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I. September 1926 Der Behörden-Gartenbau perus und Acer in Tonschalen kaum so groß wie zwei Handflächen, Mnbar jahrzehntelang schon darin kultiviert. (Line Spielerei zwar, aber noch nicht die schlechteste. Dem Japaner sind solche Umiaiurgärteu ein Erlebnis, dessen tieferer Sinn uns Europäern schwer faßbar ist. Sie werden von ihm nach ganz bestimmten Empfindungen gegeneinander abgestiinmt und bilden so eine dem jEurapiier schwer verständliche Formcnsprache. Ungern verläßt mau d es reizende Bild, doch der große Andrang zwingt zum Weitergchen. Mitten zwischen der Unmenge von Blüten waren wieder die Gcinüsezüchter Dresdens mit vollem Erfolg bemüht, ihre Hochkul- tmen dein Besucher eindringlich vor Augen zu führen. Ter große Andrang bei den Gemüscabtcilungen zeigte, welch großes Interesse gerade diesem Berufszweig vom Publikum entgegen gebracht wird und bestätigt das Sprichwort, daß die Liebe durch den Magen geht. Eine große Halle für sich nehmen die Pelargonien-Topfpflanzen «in. Ban der Allerweltssvrte Meteor bis zu den zartesten Farben- iönen der neuesten lachsfarbigen und weinroten Sorten sieht man alle Abstufungen der schönsten Farben vertreten. Tie Firma Neubrunner L Cv., Neu-Ulm bringt eine reiche Auswahl ihrer besten Sorten, so Andenken an Herzog Wilhelm, cme 1822er Züchtung, lenchtendhochrot mit schön gefüllten großen Blumen und niedrigem Wuchs. Etwas höher ist die Neuheit 1926 Reichspräsident von Hindenburg mit leuchtend karminroten halb- qtfülllcn Blumen mit leichtem, violetten Schimmer. Eine schöne Verbesserung von Prinzessin Ludwig im dunkleren Ton ist die etwas hohe einfache lachskarmin gefärbte Amundsen 1926. Als dritte Neuheit stellt sich vor Or. Eckener mittelhoch mit riesigen halbge füllten karminscharlachroten Dolden. Alle drei sind Kreuzungen der Rlesen-Refvrmatorrnsse und ausgesprochene gute Gruppen- und Bulkvupflnuzen. Ban den Züchtungen 1925 ist besonders Obergärtner Held, die das Wertzeugnis des Reichsverbandes des Gartenbaues erhielt, von besonders schöner Wirkung in ihrer dunkelrosa Färbung der großen halbgefüllten ballförmigen Dolden. Frl. Käthe Neubrunner ist eine sehr früh und reichblühende Sorte oon 1923 mit violettrosa gefüllten Dolden, schön niedrig bleibend. An älteren Sorten sind unter vielen anderen Trautlieb mit schönem niedrigen Wuchs und rosalila Blume und Rubin schön rot gefüllt, wohl überhaupt bis jetzt unsere beste ziegelrot gefüllte Eruppenpelargouie, in Massen ausgestellt. Tie Fa. Elsncr-Dresden-Tolkenutz bringt unter vielen anderen die schön hellkarmin halbgefüllte Th. Lerchenmiiller eine gute Gruppenpflanze und Schöne v. Murgthal mit schönem Wuchs und hellrot leuchtenden Blumen. Mehrere andere Firmen bringen viele schöne alte Sorten in großer Auswahl. Mehrere Hallen nehmen die Sommerblumeu und Stauden ein. Vor allem die wundervollsten Gladiolen unserer bekanntesten Züchter in Größe und Farbenschönheit der Blumen, wie es sich unsere Alten früher nicht hätten träumen lassen. Neben mehreren anderen Firmen haben unsere größten Gladi- oleuziichter ausgestellt. So bringt W. Psitzer-Stuttgart die schönsten parbentöne vorn dunkelsten Schwarzrot bis zum blendendsten Weiß. Am strahlendsten ist Andenken an Wilhelm Pfitzner im schönsten Reinweiß, nicht minder schön mit großen Blnmen ist Bclinde. Eine