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Der Behörden-Gartenbau I. April 1426 Bon der höheren Staatslchranftalt für Gartenbau in Weihenstephan, Bayern. Schluß. Meseutlichc Veränderungen habe» im Laufe des Jahres den Lehr körper betroffen; Or. Lichtenauer, der am p April Ig25 einen Teil des naturkundlichen Unterrichts übernahm, erhielt mit Ende des Jahres in Or. Eißmann, der bisher Assistent an der psianzen-phvsiologischen Versuchsstation (Prof. Kroemer) in Geisenheim mar, einen Nachfolger. Anstelle des bisherigen Leiters der Abt. Gartengestaltung, des. Mber- inspektors Leidig, der als Gartendirektor nach Duisburg berufen wurde, trat Gartenarchitekt lvilczek, der ans leitender Stellung in der Abt. Gartengestaltung der Firma L. Späth Berlin, kam. Das Machstum der Lehranstalt machte aber auch eine Vermehrung des Lehrkörpers notwendig; so wurde für den Unterricbt im Mbstbau dipl Vöstbauin- spektor Knippei bisher tätig au der. Landwirtschastskammer in Halle a. S. und in größeren Privatbetrieben berufen; neu hinzu kam außer dem Pflanzenzuchtinspektor Morgen, bisher Assistent am landwirt'chaf - lichen Institut der Universität Gießen. Das vergangene Jahr brachte eine Vergrößerung der landwirt schaftlich und gärtnerisch genutzten Fläche nm ra. ->o barer. Tagwerk; in Erweiterung des auch in diesem Jahre vergrößerten Baumschul betriebes sind für die nächsten Monate vorgesehen: Steinobstanlagcn und Formobstgarten, eine Musterpslonzung in landwirtschaftlichem Mlnt- bau, Beispielsgärten für Kleinobstbau und Erweiterung der Leercn- pflanzungen wie auch eine Vergrößerung der Gehölzbaumscbule Trotz der Schwierigkeiten des Jahres konnten auch die Kultureinrichtungen eine Ergänzung erfahren durch Anlage zweier Kalthäuser von 24 m Länge und eines kleineren, das besonders der Aufnahme von Linu- rsrisn und primuig obrem dienen soll wie auch von primula msla- coickes. die züchterisch bearbeitet werden. Für die nächsten Monate ist bereits genehmigt, die Anlage zweier Gurkcnhänser von je 2N m Länge und eines großen Kesselhauses; diese letzten Einrichtungen sollen den Grundstock eines größeren Gewächshausblockes bilden. Es werden mit Inbetriebnahme dieser Anlagen versuche mit Kohlensäuredüngung etc. aufgenommen werden. Um in dem in Bayern volkswirtschaftlich sehr wichtigen Unter richt in Bienenzucht allen Anforderungen gewachsen zu sein, errichtete die Lehranstalt ein neues Bienenhaus für 40 Völker, eingeteilt in einen Betriebs- und einen Lehrbienenstand, mit den üblichsten Wohn systemen. (Kutschbente, Adams Zmillingsbeute, Rhönbeute, Zander- Kästen etc) Das Haus ist iür Bolksbreitwabenkästen eingerichtet und unterkellert, nm einen bienendichten Schleuderrnuch und Räume zum Dunkelstellen bei künstlischcr Vermehrung zu besitzen. Die Um gebung des Bienenhauses ist zu einem Bienennährgarten mit syste matisch geordneter Anpflanzung von Bienenfutterpflanzen umge wandelt morden. Die alten Bienenstöcke werden als Wander bienenstände im Moor verwandt. Im Kerlaufe des Jahres fand eine weitere Ausdehnung der VersuchstMgkcit an der Lehranstalt statt und es ist eine Erweite rung auf alle Fragen des Gartenbaues geplant. Die wissenschaft lichen Versuche des Jahres lagen auf dem Gebiete der Düngung, des Beizens und des Stünmulierens, auf dem Gebiete des Pflanzen schutzes und des Verfahrens der Bodenbedeckung bei gärtnerischen Kulturen. Desgleichen