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102 nicht entgelten lassen, die von'der ganzen Sache nichts wüßten!" Sowohl der Protektor als der Capitain Hull erschraken über Scaplo's Aeußerung, nnd der Erstere fragte: was sie zu bedeuten ha be? „O! rief Staplo aus, der noch immer zu des Prorektors Füßen lag, nun sehe ich, daß Goll allwissend ist. Alle Anschläge des Königs Carl sind Euer Hoheit verrathen. — Sie, Herr Capuajn! sind ja jetzt in meinem Hause gewesen, haben meine Schränke durch sucht, und bringen die Papiere, die Sie da selbst gefunden haben. Ich bin verloren!" . Der Protektor wandte sich bei diesen Wor ten schnell um und rief aus: „So wunderbar offenbart Gott alle heimliche Anschläge der Ver- rätherei!" Er ließ alsdann Staplo wegführen und sein Haus durchsuchen, wo man alles be stätigt fand, was Staplo ausgesagt haue,. Beiträge zur Geschichte des Luxus. Als im irren Jahrhundert'die Handwer ker von den Kaisern und Bischöfen besondre Privilegien und dadurch das Recht erhielten, die Zunftverfassung unter sich einzuführen, da ergriff auch bald der verderbliche Luxus diesen Stand, welcher bisher noch davon verschont geblieben war. Die ehrsamen Meister traten in sammtnen Iuppen, an den Aermeln mit Silber besetzt, und mit Gürteln von schwerem Golde einher. Und ihre lieben Frauen ließen sich in langen weiten Mänteln und Kleidern mit Schleppen, und in großen Sturmhauben ft, hen. In Breslau und andern Orten sähe man sich daher genöchigt, den übertriebenen Auf wand in der Kleidung durch besondere Verord- nungen einzuschränken. Den Ueberrrelern die ser Gesetze ward nicht nur r Mark Buße aufer, legt, sondern auch zugleich angedeutet, „wel- chergcstalt man die hoffärtigen Kleider uff das Rathus antworten, aldo abesneidcn und zu rechiirmaft kurzen würde." Die Polizei-Kleider-und Eastereiordnung, welche im Jahr 145z der Kurfürst von Sach sen Friedrich der Sanftmülhige, publicirenUeß, übergehe ich. Es wurden unter andern in der selben eine Art Schnabelschuhe bei Straft der Ehrlosigkeit verboten. Die Schnäbel an die sen Schuhen waren zum Theil mit Krallen, Nägeln, Hörnern, Gesichtern und ändern son derbaren Figuren, auch sogar mit Schellen ge putzt und halten nach Rang und Stand ihre be stimmte Länge. Fürstliche Schuhe durften 2L Fuß, freiherrliche 2 Fuß, adliche >4 Fuß lang ftyn, Prediger eiferten von den Kanzeln gegen diese Rieftnschuhe; Könige und Fürsten gaben Edikte dagegen; aber dieser Schnabel schuhunfug konnte durch alle diese Maaßregelü, selbst durch päpstliche Bannbullen nicht abgc- stekt werden. Die Entdeckung mehrerer Bergwerke irt Sachsen gab dem Luxus und Sittenverderben im rzten Jahrhundert neue Nahrung. Der Kurfürst "Ernst sah sich daher im Jahr 1482 abermals veranlaßt, eine Polizeiordnung be- ' kannt zu machen. Nach derselben soll kein Bür ger in größern Städten ein Kleid tragen, das mehr