schöne snlmcnrvsa ist Adagio, übertroffen noch von der zartlachs- rosa Frühlicht. Auch Brunhilde hat unter den vielen rosafarbigen ein beachtliches Lachsrosa. Fenergarbe krapprot und Flammendes Lchwert scharlachrot sind zwei auffallende Vertreter der roten Arten. Zchön weinrot dagegen ist Fantasie und laveridelblau Heinr. Heine bis zum dunkelsten Violett von Othello. Allo riesenblumig und schön in Form und Farbe. Von der, vielen kleinblumigeren aber reichblühenden primuünus istbrräen gefiel vor allem die schöne salmfarbige Walter Bloem und die schwefelgelben Sorten. Zu hoffen wäre es, wenn von den lleinblumigen Arten auch so ein Farbenreichtum erzielt würde, wie an den großblumigen ltz'bnüen, ohne Zweifel würden diese eine Zukunft haben. Noch großzügiger hat die Spezialfirma Berthold Grantz-Köln-Lindenthal ausgestellt. Unter allen anderen schon ge- nannim Sorten einen viel versprechenden Sämling 1925, in schönster zart gelbroten Schattierung. Von den eigenen Züchtungen Brun hilde im schönsten Lachsrot mit den größten Blüten und Rheinwein von einem wunderbaren Weingold. Von den älteren Sorten unter anderen Belinde mit großen leuchtendroten Blüten, Symphonie zartlachsrot und Rheinperle rosa weiß bis an die Spitze mit riesig großen Blumen besetzt. Auch die Spezialkulturen der Firma G. Spamann-Bautzen brachten die bekanntesten großblumigen Sorten, so eine besonders schöne Schnittsorte Hermann Nicke, leuchtend purpurrot, Charlotte Nicke, dnnkelkarmin, die kräftige großblumige violettrosa Gudrun und andere schöne Sorten. Von Sommerblumen und Stauden sah man schöne Wicken, Llatice und Levkojen der bekanntesten Dresdener Firma M. Trauwitz. Auch D. Teichmann-Hellerau brachte wieder in allbekannter Güte lllüox, iAsIven, großblumige Tsgeteg und schöne rosa Lpireen. Rich. Meisert-Könnern a. d. Saale stellte unter anderen schöne riesen blumige gef. Lslenckuls „Orangekugel" und neben Riesen-Annien und DsZetes die schöne blaue Ltstice sinnsts strocoerules aus. Ein reiches Sortiment brachte O. Mann-Leipzig-Eutritzsch. Neben den schönsten Gladiolen, Levkojen, Astern u. Phlox in Mengen. Viktor Teschendorfs brachte unter anderen wunderschöne blaß blaue Oelpüinium und schöne dunkelrote Nslven. Sittig-Dresden stellte ebenfalls ein reiches Sortiment aus. Neben Alslven, Phlox in den schönsten Farben und großblumigen lleucsnthemum eine kleine Anlage blühender Steingartengewächse, wieLampsnuIs pu8ills und L. Wilsonii, Trabis slp. II. pH, Armens und mehreren ll-chevenen. Haage L Schmidt brachte neben vielen Sorten Oocketien, 8cs- biosen, (ülscliolen und beucuntdemum, ein von ihm eingeführtes Oelpüinium 8ulpüureum mit zierlich gelber Blütenfülle und eine schöne neue 8tstice Luworowsü mit rosabläuligen langen Blüten rispen. Paul Hauber-Dresden hatte ein reichhaltiges Sortinient Stauden ausgestellt, so die schöne jap. Goldbandlilie llilium surs- tum, viele Sorten schönster ?