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möge, brauche ich wohl nicht zu erinnern, da ein jeder, der sich von der Güte dieser Entdek- kung durch gemachte Versuche überzeugt haben wird, von selbst dafür sorgen wird. Ich ersu che nur noch alle Redacteurs der wöchentlichen Jntelligenzblatter, die von dem gemeinen Manne häufiger — wenigstens früher, als der Reichs- Anzeiger gelesen werden, diese Erfindung in die selben sobald als möglich cinzurücken, damit sie auch der niedrigern Klasse, die die Theurung des Kaffees noch mehr, als die höhern Stande drückt, zum Besten komme. Lffelder im sachs. meining. Amt Schalkau. Friedrich Timotheus Heim, Pfarrer. Gern entspreche ich hiermit dieserAufforde- rung, und zwar mit desto größerem Vergnü gen, da ich mit diesem neuen Kaffeesurrogat selbst einen Versuch gemacht habe und versichern kann, daß dieser sehr zum Vorthekl der Sache ausgefallen ist. Wer nicht vorher davon un terrichtet ist, wird beim Trinken schwerlich ah. nen, daß hier auch nicht ein Körnchen indi schen Kaffees beigemischt ist. Farbe und Ge schmack sind gut, nur der Geruch scheint mir etwas fremdartiger, ob dieß gleich bei mir wohl mit daher gerührt haben kann, daß ich den Hanf gleich nach dem Brennen gebrauchte, als wobei er ebenfalls etwas widerlich riecht. Da ich ferner viel Möhrenpulver dazu nahm; so schmeckte dieses ein wenig zu stark vor. Zch glaube, daß Runkelrüben besser dazu passen. Uebrigens ist es zu verwutidern, daß bei der Menge von Versuchen mit Kaffeesurrogaten noch Niemand auf den Hanf verfallen ist (eü wäre denn, daß D. Haffenbalgs Surrogat das selbe wäre) da dieser wegen seines brenzlichten OelS dem ächten Kaffee so nahe kommt. Möchten doch sachverständige Aerzte unter suchen, ob solch ein Getränk aus Hanfsaamen auch der Gesundheit nicht schade, da er be kanntlich eine etwas erhitzende, berauschende, dem Opium ähnliche Kraft hat, welche er je doch vielleicht gerade durch das Rösten ganz ' oder zum Theil verliert; indeß wenn dieß auch nicht wäre, so ist ja bekannt, daß Hanfsaamen in Rußland und dem ehemaligen Polen selbst bei den Vornehmen für einen Leckerbissen gilt, in- dem er geröstet und mit Salz vermischt genos sen wirb. Zn der Medicin ist Hanfsaamen besonders gegen die Gelbsucht von Nutzen. Welch ein Glück für unser Vaterland, wenn dieß Surrogat eben so unschädlich befunden werben sollte, als es im Geschmack dem ächten Kaffee gleich kommt! Ungeheure Summen würden erspart und überdieß der Anbau einer Pflanze mehr befördert werden, deren Fasern zugleich so nutzbar sind. Das einzige, was zu besorgen wäre, ist dieß, daß vielleicht der Ge- traidebau darunter leiden könnte; dem wäre indeß durch ein zweckmäßiges Agricülkurgesetz, nach welchem z. B. jedem der Hanftau nur in einem gewissen Verhältnis zur Größe seines Ackerlandes gestattet würde, wohl abzuhelfen; auch würde man dann wohl die schon in vielen Gegenden übliche Sitte einführen, die Kraut äcker mit Hanf einzufassen, welches noch über dieß zur Abhaltung der Raupen dienen soll. Mo-