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I. August 1926 Ter Behörden-Garteubau Hallenschau: Die Geschichte der Gartenkunst. Jubilaunis-Ganenbau-Ausstelluug Dresden. der potenüUa nep-Uensis und andern mehr. Täglich neueEiudröcke, kann, daß man Zeit hat, sich den verschiedenen Son- dergärten zu widmen. Und dach ist gerade jetzt die beste Zeit dazu, denn die grüßen Rasenflächen zeigen erst die Anfänge ihrer Blütenpracht. Einen Vargeschmack der Rasenschanheit g ew ä h r t uns der Sondergarten der Fa. Münch de Hanfe, Dres den. Als Rosensoudergar- ten van Heinz Wichmann- Weimar entwarfen, übt er einen besonderen Anzieh ungspunkt aut den Besucher aus. Abweichend van dem Althergebrachten zeigt er eine glückliche Lösung der Gliederung und Teilung eines Rasengartens durch Terrassen und vertiefte Par terre. Beherrscht wird die Anlage von einem ebenfalls von Heinz Wichmann ent worfenen Teehaus. Von dort hat man einen wunder vollen Überblick über die bald erfolgreichen Gartenunterricht treiben will. Ebenso sollte der Gartmbaupädagog nicht alle Unterhaltungsarbeiten selbst aussührcn wollen. Gerade die Tätigkeit des praktischen Gärtners im Schul- ichrglirtcn wird viel befruchtende Anregung bringen. Man denke nur an praktische Obstbnumpflege, an gärtnerische Kunstgrtffe aller Art. Weiter sollte man im Interesse der Zeitersparnis die Schüler nicht mit allzuviel eintönigen Arbeiten (Wegeuutcrhaltung, Erde wirtschaft usw.) beschäftigen. Gewiß macht es Vergnügen, einmal eine Fuhre Kies für die Wege „durch der Eimer lange Kette" auf den Gartenwegen aufzubringen und sauber zu verteilen, aber öfter oder in größeren Mengen wirkt die Arbeit ermüdend und genügt für eine Übung. Also eine gewisse Menge Arbeit wäre wohl deni Wüschen Gartenamt aus pädagogischen Gründen zu überlassen, ganz abgesehen davon, daß auch, mindestens in der Anfangszeit, dem Gartenbaupädagogen die Mithilfe des zünftigen Gärtners sehr willkommen sein dürste, auch aus wirtschaftlichen Gründen. Außer ordentlich großer Wert dürfte auf die Förderung der Blumenzucht und Blumenpflege zu legen sein. Ein Kongreßteilnehmer verkündete stolz, daß er seinen Schullehrgartenetat vom Verkauf abgeschnittener Blumen an die Schülerinnen (er war Studienrat an einer höheren Mdchenbildungsanstalt) decke. Wenn auch die Blumenanzucht in solchem Außmaße im Interesse unseres Erwerbsgartenbaues nicht erwünscht ist und weise Beschränkung um der Sache willen anzu roten ist, muß doch dem künftigen Siedler, Gartenbesitzer, Schreber gärtner, der künftigen Hausfrau eine tiefere Pflanzen- und Blumen- üuntnis vermittelt werden als bisher. Vian mache nur eininal in einer Großstadt bei Schulkindern der oberen Klassen eine Stich probe und prüfe die Pflanzenkenntnis. In 75 von 100 Fällen kennen sie nicht einmal die Getreidearten. Nach Vorstehendem ist unseren Berussjüngern anzuraten, an diesem Gartenbaugebiete nicht achtlos vorbei, zu gehen, der deutsche Gartenbau kann hierdurch eine ungeahnte Bereicherung erfahren. Rosenflächen. Abends erhöht sich der Reiz noch durch die farbige Unterwasscrbeleuchtung des Blumenbeckens und die Licht reflexe der Pergolabeleuchtung. Am Laubengang ranken groß blumige Llematis in lila und rot, einen schönen Hintergrund für die in breiten Farbbändern angeordneten Rosen bildend. Die vertieften Flächen sind angepflanzt mit den schönsten und edelsten niedrigen Rosen. Nach Überschreiten des Hauptweges zum grünen Dom gelangt man zu zwei Sondergärtcu, die reichhaltiger gestaltet sind und daher zuerst verwirren. Erst nach mehrmaligem Durchgehen erhält der Besucher einen Überblick davon, was der Gartengestalter alles hat sagen wollen. Zuerst der Soudergarten der Fa. Hauber, Dresden-Tolkewitz. Die ganze Anlage ist durch Erdbewegung abwechslungsreich gestaltet. Rechts führen einige Stufen durch hohe Taxushecken in den Stauden garten, bepflanzt mit den schönsten Blütenstauden. An den dunkel grünen Ecken entlang hohe Oelpbinium, Lampanulla, Qsillarckia, Pyrethrum, davor niedrige Stauden: Achilles „Kirschkönigin" Vero nica iocana usw. Plattenwege trennen die reich mit Leckum, 8axi- traßg