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Z i. Stück. Freitags den i. August i8v6. Ein wahres Wort über die tage unsrer Zeit *). Die Begebenheiten entwickeln sich mit furcht barer Schnelle, und wie ganz anders als es der neuen Epoche verheißungsvolle Morgenröthe er warten ließ! Wohl denen, die noch mit jenen schönen Jugendhvffnungen dahin gestorben sind, oder die kinderlos mit einiger Gleichgültigkeit in die Zukunft blicken können! Denn das ein zige Gut, was sich die Schwachen von dieser Umwälzung der Dinge versprechen, womit sie sich und die ganze Welt einwiegen mögren, die Ruhe, werden sie nicht finden. Was gewalt sam entstand, kann auch in seiner Fortdauer diesen Charakter nicht verleugnen, und der all gemeine Druck muß endlich überall Widerstand erzeugen. So wird sich dann das begangene und geduldete Unrecht blutig an unsern Kindern rächen, 'und "die Zerrüttung um so gräßlicher werden, da alles Heilige und Positive mit Füßen getreten ist, da fast keiner in dem Augenblicke der Noth einen Gruüdsatz des Rechts oder der Ehre wird anrufen können, den er nicht selbst aufs frechste verletzt oder dessen freche-Verlez- zung er nicht stillschweigend gutgeheißen hätte. *) Aus dem Journal Frankreich, das leider! aufhvrt, und von welchem ein angeblich Pari ser Cvrrespondeut mit dieser kraf vollen, aber treuen Schilderung Abschied nimmt. Was uns bevorstcht, konnte man schon vor Jahren voraussehn; jetzt wenigstens ist keine Verblendung mehr möglich; der Uebermachlige fühlt sich schon stark genug, nichts verheimli chen zu dürfen und bei mehr als einer feierlichen Gelegenheit hat man schon die neuen Grundsätze öffentlich ausgestellt, die das Gleichgewichts- System entbehrlich machen sollen; dieses, sagt man, Pat nichts als Kriege erzeugt; als ob der Krieg für Sterbliche, die an Unsterblichkeit glau ben, das größte aller Uebel, als ob ein durch bloße Uebermacht erzwungenei Friede ein wah rer Friede wäre. Wollte Gott die meisten der jenigen, die sich jetzt am lautesten zu Lobred- nern der Ruhe und des Friedens aufwerfen, hätten seiner Zeit diese Gesinnungen wirklich ge habt, und uns mit einer Revolution verschont, die jetzt noch so große Umwälzungen nochwen- dig machen soll! ... Norhwendig!... Waren sie dieses wirklich in jedem Sinne? Europa, dachte ich, hätte sich noch gerne mit dem alten Gleichgewichts-Systeme beholfen. Es hatte doch wahrlich seine guten Sitten. Unter seinem Schutze und zu seinem nicht geringen Lobe blüh, ten Jahrhunderte lang eine Menge kleiner unab hängiger Staaten, die keine andere Scbutzwehr hatten, als dieses System und die anerkannte Rechtmäßigkeit ihrer Eristenz, Man nehme nur