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94 König von Portugal sollte auch weniger haben, wenn wir ihm seine Würze ließen. Rechne du, wie viel Gelds eine Messe zu Frankfurth aus Deutschland geführt wird, ohne Noth und Ur« fache: so wirst du dich wundern, wie es zugche, .daß noch ein Heller in Deulschlaud sei. Frank furth ist das Silber-und Goldloch, dadurch aus deutschem Lando fleußt, was nur quillct und wächst, gemünzt oder geschlagen wird bei uns. Wäre das Loch zugestopft, so dürfteman jetzt die Klage nicht hören, wie allenthalben eitel Schuld und kein Geld, alle Lande und Städte mit Zinsen beschweret und ausgewuchert sind. Zu unserer Zeit sind die Deutschen fast aller Nazionen Affen." „Es wäre Hochnoth ein gemein Gebot und Bewilligung deutscher Nazion wider den über, schwenglichewUeberfluß und Kost der Kleidung, dadurch so viel Adel und reiches Volk verarmet. Hat doch Gott uns, wie andern Landen, genug gegeben, Wolle, Haar, Flachs und Alles, das zu ziemlich ehrlicher Kleidung einem jegli chen Stande redlich dienet, daß wir nicht dür fen einen so greulich großen Schatz für Seiden, Sammet, Güldenstück und was der ausländi- Khen Waare ist, so geudisch verschütten." — „Desselben gleichen wäre auch noch weni ger Speeerei, das auch der großen Schiffe ei nes ist, darinnen das Geld aus Deutschland geführet wird. Es wächst uns ja von Gottes Gnaden wohl Essen und Trinken, und so köst lich und gut, als irgend einem andern Land." „Jetzt lebet die Welt in schrecklichem lleber- fluß und Völler«, und ist ihr nicht genug, daß man allerlei Fleich nach Luff haben mag; son dern man menget Fische und Fleisch unterei nander , chut Gewürze dazu und verändert und verkehret es, das doch der Natur entgegen ist, auf mancherlei Weise; also, daß, was von Natur süße ist, durch die Würzung scharf, und was scharf ist, süße wird. Wie mancherlei Getränke hat man auch darnach? Und wer wollte es nicht für spöttisch achten, wenn er sähe, daß ein Wirth Wasser zum Getränke aussetzet? Denn an unserm Bier und an dem Wein, wel cher chei uns gewachsen, lassen wir uns nicht begnügen, sondern es erstrecket sich unsere Lust auch über das Meer (daß man fremde Getränke weit herholet). Meinest du aber nicht, wenn jetzt unser Vater Adam wieder käme, daß er sich solcher unsinnigen Lust im Essen und Trin ken an seinen Kindern verwundern würde, und würde sich vor solchem, das wir mit Wollust essen und trinken, als vor Gift scheuen und hü ten, und aller unsrer Herrlichkeit vorziehen ent weder Rüben oder Graupen und kalt Wasser." Doch auch diese Klagen des ehrwürdigen Luthers, welcher seinem Vaterlande noch eine andere Reformazion, als die der Kirche wünsch, te, waren in gewisser Rücksicht nur ein Nach hall von den frommen Wünschen, welche schon vor tausend Jahren Karl der Große fühlte. Die ser große Kaiser suchte durch sein Beispiel die zu seiner Zeil überhand genommene Kleider- prachl einzuschränkeit. Er selbst trug einen lei nenen, am Saume mit Seide durchwirklen Nock, und nur an hohen Gallatagen einen lan gen Mantel über ein Wammes von Fischotter. Seine