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Der Behörden-Gartenbau 1. Oktober Mo lästig. Neben der Tuberkulose ist vor allem die Rachitis, die man zum großen Teil als Lichtmangelkrankheit bezeichnen kann, in der Behandlung von solcher richtigen Belichtung abhängig. Wir brauchen nicht dekoratives Grün sondern sanitäres! Andre Städte sind hier vorbildlich gewesen. In Amerika na mentlich hat man, als die Städte dort so rasch emporschossen, sür die nötigen Grünflächen innerhalb der Mauern klug gesorgt. Das Stadtkind, das durch die Lebensverhältnisse in seiner Entwicklung gestört ist, muß wieder den richtigen Rhytmus darin haben. Der erwachsene Mensch muß den Garten, daß Stück Natur möglichst in der Nähe wissen, sonst benutzt er ihn, müde und abgespannt von vieler Berufsarbeit, nicht. Er darf auch nicht an bestimmte Stunden, wie es namentlich die an sich sehr lobenswerten Bestrebungen der Vereine mit sich bringen, gebunden werden. Vieles ist, auch in Dresden, schon erreicht, z. B. durch die Schul gartenbewegung lobenswert augestrebt worden. Noch viel mehr muß geschehen. Die Lebensbedingungen, unter die der Großstädter gestellt ist, verlangen einen Ausgleich. Das Problem Stadt muß überwunden, positive Lebcnsreize müssen dem Großstädter wieder zugänglich gemacht werden. Der harmonische, voll enlwickelte Mensch sei das Ziel der Zukunft. Die 5. Jahreshauptversammlung. Den Höhepunkt der Tagung bildete die am Sonntag Nachmittag ebenfalls im geschmückten Künstlerhaussaals abgehaltene 5. Jahres versammlung. Nahezu vollzählig waren der Gesamtoorstnud und die Landesgruppen vertreten. Etwa 200 Teilnehmer füllten den Saal. Mit kurzen, aber inhaltschweren Worten begrüßte und eröffnete der Vorsitzende, Stadtgartenoberinspektor Bärwald die Versammlung« Meine Damen und Herren! Ich habe die Ehre, die 5. Jahreshauptversammlung des Rsichs- verbaudes zu eröffnen. Herzlich Willkommen rufe ich allen Erschie nenen zu, allen, die aus Ost und West — Nord und Süd zu uns ins schöne Elbflorenz geeilt sind, um die Belange unseres Reichsver bandes einen Schritt weiter zu treiben und uni zu hören, was die Arbeitsbienen im Gesa utvorstand nun das liebe lange Jahr getrieben haben. Vor allem begrüße ich die Herren Borsitzenden oder Vertreter der Landesgruppen, die Vorsitzenden u. Mitglieder unserer Ausschüsse. Die Hauptversammlung ist damit eröffnet, ich stelle fest, daß sic satzuugsgemäß einberufen ivorden ist. Ehe ich den Herren Berichterstattern das Wort erteile, gestatten Sic mir einige Worte anzufügen. Der Geschäftsbericht wird Ihnen zeigen, welche Summen sowohl an materieller als auch ideeller Arbeit geleistet wordeu sind. Der Weg zu dieser Arbeit ist uns oorgezeichnet durch die Grundsätze und das Wesen unseres Verbandes. Mit einer inneren Besricdigung darf ich Ihnen heute aber sagen, daß wir, während nur in den letzten Jahren nahezu immer nur Rechenschaft abzulegen hatten, heute oorwärtsschauend Zukuuftfragen näher treten können Unser Verband ist berufen und heute stark genug, bcrufspolitisch in die Geschicke des Berufes einzugrcifeu, sich im Konzert der übrigen gärtnerischen Berufsverbände den ihm ge bührenden Platz zu sichern Wir werden weiter daran mit aller Zähigkeit arbeiten müssen, die Ge schlossenheit des gärtnerischen Bcamtenstandes zurTatsache zu machcu, denn nur Geschlossenheit kann