und Thymus bepflanzte Mitte, den schönsten Rasencrsatz bildend. Darüber breitet ein riesiger Ahorn sein Blätterdach aus und schafft schattige Sitzplätze. Glücklicher Künstler, der sein Werk in solch schönen, alten Baumbestand hinein komponieren konnte. Eine Pergola und Laubengang schließen diesen Teil von den Rhododendrongruppen ab. Seitwärts führen hohe Taxushecken den Besucher zu lauschigen Sitz plätzen. Links ladet ein von einer Blutbuchenhccke umschlossener Platz mit leise plätscherndem Brunnen zum Sitzen ein. Den Anschluß an die Hecken bilden schöne große Koniferen, welche schon jahrelang sür diese Zwecke kultiviert wurden und trotz ihrer riesigen Höhe sehr gut angewachsen sind. Davor steht das Garten haus mit vorgelagertem Rosenplatz eingefaßt mit Rosenhochstämmen. Die letzte Seite "schließen Blütensträucher und Koniferen in reicher Zahl. Die Mitte bildet eine vertiefte Rosenanlage mit Brunnen, Unserem Berufe erschließen diese Bestrebungen ein beachtliches Be tätigungsfeld und auch der Erwcrbsgartenbau wird daraus Vor teile ziehen können, wie es ähnlich bei der Klcingartenbewegung in Erscheinung trat. Mitarbeit an diesen Dingen bedeutet Mitarbeit am Aufbau eines gesunden Volkskörpers. —d. Iubüäum5-6ürtenbau-Aus§teHung vresäen 1Y26. Zondergärten. Die Zeit eilt im Fluge dahin, kaum war der Glanz der Darwin- tulpcn vorüber, so rüsteten die Steingärten zum zweiten Flor und zeigten in vielen uachahmungswerten Motiven die reiche Verwend barkeit dieser anspruchslosen Pflanzen. Durch die geschickte Aufteilung läßt sich kaum eine Lücke bis zum Flor der Svmmerblüher erkennen. Man ahnt jetzt schon die Glut, die über den gelben Blütenmnssen der Rudbeckien „Goldball" und Lolickago nma der Zwerggoldraude sowie Oenothers, der Nachtkerze, bei heißer Augustsonne liegen muß, wohltuend gemildert durch den Flor der Somnierphloxe Phloxe ckecus8Lta in vielen Farbentönen und den niedrigen Vertretern der Steingartengewächse, wie dem Blau der Lavendel, den, leuchtendorange Es ist nicht verfrüht, wenn irr den Garucnbauunter- sücht und den Gnrtenbau- Istrcüpädagogisch gebilde- mr Garleubaulehrcr) als Mas vorhandenes nu- üchen. Damit gewinnt die stmsbahu des gärtneri- Mn Gewerbeoberlehrers, des Gartenbaulehrers (pä dagogische Seminarlehr- gänge an den höheren UlWtmbaulehranstalten) lerhöhte Bedeutung und Inösfnct dem Berufe nicht Uii unterschätzende Aus sichten, ja, die künftige Martenbauhochschule dllrf- jlc wesentlich nach dieser «Richtung Arbeit haben. Die Neuanlnge der kCchullehrgärtcn wird in kviclcn Fällen dem städt ischen Gartenamt zu über tragen sein. Es muß, so weit die jetzigen Erfah rungen reichen, dringend davor gewarnt werden, diese Gärten allzu primi tiv, zu behelfsmäßig ein- Mrichten, wenn man «mn Gartenarchitekt G. Alling er, der künstlerische Leiter der Wsstellung, über das Thema: Kind und Gartenschönhcit. Weiter find erwähnenswert die Vorträge von Prof. Mu es mann, Dresden De städtebauliche Eingliederung des Schulgartens) u. Or. Tei: sch er, Msde» (Entwicklung und Probleme der Schulgartenbewegung). Äßcrordentüch anregend war indessen der persönliche Austausch. Ne zu fordernde Größe des Schullehrgartens, die benötigten Mittel, gcrätebeschaffung, Pflanzenbeschaffung, Gartenbau-Unterricht, Ge- mscanzucht und Schulküche, Ausbildung der Gartenbaulehrer und L a in. waren vielerörterter Gesprächsstoff. Dieser vielbeachtete Kongreß wird in vielen, vielen Berichten . Ismen Niederschlag finden, die Pädagogenpresse hat ihn als will- Immcnes Gebiet bereits erfaßt und bei vielen Stadtverwaltungen M der Antrag auf Schaffung solcher Schullchrgärten erneut ein- grden und Gegenstand der Erörterung werden. Für den städtischen Gartcnbaubeamten erhebt sich nun die Frage, wie er sich zu diesen Dingen stellen soll. Selbstverständlich ist wohl, daß er der Verwirklichung der Idee im Interesse des Garimgedankens, zur Förderung des Gartenlebens und Garten- nlckms in unserem Volke, mit wärmster Anteilnahme igegenüber- skht. Mir will scheinen, daß namentlich in großen Städten künftig düst Frage ohne den Gartenfachmann überhaupt nicht'zu lösen ist.