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roz Notizen über Rußland. Aus den Bemerkungen über Ruß« land, seine Bewohner und deren Nationaleigcnheiten. Fürth im Bureau für Literatur >805« (B e s ch l u ß.) St. Petersburg. Der Deutsche steht auf einer sehr hohen Stufe der« Ausbildung, Ein Handwerker, der Französisch, Russisch, Deutsch spricht, mit der Lektüre der Zeit und den besten Schriften der Ausländer bekannt ist, gehört unter die gewöhnlichen Erscheinun gen, Seine Kinder lernen von Jugend auf fremde Sprachen, und studiren ihr Handwerk technisch. Im Jünglingsalter reisen ste nach England und Frankreich, von wo sie, mit Erfahrung bereichert, zurückkehren. — In Petersburg giebt es Auctionen, wo ganze Par- thien von Menschen beiderlei Geschlechts, gegen baare Bezahlung, an die Meistbietenden ös- fentltch versteigert werden l — (So viel mir bekannt ist, har Alexander der Menschenfreund diesem schändlichen Menschenhandel ein Ende gemacht.) Inder ersten Fastenwoche findet man in jeder Kolake, in jedem Stalle und Wagenscheuer, sogenanntes russisches Natio nal sch au spie l, von Stallknechten, Be dienten, Matrosen, Mädchen u. s. w. darge stellt. Gewöhnlich sind es allegorische Vor stellungen der Verkündigung Maria, der Hoch zeit zu Cana, des Einzugs zu Jerusalem u. s. w. Der Vers, beschreibt als Augenzeuge eine Vorstellung der Verkündigung Mariä, wo der Engel Gavriel, i» Husarenuniform, die. in russischer Nationaltracht reich gekleidete, auf einer Art von Thron sitzende und Haselnüsse knackende Maria nach vollendetem Auftrage, beim Abschiede noch zu guter Letzt in vol lem Ernste um etwas Drandwein bittet, und ihr dagegen eine glückliche Niederkunst wünscht —— Ostern ist für die Russen ein großes Fest, aber vielen bringt diese religiöse Freude den Tod; denn jedes Jahr essen sich ei nige an harten Eiern und geweihtem Schinken den Tod an den Hals. — Ueber alle Beschrei bung elend sind in Jngermannland die Wirchs- hPiser oder Krüge, wo durchaus nichts zu be kommen ist, und der Reisende vor Rauch bei nahe ersticken muß. Blos auf den Post rungen, wie man dort die Poststaliouen nennt, ist noch etwas zu haben, weil die Postwärler fast alle Deutsche sind. Wagenremisen giebt es nicht» Will der Reisende über Nacht bleiben, so muß er seinen Wagen auf der freien Straße stehen lassen. Bei der Menschenleere, bei der Entle, genbeit der Post-rungen von Dörfern, ist man unter der Wache von ein paar tüchtigen Hun den, völlig sicher. — Reval. Im dortigen schwarzen Häupterhause zeigt man als Selten heit einen großen silbernen Humpen mit einem Rehfuß, oben darauseine Maus, woraus Pe ter der Große getrunken Haven soll. Der erkohrne Aelteste oder Notlmeister, der ihm zu trank, bemerkte eine lebendige Maus im Becher. Er entschloß sich kurz und gut, wie jener Rö- mer den Tod fürs Vaterland starb, hier für die Ehre und Aufrechthaltung des Hauses zu ster ben, trank den Becher aus, und schlürfte die