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102 Der Bchö'den-Gartenbau 1. Dezember IM I. D Der bartenarckitekt von formal. Berlin, den 12. Nvv. 1026. Sehr geehrte Schriftleitung! Die gute Tante Voß brachte vor etlichen Wochen einen i» beanueteu Archiieltenkreisen viel beachteten Aussatz des bekannten Bauingenieurs und Baurates H. 2. Sierks, Dresden, der sich mit der Besetzung des Berliner Sladtbauratspostens besagte. Baurnt Sierks sagt darin, daß er in grundsätzlichen Darlegungen zu dieser Frage Stellung nimmt. Das geschieht unter leidenschaftlichem Ein tritt für die freie Archilektenschaft und vor allem unter Herausstellung eines Grundsatzes, der uns seit einigen Monaten immer mehr auf die arme Gartenbeamtenseele brennt. So sagt Sierks wörtlich: „Es ist ein Unfug, beamtete Architekten mit der Projektierung künstlerischer Aufgaben zn betrauen", oder: „Akan muß sich weiterhin darüber klar sein, daß Künstler und Beamte Begriffe sind, die sich nicht in einer Person vereinigen lasset!". Eigenartig nnd wohl ein wenig. boLhaftz.au.ch nicht ganz schmeichelhaft für die tätigen beamteten Bauarchitektcn wirkt der Satz: „Was haben wir Nichtarchitekten auch für ein Interesse an der Befriedigung des Ehrgeizes irgend eines beamteten oder das Wohlergehen eines mehr merkantil wie künstlerisch veranlagten Architekten? Die Aufgabe, unserer Kultur einen sichtbaren Ausdruck zu geben, ist weder eine Spielerei noch eine Angelegenheit der Profitmacherei". Diese hier herausgestellrcn Sätze verlieren ihren Sinn durch Herausrcißen aus dem Gefüge durchaus nicht, sie sind nur die stärksten Hauunerschlüge aus das (hoffentlich recht feste) Dach des beamteten Architekten. Nun kann den Gartenfachleuten zunächst gleichgültig sein, um welche Brotstücke sich die Herren Architekten rausen, wenn nicht diese Dinge im Lager unserer Unentwegten, der freien Gartenarchitekten, den Frühlings wind lustiger blasen ließen. Als gefundenes — Mittagepen tischen sie ihren Kampfgenossen diese famose Auslassung des Baurntes Sierks postwendend auf. Der deutsche Gartenarchitekt, das Organ des Bundes deutscher Gartenarchitekten bringt im 10. Heft dieses Jahrganges wortwörtlich den Aufsatz Sierks unter Quellenangabe, selbstverständlich mit einer Anerkennung freudigster Zustimmung und zwar unter der Spitzmarke: Der Stadtbaurat von Format. Die Standes-Ärbeitsweise unserer freien Gartenarchitekten haben wir in der letzten Zeit kennen gelernt. Es ist das Verdienst Ihrer Schriftleitnng, die Gefahren für unsere Kollegen rechtzeitig aufgedcckt zu haben. Nach den oben angeführten Richtlinien, die ja im Lager der Gegner ungeteilte Zustimmung fanden, können wir ungefähr rechnerisch überschlagen, welche Aufgaben uns verbleiben, wenn sich der freie Gartenarchitekt etwa erfolgreich auf der angedeutcten Linie durchsetzen würde und der Gartenarchitekt von Format seine neu entdeckte Laufbahn beginnt. Jedenfalls kennen wir nun den Brunnen, aus dem der Mitbewerber schöpft. Gartcnbaubeamte wehrt Euch ehe es zu spät ist! Der Schristleitung ein „Jungens holt säst" zur Rückenstärkung. K. bi. „6ie Kartenarchitekt, hie Kartenbeamter." — „MsMrung ötientiicher Krünanisgen üurch freie Kartenarchitekten." beitrag und Entgegnung. Über die Berechtigung, bezw. Notwendigkeit, freischaffendeGarten- architekten zur Mitarbeit in den Tätigkeitsgebieten der Städte heranzuziehen, hat Leberecht Migge in seinem Artikel: „Hie Gartenarchitekt, hie Gartenbeamter" in voriger Nummer sehr treffende und scharfsinnige Feststellungen machen dürfen, die wohl auch in beiden Lagern Anerkennung finden werden. Wenn Migge sich nm