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sprach an, wo ich zu meinem Erstaunen die neue Beschuldigung hören mußte: wir hätten auch franz. Pulverwagen angehalten und ge plündert. Als ich ihm entgegnete, daß diese Beschuldigung noch unstatthafter, als die er stere wäre, weil wohl ein im Stillen verübter Mord, aber kein öffentlicher Raub verborgen bleiben könne; so antwortete er: „der Unschul dige müsse in solchen Fallen mit dem Schuldi gen leiden; wir sollten nur froh seyn, daß die Exekution diesem und keinem andern Comman- danken aufgetragen wäre, sonst läge unser Dorf schon längst in Asche." Dabei erzählte er mir folgendes: „Vor sechs Jahren hätten die Ein wohner seines Geburtsortes, Carmagnola in Piemont, die Waffen gegen die Franzosen er griffen, woraus der ganze Ort von ihnen um zingelt, an mehrern Orten angesteckt und mit allem Lebendigen, Männern und Weibern, Grei sen und Kindern, verbrennt worden sey. Im österreichischen Feldzuge wäre kein Fall dieser Art vorgekommen." Was konnten wir Un glücklichen anders als das Schicksal derer von Carmagnola erwarten? - (Die Fortsetzung folgt.) Bekanntlich haben die Einwohner der Stadt Hirschfeld, nebst andern verübten Widersetz lichkeiten, einen französischen Ofsicier Mödtet. Der französische Kaiser beiabl, ihre Stadt zu plündern und dann in Asche zu legen. Auf Verwenden der Commandanten von Kassel und und Hirschfeld wurde diese Strafe dahin gemil- —« 55 derr, daß nur vier Hauser verbrannt, die Plün derung aber vollzogen werden sollte. Der harte Tag erschien. Der Kommandant ließ die Bürger versammeln, um ihnen den Befehl des Kaisers bekannt zu machen, und sie nochmals vor aller Widersetzlichkeit zu warnen. Die Burger waren so erschrocken, und so ohne Gei steskraft, daß sie der Kommandant selbst erin nerte, ihre besten Habseligkeiten auf die Seite zu schaffen. — Darauf versammelte er seine Soldaten, (es war ein Badisches Derasche« ment) stellte ihnen erst das traurige Schicksal der Bürger lebhaft vor, und sagte hierauf: Soldaten! die Erlaubniß zu plündern, fängt jetzt an — wer von dieser Erlaubniß Gebrauch machen will, der trete aus dem Glied! — Kein Soldat bewegte sich. — Er wiederholte den Ausruf, und — kein Soldat bewegte sich. — Die Freude der Bürger läßt sich mehr empfinden als beschreiben. Sie schickten eine Deputation an den Kommandanten, um ihm für diese Milde und Großmuth zu danken, und boten ihm ein großes Geschenk an, welches er aber mit der Antwort, er lasse sich keine gute That mit Geld belohnen, ausschlug. Nur zum Andenken von Euch, setzte er hinzu, er bitte ich mir eine silberne Medaille, auf der einen Seile die Stadt Hirschfeld, auf der an dern die Vorstellung des heutigen Auftritts. Dieß soll das Geschenk sepn, welches ich mei ner künftigen Gattin aus dem Kriege miibrin- genwill. — Erin-