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Voigtländisch zz. Stück. Was gehört dazu, jetzt ein Deutscher zu s"yn s Jede Nation har Pflichten, welche dersel- den ihre eigcnchümliche Lage verschreibt, und da es jetzt einen Zeitpunkt von Gefahren für Deutschland giebt, der kaum je seines Glei chen in der Weltgeschichte hat, so legt derselbe auch seinen Bewohnern eigenthümliche Verbind lichkeiten auf. Scyn oder Nichtseyn, dies ist die große Aufgabe, die sich jeder Deutsche tag täglich vorlegen und die er lösen muß. Menschenpflichten sind für den Deutschen jederzeit das Erhabenste und Heiligste gewesen. Er achtete jederzeit seines Gleichen, ließ sich nicht in den Staub treten, hielt die Verträge heilig; ihm war die Ehre kein leeres Wort, sondern eine mächtige Triebfeder, die alles sein Thun und Lassen bestimmte; er hing getreulich an seinem Fürsten, befolgte pünklich das Ge setz, und eine Ungerechtigkeit, die dem Einen angechaiz wurde, verbreitete sich augenblicklich von einem Ende Deutschlands bis zum Andern. Mit einem solchen Fonds von Ehrlichkeit, Biederkeit, Treue und edler Gesinnung ist der. Deutsche in einen Kampf mit dem Schicksale verwickelt worden, der alles, was ihm theuer ist, zu rauben drohet. Was liegt ihm nun in dieser Lage ob, um sich des Namens eines Deutschen nicht unwürdig zu zeigen? Das Recht der Menschen bleibe ihm jederzeit das er Anzeiger. Freitags den 15. August 1326. Höchste auf Erden, und da dies der Staae schützt, so sep er treu dem Gesetze, das ihn er hält. Gehorsam erfordert aber Much, und diesen nähre und entflamme er zum feurigsten Enthusiasmus für alles, was Edel und Groß ist. Er betrachte die Gefahren, die ihn um ringen, schaue auf die Hindernisse, die sich zur Ausführung seines Lebenszweckes in den Weg stellen, und stähle seinen Much durch Ideen. Von diesen begeistert und gestärkt, sehe er jeder Gefahr, ja selbst dem Tod kühn ins Angesicht. Er verfahre stets gerecht und Andere werde» alles Unrecht gegen ihn unterlassen. Er mache es sich zum Grundsätze, nie von dem abzuwei chen, was die Vernunft für recht, wahrund gut erkennt, und in kurzem ist eben sowohl die Furcht vor dem Despoten, als vor dem Skla ven aus seinem Innern verschwunden. Der Deutsche darf stolz auf das sep», was seine Vorfahren waren; mit Recht darf er sich der großen Verdienste rühmen, welche die Hcronen seiner Nation, die Luther und Frie driche, die Leib nitze undKa nieder Mensch heit geleistet haben. Solche Gesinnungen i» sich ämsig nährend, und solche Gefühle eifrig pflegend, muß er in jedem Andern die nämli che Denkart erwecken, den nämlichen Euthusi- asmus entflammen, und wer auf etwas, was moralische Größe hat, Werth setzt und sich mit Stolz daran weidet, dessen erweiterte Brnst ver-