Schluß seiner Ausführungen nicht scheut, menschliche, allzumenschliche Dinge zu berühren, so werden vielleicht dem Einsichtigen wenige Minuten Überlegung genügt haben, sich gewarnt zn suhlen. Gibt man aber die Existenzberechtigung des Gartenbcamten und die Zusammenarbeit mit dem freien Gartenarchitekten, im Migge'schen Sinne, vorbehaltlos zu, so bliebe nur der Wunsch übrig, daß sich der Gartenbeamtc stets seiner meist gesicherten Lebensstellung erinnere, vielleicht auch daran, daß der freie Gartenarchitekt materiell oft wesentlich ungünstiger daran ist und deshalb ein Einbruch in sein Arbeitsgebiet (Fälle liegen genug vor) wohl schmerzlicher ist. Kämpft man gegen Unrechtes, so darf man auch eigene Schwächen nicht zu verschweigen suchen, hüben wie drüben. Finden wir uns dann zur ideellen Zusammenarbeit, so ist erst der Sieg ein echter. — - Wenn Stegm iller, Frankfurt a. Main, mit seinen! Aufsatz: „Ausführung, von öffentlichen Grünanlagen durch freie Garten architekten" sich berufen fühlte, das Gartenwesen in Hamburg und die Stadt Duisburg im Zusammenhänge mit obigen, Thema an zugreifen, zeugt diese doch etwas willkürliche Schlußfolgerung wohl von großer Kühnheit aber auch von völligen! Unbelastetsein jedweder Sachlichkeit. Nebenbei bemerkt, verfehlt die supcrlativistische Aus drucksweise wie: „heilige Pflicht, heroische Arbeitsleistung, plumpe, feinspitzige und allerschncidigste Waffe, Schamröte und schallende Ohrfeigen" bestimmt den gewünschten Zweck. — Stcgni Uler behauptet T punkte Gegne kann, trifft. 1. Bet sch> lstP 2. Bet ode Me 3. Bel in 4. Ga Lek k 1. Fr> sin! Ko 2. Fri als S. Fr Ve iildgefech lujenigi Ane ga, Nichsve: Aundgeb des eigen ist nicht zezeitigt dcruflich, bezüglich linderer sind. E Abwehr Erörtern i Zm Gartcnb übersteig Betriebe auch uw Erwerbs velkswu Unter d die eben Erwerbs stellen n nicht be mumm Landmi diesem ' Nickena der Au- nur die große L über dl Garten l Betrieb, sind es einige 1. Unte wclcl 2 Es n daß Kräs Z. T ie SGl ans, dop Pen nmt die: die 1. So Lbi die tön: 5. Nick ffmd, der über die große Freilichtbühne im Stadtpark geschaffen hat, die den Ansprüchen I dieser Großstadt vorerst auf Jahre hinaus genügt und die sich im übrigen einer sehr guten Beurteilung sowohl in gartenkünstlerischer als auch in bllhnentechnischer Hinsicht erfreut. Damit ist zunächst einmal die „Selbstbezichtigung eigener Unfähigkeit" hinfällig. Wenn Hamburg nun seine Erfahrungen im Theaterbau auch anderen Ver-, waltungen, die den Bau einer Freilichtbühne planen, zugängig machte (auch das wäre eine Lesart der Bitte der Auskunftsstelle!) und vielleicht von bereits ausgeführten Anlagen profitieren will, um! ver 10. November 1926. Vie gesamte wirtschait gegen äie behöklilichen vetriebe! Die von uns längst vvrausgcsagte Aktion gegen die behördlichen Betriebe bei Reich, Staat, Provinz, Kreis, Gemeinde und Kirch gemeinde hat eingesetzt. Daß der deutsche Erwerbsgartenbau bei der Berliner Kundgebung der deutschen Wirtschaftsverbünde gegen „die Konkurrenz der öffentlichen Hand" am 10. November nicht fehlen würde, war vvrauszusehen. Ein besonderer Aufruf führte die Kampftruppen heran. Absatzkrisis, und zwar Absatzkrisis ans den Gebieten stofflicher lind geistiger Erzeugung, dieser Begriff ist der Leittricb für dieses Vorgehen. An manchen Stellen ist das Vor- also in seinen Unterstellungen, Hamburg sowie eine ganze Reihe anderer Verwaltungen, wäre nicht in der Lage, selbständig ein Naturtheater zu entwerfen und zu bearbeiten. Es war ihm wahr scheinlich nicht bekannt, daß Hamburg bereits im Jahre 1923 eine Verbesserungen am eigenen Werk zu