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Dev Behövden-Gavtenbau ß Monatsschrift für den deutschen behördlichen Garten-, Obst-, Gemüse-, Weinbau und das Fricdhofswesen. S ß Herausgeber und Verleger: Reichsverband der deutschen Gartenbaubeamten. s Berufsverband der Beamten und Angestellten des Garten-, Obst-, Gemüse- und Weinbaues und des Friedhofswesens. S Nr. 3 Chemnitz, 1. März 1926. 3. Jahrgang kine sauerländiscke keispielswirtscliafi kür Obst-und Gemüsebau in Arnsberg i. ^estt. Wer heute durch das Sauerland reist, und weiter in den Bezirk Wittgenstein und Siegerland fährt, der wird allenthalben einem weitverbreiteten Obstbau begegnen. Die Ansichten über die Anbau möglichkeiten von Obstbäumen im südlichen Teile des Regierungs bezirks Arnsberg haben sich in den letzten 20 Jahren sehr geändert. An anderer Stelle wies ich einmal darauf hin, daß es nicht darauf ankommt, daß in irgend einem Teile des Vaterlandes und zwar in den sogenannten „besten Gegenden Deutschlands" sich ein blühender Obstbail entwickelt, sondern daß vielmehr überall dort, wo Menschen wohnen und leben, sür Obst gesorgt werden muß. Im übrigen lassen sich auf diese Weise weite Transportwege bis zum Verbraucher vermeiden, die das Obst verteuern und bei der vielfach großen Empfindlichkeit mancher Sorten den Wert der Früchte durch den Transport vermindern. Die gesundheitlichen Vorzüge des Gesichtspunkte zu schaffen, sich ganz den hier meist vorhandenen kleinbäuerlichen Betrieben anzupaffen und in einen solchen Wirt schaftsbetrieb planmäßigen Obst- und Gemüsebau hineinzulegen. Selbstverständlich muß das in einem Verhältnis geschehen, das in den Rahmen eines solchen Betriebes paßt. Der Kreis Arnsberg, der in der Förderung wirtschaftlicher Unternehmungen stets mit Entschlossenheit dabei ist, hat daher den Plan zur Ausführung einer „Beispielswirtschaft für Obst- und Gemüsebau" aufge griffen, wobei er sich die bisherigen Erfahrungen der Praxis des Erwerbs-, Obst- und Gemüsebaues von vornherein zu Nutze machte und eine Einrichtung schuf, die nicht erst durch Probieren zu einem zweckmäßigen Betriebe gemacht werden sollte. Dieser Entschluß lag ihm um so näher, als im Kreise Arnsberg der beste und zahlenmäßig stärkste Obstban des Sauerlnndes vorhanden ist. Für die Beispiels- Wirtschaft des Kreises Arnsberg kommt daher die sonst landläufige Bezeichnung eines „Versuchsgarlens", „Obstmustergartens", oder gar einer „Kreisbaumschule" nicht in Betracht. Sie stellt vielmehr einen Betrieb vor, der von Anfang an als Beispiel zur Nachahmung der Beispielswirtschaft in Arnsberg Obstes haben allenthalben zu Aubauversuchen geführt, und den Obst bau vielmehr verallgemeinert, als zu erwarten stand. Freilich sind hier und da Fehlschläge cingetretcn, doch haben gerade diese die weiteren Anregungen gegeben. Die obstbnulichen Erfahrungen sind soweit vorangegangen, daß für weitere Teile des Sauerlandes unter Auswahl geeigneter Sorten nnb-Arten und richtiger Art der An pflanzung, Obst angepflanzt werden kann. Die frühere Ansicht, daß Obst im Sauerlande nicht gedeiht, hat sich völlig zerschlagen, ebenso die völlig falsche Auffassung, nur spätblühende Sorten zur Anpflanzung zu bringen, um dem Erfrieren der Blüten vorzubeugen. Selbstverständlich gibt es örtliche Stellen, wo Obst nicht gedeiht, dort ist entweder der Boden zu flachgründig, oder die Lage zu kalt. Die vorhandenen günstigen Ergebnisse der Obstkultur aber und der mit Beginn des Krieges begonnene größere Gemüseanbau fnnden weite Beachtung bei der Landwirtschaft und warfen die Frage auf, wie man diesen Kulturen schneller vorwärts helfen könnte. Was lag da näher als den Gedanken zu verwirk lichen, eine Beispielswirtschaft für Obst und Gemüse unter dem obst- und gemüsebaulichen Praxis der Landwirtschaft dienen soll. Im Nachfolgenden soll kurz gesagt werden, wie der Betrieb aussieht. Im Jahre 1921 wurde ein 18 dreiviertel Morgen großes Grundstück erworben. Es handelt sich um einen Grauwackeboden, der reichlich mit Lehm durchsetzt ist und der so einem Durchschnitts- bvdcn des Kreises Arnsberg entspricht. Das Grundstück ist mit einem Holzzaun und einer Fichtenhccke eingefriedigt. Zu der Auf teilung des Grundstückes als Beispielswirtschaft für das Sauerland muß ich erwähnen, daß der Obstbau hier landläufig auf dem Weide- kamp nnzutrcffen ist, weshalb gerade diese Art des Anbaues im Betriebe mitoorhanden sein mußte. Der Obstbau im Weideland wird auch künftighin das typische Bild bleiben, wenngleich Feldraine und sonstige Grenzen der landwirtschaftlichen Ackerländer für den Obstbau nutzbar gemacht werden könnten. Für den anderwärts bekannten Obstbau mit landwirtschaftlichen Unterkulturen fehlt es im Kreise Arnsberg an den notwendigen Ländereien. Für die Ein teilung der ganzen Fläche war im übrigen die ortsübliche Art der gesaniten Wirtschaftsführung ausschlaggebend. Wir finden in der Die Hauptversammlung des Reichsverbandes findet während der Herbstblumenschau der Jubi läums-Gartenbau-Ausstellung in Dresden, in der Zeit vom 3. bis 5. September 1926, statt.