fanden Versuche auf dem Gebiete des Samenbaues und der Pflanzenzüchtung statt. Es wird weiterhin die Versuchs tätigkeit auf die Erforschung der llnterlagenfrage im Obstbau und auf das gärungsphysiolvgische Feld ausgedehnt werden. Wesentliche Veränderungen und Bereicherungen erfuhren im Verlauf des , Jahres die Grünanlagen der Lehranstalt, die Zier- und Lehrzwecken dienen sollen. Zu ermähnen sind hierbei: Die Neuanlage eines regelmäßigen Hofes am Eingang, die Umgestaltung der bisher landschaftlich behandelten Flächen, die dem Lehrgebäude südlich vorgelagert sind, die Anlage von Rosen- und Blumengärten und eines Alpinums. Für das Jahr 1926 sind geplant: Änlage eines Stauden-Hausgärtchens und neben einigen Veränderungen der Ausbau des Arboretums für Unterrichtszwecke. Mit dem äußeren Ausbau der Lehranstalt ging und geht fortgesetzt der innere parallel, sodaß Leistungsfähigkeit und Ansprüche sich mehr und mehr decken. Von besonderer Bedeutung für einen Teil unseres Berufes ist die Einrichtung eines höheren Lehrganges für Blumenkunst unter der Leitung von Gartenarchitekt Zobel. Am 8. Januar 1926 fand die Eröffnung dieses Lehrganges statt. Seine Einrichtung ist auf die Initiative und Unterstützung des Verbandes Deutscher Blnmcn- geschäftsinhaber zurückzuführen und sand bei der bayr. Staats regierung bereitwillige weitgehende Förderung und Unterstützung. Es muß überhaupt an dieser Stelle des Interesses gedacht werden, daß die bayr. Staatsregierung und besonders Ministerialrat Or. Hezner der Lehranstalt wie dem Berufe entgegenbringt in richtiger Einschätzung der volkswirtschaftlichen Bedeutung des Land- und Gartenbaues. Daß die Direktion cs sich weiterhin zur Aufgabe gemacht hat, die den wirtschaftlich schwachen Kreisen entspringenden Hörer der Lehranstalt in jeder Weise zu unterstützen, beweist die Einrichtung eines billigen gemeinsamen Mittag- und Abcndtisches, eines schönen Schülcrheims und von Ermerbsmöglichkeiten in den Betrieben der Lehranstalt Es geht also trotz der Nöte des Bntertcrndes vorwärts" und bergauf. Gartenmeisterprüfung in Württemberg. Die mürttcmbergische Landwirtschaftskammer hielt vom 4. bis 12. Febr. 26 an der staatlichen Gartenbauschule in Hohenheim bei Stuttgart die erste Gartenmeisterprüfung ab. Der Zweck der Prüfung — Hebung des gärtnerischen Wissens, Könnens und An sehens — konnte nur erreicht werden, wenn das Heu Prüflingen abverlangte Blaß von Kenntnissen den heutigen. zieMlich hoch gespannten Anforderungen entsprach. . Für die Zulassung wurde deshalb von vornherein die Vollen dung des 24. Lebensjahres, eine mindestens !) jährige gärtnerische Tätigkeit und die theoretische Fachausbildung, wie sie etwa der Besuch einer Gartenbauschule mit einjährigem Lehrgang bietet, ver langt. Die Prüfung selbst bestand aus einer Hausarbeit, die über die Zulassung zum eigentlichen Erameu, .düs in einen schriftlichen, praktischen und mündlichen Teil zerfiel, entschied. Für jeden Prü- fungstag wurden 8—5 Prüflinge einberufen. Einer zweistündigen Klausurarbeit folgte eine gleichlnnge praktische Prüfung und daran schloß sich das Mündliche. Von den 36 Gärtnern, die sich gemeldet hatten, traten zwei zurück, einer wurde wegen ungenügender Hausarbeit von der wei teren Prüfung ausgeschlossen. Es blieben nun noch 83 Herren übrig, die sich auf folgende Hauptfächer verteilten: 12 in Topf pflanzenkulturen, I