planen, so sehe ich darin nur die richtige Maßnahme, Fehler bei neuen Projekten zu verhindern nnd damit Unkosten zu vermeiden, möglichst Vollkommenes zu schaffen und damit der Allgemeinheit zu dienen. Ein gewissenhafter Garten architekt, gleichgültig ob frei oder beamtet, wird sicherlich bei einer derartigen Spezialaufgabc auch ohne eine Hamburger Auskunst-7 stelle, die ihm nur die Arbeit erleichtern will, Umschau halten, bevor, er ein Gartentheater baut, und er kann dabei trotzdem sehr befähigt) sein. — Auch der zweite Vorwurf gegen den Oberbürgermeister von Duisburg, welcher einen Gartenarchitekten oder Architekten zur Planung öffentlicher Anlagen sucht, ist zu entkräften. Stegm iller hat leider zu wenig Gewicht auf das Wörtchen „oder" gelegt. Wenn sich also ein Gartenarchitekt findet, der den Ansprüchen der Stadt Duisburg genügt, so wird man ihm sicher den Vorzug geben. Immerhin märe es denkbar, daß die Kompetenzen und Ausgaben der dortigen Gnrtenverwaltung derart sind, daß die Tätigkeit eines Gartenarchitekten, welcher über das Rüstzeug des Architekten verfügt oder eben umgekehrt eines Architekten, der die Materie unseres Beruses beherrscht, sich als notwendig erweisen könnte. Wie sehr die Arbeit des Garteubancrs bei der Behörde durch den Umstand erschwert wird, daß jede kleine Architektur dem Hochbauer zufällt, weiß jeder Garkenbeamte. Wenn es nun einer Garlenverwaltung gelingen würde, diese doch eigentlich ihr Anstehenden Befugnisse gewährt zu bekommen, so kann mau nur von einem sehr zu begrüßenden Fort schritt sprechen. Wenn der Verfasser des eingangs erwähnten Artikels oder auch ein freier Gartenarchitekt annimmt, daß es noch genug deutsche Gartenarchitekten gibt, die den Ansprüchen Duisburgs ge nügen, so müßte er also zunächst einmal diese Ansprüche spezialisierter kennen lernen. Denn daß man ohne triftigen Hintergrund die Ein stellung eines Architekten in Betracht zieht, ist wohl sehr unwahr-: scheinlich. Wenn man die lokalen Verhältnisse nicht genau kennt/ sollte man bei kritischen Ausbrüchen etwas zurückhaltender sein.. Aber selbst derjenige, welcher Duisburgs Ansprüche nicht genau kennt, kann ruhig zugeben, daß die Zahl der Gartenarchitekten, die sich diesen Titel mit Recht zulegen, doch verhältnismäßig sehr gering ist. Will man nach Gründen suchen, kann man eine lange Abhandlung schreiben. Vielleicht liegt es nur daran, daß dem werdenden Gartenarchitekten auf den Lehrinstituten nur oder gar zu viel Pflauzenkenntnisse und damit zusammenhängende Dinge eingepaukt, dafür aber umso weniger Lernstoff aus dem Gebiet der Architektur und Raumgestaltung geboten wurden und werden. Anstatt eine Parallelisierung mit der Technischen Hochschule oder Staatlichen Kunstschule anzustreben, wird von maßgebender und einflußreicher Stelle eine Verbindung zur Landwirtschaftshochschule gesucht. Tüchtige Gärtner sind genug vorhanden, jedenfalls relativ mehr als tüchtige Gartenarchitekten. Daß aber Spezialisierung Qualitätssteigerung bedeutet, könnte auch in unserem Berufe, der eine bedingte Arbeits teilung zuläßt, erprobt werden. Mögen nun die Vorwürfe Stegm iller's entkräftet sein oder nicht, eins wird man doch zugeben können: Es ist schließlich ganz erfreulich, wenn man Gartenarchitekt und Architekt, ohne einmal nach dem Zweck zu forschen, friedlich neöeneinander gesucht sieht. Tie Bestrebungen, von der Mitwelt im Allgemeinen und der Schwester kunst im Besonderen anerkannt zu werden, sind leider nur teilweise von Erfolg gekrönt. Der Dienst eines solchen Inserates ist in dieser Hinsicht klein, aber doch nicht ganz zu verachten. H P, Berlin