Volltext Seite (XML)
207 während der Fremde sich auskleidete, erzählte er ihm eine Schnurre nach der andern. End, sich empfahl sich der Junge, und der Fremde schloß hinter ihm zu und legte sich nieder. In der Nacht hörte er auf der Flur ein entsetzliches Katzengeschrei. Da er nicht davor schlafen konnte und es gar nicht aufhören wollte, so stand er endlich aus, nahm eine» Stock, schloß die Thür auf und scheuchte in allen Win keln der Flur umher. Hierauf wurde es still und der Fremde schlief ruhig wie der ein. Als er am Morgen aufsiand, ver mißte er in der neven der Thür ausgehaugenen Weste seine Börse und Uhr. Er vegav sich sogleich zum Polizeilieutenant Sarti ne, und erzählte ihm umständlich die Geschichte nach allen Details. Wie der Savoyardenjunge das Zimmer verlassen hatte, waren die Börse und Uhr nach da, und die ganze Nacht hindurch war.das Gemach fest verriegelt gewesen, die Paar Minuten ausgenommen, die der Fremde draußen mit Verjagung der Katzen zugebracht hatte. Sarti ne Hörle aufmerksam zu. „Kommen sie morgen Mittag um 12 Uhr wieder ins Polizeibüreau," sagte er endlich nach einigem Nachdenken, „vielleicht kann ich Ihnen dann Ihren Dieb nachweisen." Sobald der Fremde fort war, ließ Gar- tine den ersten besten Savoyardenjungen aus dem Viertel, wo der Fremde wohnele, rufen, und sagte zu ihm: „Hör', Bursche, ich will übermorgen meinen Freunden in einem Garten eine Lust mit euch machen. Ich weiß, ihr versteht allerlei Künste. Was kannst du für eine?" der Junge sagte, er könne vortrefflich auf dem Kopse stehen daraus nannte er an dere , die dies und das könnten. Endlich ward auch einer erwähne, der mit dem.Munde einen solchen Lärm machen könnte, als ob sich eine Menge Katzen bissen. „Gut," sagte Sar- tine, „bringe sie alle Morgen um 12 Uhr her, ich will dann weitere Abrede mit euch nehmen." Tags darauf um 12 Uhr kam der Fremde, und gleich darauf alle Knaben, vor welchen Sarti ne den Fremden in einem Seitenzimmer verbarg. Jeder Knabe mußte nun sein Kunst stück machen, und der Fremde hörte endlich mit Erstaunen das nämliche Katzengeschrei, das ihn aus dem Schlaf geweckt hatte. Er trat also in das Zimmer, wo Sarti ne mit den Knaben war, und erkannte in dem Katzen, virtuosen sogleich den Burschen, der ihn nach Hause geleuchtet hatte. Sarti ne drohete ihm mit Strafe und der Knabe gestand sogleich den Diebstahl. Er hatte den Moment geschickt abgepaßt, war, wie die Thüt geöffnet war, leise aus de» blosen Strümpfen in's Zimmer geschlichen und wieder herausgeflüchtet, noch ehe der Fremde von seiner Katzenexpedmon wieder zurück kehrte. — Wegen einfallender . Weihnachtöfeiertage wird künftige Woche kein Blatt ausgegeben.