I in Gemüsebau, 4 in Landschastsgärtnerei, 3 in Gemüse- und Obstbau, 2 in Baumschulbetrieb, 1 in gärtnerischen, Freilandkulturen — 33. Davon bestanden die Prüfung: 8 in Topf- pstnnzenkulturen, 9 in Gemüsebau, 3 in Landschaftsgärtnerei, 2 in Baumschulen — 22. Vier Prüflinge erhielten die Note gut, 11 befriedigend und 7 genügend. Bon denen, die bestanden, hatten 7, von denen, die zurückgewiefen worden waren, hatten 9 eine Gnrtenbauschulc nicht besucht. Die hohe Ausfallziffer ist vor allem darauf zurückzuführen, daß viele Prüflinge sich trotz des im Herbst 1925 abgchaltencn Vorbereitungskurses nicht klargemorden sind, daß mit landläufigen Gehilfenkenntnissen der Titel Gartenmeister nicht erworben werden kann. Der Prüfungsausschuß bestand u. a. aus den Herren Winkelmann, Tempf, Ernst, Grotz, Haug, Kemmer, Schoemperle, Siegloch und Steinlc. Kemmer. Die diesjährigen staatlichen Prüfungen in Pillnitz. Diese erste staatliche gärtnerische Fachprüfung gliedert sich in einen schriftlichen und einen mündlichen Teil. Geprüft wird in 4 wissenschaftlichen Lehrgebieten, und zwar gemeinsam für Lehrgang II und III. Von technischen Lehrgebieten sind vorgesehen für die Lehrgänge II (Erwerbsgartenbau) und III (Gartenkunst) je 6 Prüfungsfächer. In diesem Jahre wurde schrift lich geprüft: Lehrgang II: in Obst- und Gemüseverwertung und in gärtnerischen Freilandkulturen; Lehrgang III: in Planentwerfen und Zeichnen und in Gehölzkunde. Gemeinsam wurden beide Lehr gänge geprüft in Pflanzenschutz. Für jedes schriftliche Prüfungsfach wurden je 3 Aufgaben dem Wirtfcbaftsministerium vorgeschlagcn, das für je, ein Fach eine Aufgabe bestimmt, die versiegelt dem Direktor zugeht und erst in der Prüfung in Gegenwart der Prüflinge geöffnet-nurd. Die Auf gaben sind unter Aufsicht eines Lehrers in längstens 3 Stunden ohne Benutzung von Hilfsmitteln zu bearbeiten. Die schriftliche Prüfung fand statt nm 23., 25. und 26. Januar. Als Prüfungsfächer für die mündliche Prüfung am 12., 13. und 15. Februar waren bestimmt: Gemeinsam für Lehrgang II und III: Botanik, Bodenkunde und Tüngerlehre und gärtnerische Betriebslehre; für Lehrgang II (Erwerbsgartenbau): Gärtnerische Kulturen unter Glas, Obst- und Gemüsebau, Pflanzenzüchtung und Samenbnu, Gartentcchnik und Feldmefsen; für Lehrgang III (Gartenkunst): Gartentechnik und Feldmefsen, Gartenkunst und Gartengestaltung, sozialer Gartenbau und Sied lungswesen, Pflanzenanzucht. Es wird jedem Prüfling ein Thema gestellt, über das er bis zu 10 Minuten sprechen soll, ein sog. Abfragen ist möglichst zu vermeiden. Die mündliche Prüfung fand in Gegenwart eines Re gierungsvertreters statt, auch hatten sich Herren des Verwaltungs rates eingefunden. Der Prüfung unterzogen sich 26 Hörer. Alle Prüflinge be standen und zwar 5 mit „sehr gut", 17 mit „gut", 4 mit „genügend". Am 17. Februar erfolgte die mündliche Prüfung des Wintcr- lehrgangs, die die hauptsächlichsten Unterrichtsfächer dieses fünf monatigen Gehilfenlehrgangs umfaßte. Auch hier konnte festgestellt werden, daß die Besucher die kurze Zeit ausgenutzt und sich ein gutes Wissen angeeignet hatten. 15 Teilnehmer des Lehrganges, die mit der Gesamtnote „Gut" bestanden hatten, meldeten sich auf Grund des ß 5 Abs. 2 3 der Satzungen zur Aufnahmeprüfung in die Unterstufe des höheren Lehrganges, lieber diese und andere Aufnahmeprüfungen soll später berichtet werden. Kniese.