zum Ziele sichren. Wir werden aktiv einzugrcifeu haben in den Aufbau unseres Berufes. Unsere Zeit hat zwingend die Aufgabe der Ausluldungsgestaltung zu lösen. Daneben muß ein wachsames Auge auf die Entwicklung der Grünfrage gelenkt werden. Die Grünfrage wird künftig hauptsächlich von sozialen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten gelöst werden. Die dabei oft in den Hintergrund gedrängte grüne Kunst muß trotzdem bei allen Grünschnffen Gemeingut der Garten- und Grüugestaltcr bleiben. Stärker als bisher werden Wettbewerbsabsichten anderer Berufe oder gar eigner Berufsteile auf das rechte und für nuferen Stand erträgliche Maß zu lenken sein. Der Reichsverband wird nach wie vor ein wachsames Auge gerade auf die Entwicklung dieser Dinge haben müssen. Andererseits wollen wir uns freuen, mitten in diesem Kampfe stehen zu dürfen, denn nur so ist die Läuterung des Bc- rnfes möglich. Nach wie vor bleibt aber die Hauptaufgabe nuferer Verbands- arbeit die wirtschaftliche Sicherung unserer Mitglieder Damit sind dem Verband die zukünftigen Wege genau vorge- zeichnet. Hoffen nur, daß dem guten Wollen noch der Erfolg be- schieden ist. Damit wünsche ich der Tagung einen gnteu Verlauf. 6e5ckäft5berickt für das ßesrkäftsMr sj. luli IM bis Ä). üuni IWj. Das 5. Geschäftsjahr wurde mit der von unserer rührigenLandes- gruppe Schlesien gnt vorbereiteten und glänzend verlaufenen Jahres hauptversammlung in Breslau eingcleitet. Wer würde sich uicht gern der Tage des 3. bis 6. Juli erinnern? Trotz der großM Entfernung wäre t die Kollegen aus allen Teilen des Reiches herbeiD geeilt, mit mit teilzunchmeu au dem Gedeih und Geschick einer bisha wenig bekannten doch immerhin — wenn einmal zusammengesügt-V starken Berufsgruppe. Erstmalig trat der junge Verband mit seiuM Tainng an die Öffentlichkeit und im dichtgefüllten FestsitzungssaM in Anwesenheit der Vertreter der Reichs-, Staats-, Stadt- und Fach« behörden wurden nach 2 Lichtbildcrvorträgen unserer FachkapazitmeM Gartenbandirektoren D annenberg und Erbe dem Verbände seitens! der anwesenden behördlichen Vertreter die gebührende Achtung gezollV und die Wünsche sür seinen weiteren Ausbau und seiner Mithils« an dem Aufbau unseres Vaterlandes ausgesprochen. Der Landes! gruppe Schlesien und besonders ihrem Vorsitzenden Herrn ZladtD garteninspektor Hahnel gebührt an dieser Stelle nochmals dal Dank aller. Die Sitzungen brachten dem Verbände wieder eine Fülle voM Arbeit und wenn auch manchmal die Wogen emporschlugen, so könnt« doch stets iu allen Fragen Einigung erzielt werden, sodaß der g«W schäftsführende Vorstand die Arbeiten ungehemmt fortsetzen komckD Durch Hauptversammlungsbeschluß in Breslau schieden einige Herr«» des Gesamtvorstandes aus, ihnen sei an dieser Stelle für ihre MitD arbeit herzlichst gedankt. Nen traten ein: 1. in den Fachausschuß Staats- u. Gemeindegartenbeamte Herr Schulgärtner ZeunD Bielefeld; 2. in den Fachausschuß Friedhofsbeamte Herr Gartenarchitekt Martin, Berlin: L. in den Fachausschuß Obst-, Gemüse- n. Weinbaubeamte Herr ObstbauratBlaserM Karlsruhe; 4. in den Fachausschuß LandeSgartenbeamte Herr Gartenmeister Erwig, Wohlau: I 5. in den Fachausschuß für das Lehrwesen Herr Gartenbauoberl. Glogau, Geisenheim» Herr Gartenbauoberlehrer K a m m eyer, Pillnitz; Herr Gartenoderinspektor Schmidt, Oranienburg. Der Verkehr