Volltext Seite (XML)
Der Behörden-Garten-au Monatsschrift für den deutschen behördlichen Garten-, Obst-, Gemüse-, Weinbau und das Fricdhofswesen. - Herausgeber und Verleger: Reichsverband der deutschen Gartenbaubeainten. - Berussverband der Beamten und Angestellten des Garten-, Obst-, Gemüse- und Weinbaues und des Friedhofswcsens. S Nr. 10 Chemnitz, l. Oktober 1926. 3. Jahrgang Dcukckc 6mnenko1oni5atmn. Leberecht Migge. Deutsche Binnenkolonisation. Sachgrundlagen des Siedlungswesens. Herausgegeben von der deutschen Gartenstadt- Gesellschaft, Berlin-Friedenau. Zu beziehen durch unsere Vertrags- buchhandlung Verlag Buchwald-Schweidnitz. Auswanderung heißt Nothandlung! Deutsche, Europäer dürfen nicht auswandern! Leberecht Migge ging immer schon seine eigenen Wege, ab- ßüs der breit, n Berufsstrnße. Wir kennen seine Ideen und die nach hum Weise durchgeführten Schöpfungen und Anregungen in Kiel, Aimbcrg in Schl., Rüstiiugen usw., seine leidenschaftliche Befür- Mutung der städtischen Abfall- und Wässerungswirtschaft, zusammen- gcmst ui diesem Begriffe kommunaler Kolonisation. ssu einem neuen, schmucken Buche saht er die Dinge zusammen, skigert sie und lässt sie in freiem Geistcsflug über sich hinauswachsen. Nan fragt sich, ob es nicht Vermessenheit ist, heute zu sagen, daß Tmlschc nicht mehr auswnudern dürfen, daß sie daheim bleiben müssen auf der vaterländischen Scholle, daß sie gebraucht werden, die heimatliche Ackerkrume, die bis jetzt nahezu nur ertensiv bewirt schaftet wurde, nunmehr intensiv, also gartenbaulich auSzunützen „bis sie die durchschnittliche Intensität der Gesamtwirtschaft des betreffenden Volkes (lies deutschen Volkes D. S ) erreicht" Ist's nicht allzukühn, wenn Migge überzeugt hinausrnst: Europa hat nicht nötig auszuwandern, es kann (auch in seinen zentralen und westlichen Teil) noch unbegrenzt einwandern! Er glaubt das Prob lem zu lösen mit dem Gesetz: Erde kann nicht verschenkt, sondern Imß erworben werden. Der Boden macht nur den glücklich, der lihn innerlich besitzt. Ist diese Auffassung nicht abwegig, Uber- Ibolt, wen» beispielsweise in einer größeren Siedlung mit großen IGärten, die eine intensive Kleinwirtschaft gestalten, heute schon wieder täglich drei Milchfrauen mit Pferd und Wagen ihre Milch in Lie Siedhmgswirtschasten fahren und ein gutes Geschäft machen? Aber dieser Zustand beweist nur Migges These, daß unsere bisherige Kolonisation ein Fiasko ist. Nach all diesen Fragen nimm nun, lieber Kollege von der grünen Kunst, das Büchel Migges zur Hand md lies aufmerksam dies Kapitel über den sozialen Garten, die kommunale Grünpolitik in Verbindung mit der Wasser- und Abfall- Mckschaft, tcm rationellen Vvlkspark, der in seinen ersten Anfängen schon zum Typ heraureift. Aber nicht beim städtebaulichen Grün HM er stehen — weit ins freie Land greift Migge hinaus mit I Streiflichtern in das kommende preußische Städtebaugcsetz, Die griinwirtschaftliche Land splanung muß und wird kommen. Pro phetisch zeigt er uns, den behördlichen Gartenfachleuteu, wo und wie wir umzulernen haben, er zeigt uns im Geiste den Typ des künftigen Grüugestalters. „Neben dem Städtebauer, dem Architekten, dem Verkehrsingenieur ist auf Grund seiner Kenntnisse und Fähigkeiten auch der Garten architekt berufen, an den größten Aufgaben schöpferisch mitzuarbeiten, «diese eine Zeit auf dem Gebiete menschlichen Siedlungswesens gestellt Ihat". Eine Aufgabe, deren Bedeutung für unser ganzes Kulturleben endlich auch in Gartenkreisen volles Verständnis und großzügige «Förderung finden sollte. Noch tasten und fühlen langsam alle vor, ^der Städtebauer, der Verkehrstechniker, der Architekt und der Garten architekt. Es ist Migges Verdienst, den Weg zu zeigen, wo die Kräfte einzusetzen haben. Manches mag in seinem neuen Buche z. Zt. nach Utopie sein, «manches mag erst kommenden Generationen als Aufgabe zu über- liesern sein, aber zwingend treibt Migge unser berufliches Denken in die klare Richtung zu einer vernünftigen inneren Kolonisation. Tie krisenhafte Übergangszeit, unter