ülvx, Oelphinium Schwalbach im blassen Blau und Oelphinium 8srmstins in tiefem Dunkelblau. Alles auf einmal zu fassen ist unmöglich, viele Mal muß man die Sonderschan durchwandern, um all die einzelnen Wunder zu erspähen und aus dein Gesehenen neues Wissen zu schöpfen? Vie Erkrankung des 5ilberakorn5 und der Unde in starken. Im laufenden Sommer wurden in verschiedenen Anlagen Aachens merkwürdige Erkrankungen am Sitberahorn (Acer clss^csrpum) und an der Linde (Ulis intermeciis und plsthypkyllos) beobachtet. Das Laub des Silbernhorns ist nur spärlich entwickelt, die Blätter sind auffallend klein. An der Linde war im Frühjahr die Ent wicklung normal, ini Laufe des Juni fingen aber die Blätter an manchen Zweigen plötzlich zu vertrocknen an, und an einigen Exem plaren (am Friedhof am Adalbertsteinweg, in den Neuaulngen des Stadtgartens) ging dieses Vertrocknen so weit, daß die Bäume all mählich ihr ganzes Laub verloren und jetzt ganz kahl dastehen. Auf Veranlassung der städtischen Gartenverwaltung wurden diese Kraukheitserscheinungen von mir genau untersucht, und es stellte sich dabei heraus, daß die Erkrankung des Silberahorns und der Linde von demselben Mikroben (Mcroccocrm ulmi) hervorgerufen wird, wie die so gefürchtete Ulmenkrankheit, der in den letzten Jahren in Deutschland und in anderen Ländern unzählige Ulmen zum Opfer gefallen sind. Die inneren, schon mit dem bloßen Auge sichtbaren Symptome der Krankheit erinnern, besonders bei der Linde, auffallend an die selben Krnnkheitssymptvme bei der Ulme. Auf den Querschnitten durch das Holz fallen — bei der Linde sofort, bei dem Ahorn nach einigem Suchen — dunkle Flecken auf, die sich nach dem Abziehen der Rinde als lange, dunkle Streifen herausstellen, welche sich ver tikal in, Holze von den Wurzeln in de» Stamm und weiter in die Äste hinnufziehen. Das mikroskopische Bild ist dem der kranken Ulmen noch bedeutend ähnlicher. Wie dvrt, sicht man auch hier überall von einer rotgelbcu bis braunen körnigen Substanz ver stopfte Gefäße und andere Holzelemente. Die farbige Substanz läßt sich mit Alkohol, Äther und einigen anderen Reagenzien leicht auflösen, und es kommen dann in zahlreichen Gefäßen faßt farb lose Pfropfen zum Vorschein, welche aus unzähligen Massen von winzigen Kokken bestehen. Ebensolche Kokken sieht man auch an vielen Stellen außerhalb der farbigen Substanz in den Gefäßen einzeln oder in größeren Mengen pendelnd herumwimmeln. Nachdem die mikroskopische Untersuchung das Vorhandensein von Kokken in dem kranken Holz zeigte, wurden Versuche angestellt, um diese Kokken zu isolieren und zu prüfen, ob sie nicht mit denen der kranken Ulmen identisch seien. Zu diesem Zwecke wurden kleine Stücke vom kranken Ahorn- und Lindenholz in die Reagenzgläser mit Ulmendckokt gelegt und für einige Tage stehen gelassen. Nach 5 bis 7 Tagen wurden diese Kulturen mikroskopisch untersucht. Dabei stellte sich heraus, daß in allen Reagenzgläsern eine mehr oder weniger üppige Entwicklung von Kokken eiugetrsten war. In einigen Gläsern wurden auch andere (stäbchcnförunge) Bakterien ge sehen. Da sie aber niemals in mikroskopischen Schnitte» beobach tet wurden, so konnte man sie ruhig als eine zufällige Verunrei nigung der Kulturen betrachten. Aus diesen Ulmendekvkkt-Rvhkul- tu'ren wurden dann Aussaaten auf Fleischagarplntten hergestellt. Auf diesen entwickelten sich nach 1 bis 2 Tagen typische Kolonien der Ulmenmikroben, Mcrococcus ulmi, deren sehr charakteristisches Merkmal in bläulich-grünem Irisieren besteht. Mikroskopisch be standen diese Kolonien fast ausschließlich aus Kokken, Diplokokken und kurzen Kokkenketten des IAicrococcu8 ulmi. Somit war der Beweis erbracht, daß der Erreger der Silberahorn- und Lindcnkrankheit mit demjenigen der Ulmenkrankheit identisch ist.