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Voigtländischer Anzeiger. - Z8. Stück. Freitags den 19. September 1306. Wie sehr der Mensch seine Kräfte durch das Vertrauen auf sich selbst vermehrt! Die Quelle alles Muthes, aller Tapferkeit, ist im Innern des Menschen, in seinen Gedan ken und Grundsätzen; sein Herz und sein Kopf machen seine Stärke aus. Wer sich bewußt ist, daß er immer recht handelt, der fühlt sich mu- thig und entschlossen, es mit jedem Ungemach, Mit jeder Gefahr, aufzunehmen. Dieses Be- wußtseyn von Rechtlichkeit, dieses Gefühl von Stärke erzeugt im Menschen ein Selbstvertrauen, eine Zuversicht auf seine Kräfte, die weder Mühseligkeit noch Gefahr bricht. Wer sich selbst vertrauet, dessen Kräfte sind unberechen bar, sie wachsen mit dem Gebrauche, und da Ike immer neue Stärke durch das Moralische erhalten, so können sie Wunder beivirken. Was gewöhnliche Menschen anstaunen, das sind bei dem, der sich blos auf sich verläßt, der sich durch moralische Ideen beseelt und durch das Bewußtseyn eines steten Gehorsames gegen seine Pflichten stärkt, alltägliche Dinge. Nie war noch jemand tapfer, als wer Zu trauen zu sich selbst hatte; nie wurde noch je, mand ein Held, als wer, sich selbst vertrauend, es kühn mit allem Unrechte aufnahm. Was den Much des Einzelnen stählt und vermehrt, das verstärkt auch die Kräfte ganzer Nationen, und macht sie unüberwindlich. Derjenige ist ein Derräther, der einer Nation, die zahlreich und mächtig ist, sagt, sie könne es nicht mit irgend einem Feinde, der sie unterjochen und vernichten will, aufnehmen. Muthlosigkeit steckt an, wie V grauen auf sich selbst; Feig, heil verbreitet sich, wie Entschlossenheit und Muth; wenn daher Einige brav und unlerneh- mend sind und dadurch ein Beispiel geben, was sich durch das Vertrauen auf sich selbst ausrich, ten läßt, so wird in kurzem eine ganze Nation ein solches Vertrauen, eine solche Stärke und ein solcher Muth beseelen. Der Mensch, der sich vertrauet, kann alles ausrichten, was durch menschliche Kräfte ausführbar ist, und wer hat jemals ermessen, wie viel sich durch dieselben ausrichten laßt? Wer har ihnen das Maaß und Ziel bestimmt, wo alle ihre Versuche, alle ihr Unternehmen fruchtlos ausfallen und unmög lich werden? Die Holländer nahmen es mit Philipp,!!, auf und befreulen sich von der spanischen Tyrannei. Und wie klein war die Anzahl der Hollander gegen die Macht des schreckliche» Philipps, und wie entschlos. sen trotzten sie dem Schicksale, das sie bedrohete, und zwangen der Uebermacht den Sieg ab, der sie