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2 9V weitem Ausbreitung derselben durch Impfung fast aller Blatterfähigen sogleich Grenzen. So manches Gerücht sich auch bei uns verbreitere, als ob Kinder, die die Schutz- poeken gehabt hätten, dennoch die natürlichen Blattern bekommen hätten, so kann ich doch als ehrlicher Ma n versichern, daß diese Ge, rüchte alle falsch waren. Bei genauerer Un tersuchung fand sich entweder, daß die Impfung bei solchen ganz fruchtlos gewesen war, oder daß die Scbutzpocken nicht den gehörigen Ver lauf gehabt hatten, oder daß das, was man für natürliche Blattern hielt, blos Spitz- oder Schafblattern waren. Sogar habe ^ch die Erfahrung gemacht, daß ganz absichtlich gelo gen wurde, um die Schutzpockeu verdächtig zu machen. Man kann seine Kinder ohne alle Furcht vor größerer Gefahr impfen lassen, wenn auch die Blattern schon an einem Orr ausgebrochen sind, wenn man also fürchten muß, daß der Impfling schon angesteckl sey. Der Arzt, der die Impfung unternimmt, muß aber immer die Aeltern davon benachrichtigen, daß vom Tag der Impfung an bis nach 4 Wochen noch der Ausbruch der Blattern möglich ist. Die Schutzpocken sichern erst nach überstande nem Fieber vor Ansteckung, dicß kommt am 9 — n. Tag nach der gelungenen Impfling. Am roten Tag ist daher Ansteckung, auch nach gelungener Impfung, noch möglich, und Er fahrung bat gelehrt, daß erst 14 oder 21 Ta ge nach erfolgter Ansteckung die Blattern aus- brachen, Ich wiederhole abermals mein ost gelhanes Anerbieten, alle Kinder armer Aeltern unent« geldlich zu impfen. Allemal Dienstags von r — 2 Uhr Nachmittag habe ich zu meinen Impfungen in der Stadt bestimmt. Es wird mir angenehm seyn, wenn ich in dieser Stunde immer recht viel zu thuu habe. v. Müller. Nacherinnerung des Redacteurs. Wenn in Städten, wie Berlin undDrcs. den, die Retterin Vaecina noch so viele Gegner oder wenigstens Zweifler fand, so muß dies in kleinern Orlen allerdings weniger «uffallen, ob es gleich unbegiciflich ist, wie eine so er probte und dazu leichte und erleichtert' Sache noch nicht allgemeinen Beifall gesunden haben kann. Allenthalben sollte nun, da es die Vernunft noch nicht ganz vermogte, der Staat, so wie in Bayern, eingreifen, und kein Kind sollte in eine Schule ausgenommen werden können, das nicht einen Schein der achten Schutzpockenimpfung vorzuzeigen hätte; de..n Leben und Gesundheit der jungen Staatsbür ger kann nicht der Willkuyr vorurtheilSvoller Eltern allein überlassen werden. Uebrigens glaube ich, daß, bis auch diese Maaßregel allenthalben ergriffen wild, es äußerst nöthig ist, besonders wahrend eingetretener Blatter- epidemieen, mit der Schuhpockenimpfung äußerst vorsichtig zu Werke zu gehen; denn da die Vaecination nickt die schützt, die schon wirtlich angesteckl sind; so dürfte ein einziges Beispiel von ausgebrochenen wirtlichen Blat tern nach vorhergegangener Impfung dem Vorurthcil mehr Vorschub, als isoo Bei- spiele vom Gegcntheil Abbruch thun. Wenig stens muß nie vergessen werden, wie Herr D. Müller hier thul, den Eltern zu erklären, daß, wenn schon Ansteckung da ist, die Im pfung nicht mehr schütze; ob es gleich ausge macht ist, das dock die Krankheit selbst dadurch minder schwer und gefährlich werde. Da endlich