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VoigLländischer Anzeiger. IZ. Stück. Freitags den 27. Marz 1827. K r i e g s s c e n e n. Bekanntlich erschien, bald nach dem Aus- bruch des gegenwärtigen Krieges, aus dem da, maligen Hauptquartier des Marschall Davoust zu Naumburg unter dem »6. Okt. 1806, eine Bekanntmachung, in welcher angezeigt wurde, daß, da die Einwohner des Dorfes Wetzd 0 rf die Verwegenheit gehabt hätten, einzelne durch ihr Gebiet ziehende Franzosen zu morden, und einen Transport anzuhalten und zu plündern, sie insgesamt, Greise, Weiber und Kinder aus genommen , mit dem Tode bestraft worden wä ren. Dieses Strafgericht wurde als ein ab schreckendes Beispiel aufgestellt. AVer trauri ger Weise wurde dadurch, wahrscheinlich durch eine unglückliche Verwechselung der Namen, nicht das Dorf Wetzdorf, sondern das ganz un schuldige Dorf Prießnitz betroffen. Dieses Dorf, zum altenburgischcn Amte Eisenberg ge hörig, liegt anderthalb Stunden von Naum burg, fast eben so weit von Kosen und fünf Stunden von Jena, an der Straße aus dem Voigtland nach Naumburg, auf welcher ein großer Theil des französischen Heeres in Sach sen eiudrang, und alle Schrecknisse, die die KriegHfnrie verbreitet, hat dieses unglückliche Dorf erlitten. Möchte eine wahrhafte Schil derung seiner Leiden, von einem Augenzeugen verfaßt, mitleidige Herzen zur Unterstützung sei ner beklagcnswerthen Einwohner bewegen'. Wir feyerten eben, schreibt dir Erzähler, am i2. Okt. Nachmittags in voller Ruhe unser Erndrefest, als mitten unter der Predigt mit einem Male das Angstgeschrei: Franzosen! Franzosen! in die Kirche drang, und die er schrockenen, ganz unvorbereiteten Einwohner verscheuchte. Die Requisitionen der Pferde rc. hatten schon angefangen, als wir aus der Kir che kamen. Am Abend desselben Tages umgay ein Bivouac von 20,000 Mann unser Dorf, und bis zum 14. Okt., wo mitten in der Nacht ein Artilleriepark abgieng, der am Tage der Schlacht mit einer Bedeckung von 4 Kompa gnien vor dem Dorfe gestanden hatte, war un unterbrochen in und bei demselben eine zahlrei che Menge des französ. Militärs. So gieng schon durch ztägige Einquartierung, Bivouac, Durchmärsche und Plünderung der größte Theil unsrer beweglichen Habe verloren. Nur We niges war gereuet; aber auch dieß Wenige sollte noch verloren gehen! Den»