der wir, namentlich die Betreuer und Gestalter des öffentlichen Grüns, alle leiden, beginnt sich zu klären. Ob wir.wollen vder nicht, wir werden uns mit diesen Tingen auseinandersetzen müssen; je eher desto besser. In die Hör säle unserer Gartenbaulehranstalteu gehört das Buch, aus den Etudiertisch des Gartenamtsleiters, in die Zeichensäle der Garten- ^ämter, es ist ein verheißungsvoller Wegweiser ins Reich der be gonnenen Grünkultur. Ist der Leser des Miggeschen Buches Optimist, dann mag es ihm auch „das Evangelium" werden. Das will aber ferst noch innerlich erworben sein. Bärwald. laMeüc kür kcnrm und kenrol in öffent lichen Drünaniagen und Alleen. In vielen Städten werden in neuerer Zeit Zapfstellen mit unter irdischen Lagertanks für Benzin und Benzol errichtet. Dabei suchen sich die Unternehmer mit Vorliebe die öffentlichen Anlagen oder Straßen mit Baumpflanzungen heraus. Diese Zapfstellen sind weder für die Grünanlagen noch für die Baumalleen eine erwünschte Zutat, da sie in den wenigsten Fällen gj,,? Zierde des Stadtbildes sind. Nach unseren Erfahrungen wird aber seitens der Gemeinden auch noch aus anderen Gründen die Genehmigung zur Errichtung solcher Zapfstellen erschwert. Der Verkehr aber benötigt dringend diese Erleichterung der Betriebsstoffentuahme, den notwendigen För derungen muß also Rechnung getragen werden. Um nun die Ver handlungen zu erleichtern, haben die preußischen Minister für Handel und Gewerbe, sür Inneres und für Volkswohlfahrt einen gemein samen Runderlaß bekannt gegeben. Nach diesem Erlaß ist zugegeben, daß überall da, wo solche Zapfstellen auf Vorhöfen oder auf besonders dafür eingerichteten Grundstücken in solcher Zahl errichtet werden können, daß dadurch deu Bedürfnissen des öffentlichen Verkehrs genügt wird, kein Grund vorliegt, Straßen und öffentliche Platze dafür in Anspruch zu nehmen. Eine solche Inanspruchnahme ist auch da zu versagen, wo der Betrieb der Zapfstelle und namentlich die Ansammlung ver auf das Füllen ihrer Kraftstoffbehälter war tenden Kraftwagen zu einer Störung des öffentlichen Verkehrs führen würde. Wo aber diese Gründe zur Versagung nicht vorliegen, und wo die vorhin erwähnten Schwierigkeiten dazu führen, daß Zapf stellen entweder auf enge, dicht umbaute Höfe verlegt werden, oder daß sie überhaupt nicht zustande kommen, und daß nach wie vor die Kraftstoffbehälter der Kraftwagen aus Fässern mittels offener Kannen gefüllt werden, gibt dieser Stillstand in der Entwicklung des Zapfsäuleubetriebcs, dem wegen seiner sicherheitlichen Vorzüge durch die neue Mineralöl-Verkehrsorduung freie Bahn geschaffen werden sollte, zu ernsten Bedenken Anlaß. Die Minister ersuchen deshalb, da, wo solche Schwierigkeiten der eingangs erwähnten Art bestehen, mit Nachdruck auf deren Beseitigung hinzuwirken. Friedhofswesen. 6eick5au55ckuk für fri^dkof und Denkmal. Der Reichsausschuß für Friedhof und Denkmal, seit 1822 be stehend, hat Richtlinien über die Gestaltung des Friedhofs als Ge samtanlage und Richtlinien für Friedhofsordnungen herausgegeben. Diese wertvollen Ratschläge können kostenlos durch die Hauptge schäftsstelle unseres Verbandes bezogen werden. Der ssriedkof guf der Dresdner Dgrtenbsu-Nusstellung. In manchen Kreisen mag es Verwunderung erregt haben, daß auf einer Gartenbau-Ausstellung, die man heiter und genießend durchwandelt, ein Friedhof geschaffen worden ist. Zwar scheint es selbstverständlich, daß man zur Grabbepflanzung den Gärtner, we nigstens aber seine Blumen braucht. Doch scheint es wenig bekannt zu sein, daß die würdige Ausgestaltung unserer Friedhöfe zu den bedeutendsten gartenkünstlerischen Aufgaben gehört. Durch geschickte Aufwertung des Geländes und seiner Umgebung, durch Gliederung in einzelne Teile und Bepflanzung mit Alleen, Baum, Strauch und waldartigen Teilen, kurz, durch die gesamte künstlerische Organisation wird der Friedhof erst zur eindrucksvollen Stätte weihevollen Totenkultes. Die Schöpfer dieses Ausstellungsfriedhofes, Gartenarchitekt V. D. G. Wilhelm Röhnick und Professor Oswin Hempel,