mit den Fachausschüssen und Landesgruppen ge l stattete sich im Berichtsjahr wiederum äußerst lebhaft. Außer dem« taufenden Schriftverkehr erhielten der Gesawtvorstaud — Fachaus-I schußmitglieder uud Laudesgruppeu-Vvrsitzende — 7 Mitteilungen! zugestellt, in denen das Wichtigste im Verbaudsleben bekannt gege-! beu wurde. Leider vermißte die «Hauptgeschäftsstelle bei einigens Gruppen die Mitarbeit, svdaß diese Gruppen, dadurch zur Untnng-1 keit verurteilt, keine nutzbringende Arbeit leisten konnten. Die Zu-! kunst muß hierin Wandet schaffen. Im Gegensatz hierzu ist das« Verbandsleben in den meisten Gruppen äußerst rege gewesen. Esn fanden im laufenden Geschäftsjahr insgesamt 4v Tagungen, Vew sammtungen und Besichtigungen statt. Ost- und Westpreußeu 4 Pommern Mecklenburg 2 Brandenburg Berlin 2 .Hansestädte, Schleswig-Holstein 5 Rheinland N Sachsen, Thüringen. Anhalt 2 Schlesien 3 Hessen, Hessen-Nassau 5 Hannover, Braunschweig, Oldenburg 2 Westfalen mit rhein. westf. Jndustriebezirk: Freistaat Sachsen 11 Freistaat Baden — Freistaat Bayern 2 Freistaat Württemberg 2 Hierzu noch die 4. Jahreshauptversammlung in der Zeit vom 3. bis 6. Juli 1925 in Breslau. Der geschäftsführende Vorstand! hielt 5 Sitzungen ab. Ter Vorsitzende besuchte im Interesse des Verbandslebens 7 Gruppen persönlich. Die Durchorganisation des Verbandes konnte im Berichtsjahre zu Ende geführt werden. Die Gruppe Württemberg trat nm 8. Il.N dem Reichsverbnndc geschloffen bei und die Gruppen Rheinland und Bauern erhielten arbeitsfähige Vorstände. Der Verband ist nunmehr in seinem Aufban beendet, nur gilt es noch untätige Gruppen ar beitsfähig zu gestalten. Die Arbeiten in der Hauptgeschäftsstelle erreichten im Geschäftsjahr eine derartige Fülle, daß oft die ordnungsgemäße Er ledigung gefährdet war. Der geschäftsführende Vorstand mußte sich deshalb in seiner Sitzung am 16. 9. 25 entschließen, für das 2. Halb jahr eine Umlage von 1 RM zu den Mitgliedsbeiträgen zn erheben, uni einmal ausreichend Hilfskräfte einstellen und zum anderen seinen geldlichen Pflichten Nachkommen zu können. Der Beschluß wurde durch den Gesamtvorstand bestätigt. Um die Arveiten der Haupt geschäftsstelle kurz zu skizzieren, seien folgende Zahlen genannt: Die Rcgistrande weist in Ein- und Ausgängen 1515 Buchungen auf, die des Behörden-Gartenbau (ohne Werbeschreiben) 382. An Post sendungen sind einschl. des Behörden-Gartenbau 2976 Stück (Reichs verband l423, Behörden-Gartenbau 1553) befördert ivorden, hinzu kommt noch der Versand von rund 16000 Zeitungen im Jahr Es sind also ohne Zeitungsversnnd täglich durchschnittlich 10 Postsendungen erledigt worden, eine Arbeit, die manches große Geschäft nicht auf weist. Besonderes Augenmerk wurde wiederum auf die Mitglieder- bewegnng gelegt. Die Gruppen wurden wiederholt anfgefordert, alle beamteten und angestellten Kollegen ihres Bezirkes namhaft zu machen, damit diese zur Mitgliedschaft anfgefordert werden konnten. Eine Arbeit, die leider nur von wenigen erfüllt wurde. Die Haupt geschäftsstelle muß überhaupt bedauern, daß sie in dieser Arbeit zu wenig unterstützt wird. Kollegen, die etwas erreicht haben (oft mit Hilfe des Verbandes) kehren dem Verbände den Rücken, andere machen ihre Mitgliedschaft nur von persönlichen Erfolgen abhängig, ein Gebaren, das nicht scharf genug gegeißelt werden kann. Wohl