne Unterschied der Konfession, der politischen Gesinnung und der sozialen Stellung den „Volksbund deutsche Kriegsgräberfürsorge" in seinen Arbeiten zu unterstützen. Dem Garten- und Füedhofsbeamten eröffnet sich auf diesem Gebiete ein dankbares Tätigkeitsfeld. Er erscheint ganz besonders dazu berufen, durch Rat und Tat in den örtlichen Volksbundgruppen mitzuhelfen und seine fachlichen Erfahrungen in den Dienst der allgemeinen Sache zu stellen. Kuhn Vorsitzender der Ortsgruppe Frankfurt-Main des Volksbundes deutsche Kriegsgräberfürsorge. kg'rtnerizckez Lekr- unü Ziläungzvezen Lehrgänge z»r Ausbildung von Gewerbelehrern in Preußen. Nach Mitteilung aus dem Preußischen Handelsministerium be ginnen im April d. I. neue Lehrgänge zur Ausbildung von Ge werbelehrern und Gewerbelehrerinnen in Berlin und Frankfurt a. M. Für die Zulassung gelten im wesentlichen auch dieses Mal noch die bisherigen unter dem 16. November 1926 bskanntgegebenen Bestim mungen, da die Verhandlungen über die Nengestaltung der Aus bildung von Gewerbelehrern (-lehrerinnen) noch nicht zum Abschluß gebracht werden konnten. Meldungen zur Aufnahmeprüfung find sofort an den Leiter des Staatlichen Berufspädagogischen Instituts, Berlin SW 68, Kochstr. 65, oder Frankfurt n. M., Pfingstbrunnen straße 15, zu richten. An den gleichen Stellen sind auch nähere Einzelheiten wegen der Höhe der Aufnahme-, Studien- und Prü fungsgebühren usw. zu erfragen. Um die Gartenbauhochschule. Für die deutschen Gartenbaubeamten gibt es in der Hochschul frage nur eine eindeutige Stellungnahme: Her mit der Hochschule, so schnell als möglich. Selbst eine Zwischenlösung ist, wenn eine felbständige Gartenbauhochschule nicht möglich sein sollte, in Kauf zu nehmen. Wir können aber nur einer Lösung Anstimmen, die das Lehrfach Gartengestaltung mit einschließt". Nach den der Ge schäftsleitung zugegangenen Zeitungsmeldungen sollen im Haus haltplanentwurf des zuständigen preußischen Ministeriums zwei Pro fessorenstellen für Garten- und Obstbau angefordert sein. Es ist anzunehmen, daß diese Stellen den: Nutzgartenban Vorbehalten sein