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92, Gouverneurin nahm seinen Arm, und er harte nicht nur die Ehre diese treffliche Dame zur Ta fel zu führen, sondern auch an ihrer Seite den obersten Platz dort einzunehmen. Hier war es, - als ob das Gefühl seiner innern Würde die Kluft ausfüllte, welche Geburt und Rang zwischen ihm und seinen Tischgcnoffen befestigt hatten. Er benahm sich so unvefangen und doch dabei mit solchem Anstande, —daß nur der Kittel, der ihn deckte, dort nicht an seinem Platz zu seyn schien. Charakteristisch bleibt die Antworr auf die an ihn gerichtete Frage: „Warum er in sei ner gewöhnlichen Bauertracht erschienen seh, und ob er keine bessere Kleidung habe?" —„Ich habe wohl noch einen bessern Rock," — soll er gesagt haben, — „allein seit mich die Gnade des Kaisers so ausgezeichnet hat, trage ich ihn nicht mehr, und werde auch fernerhin nur die sen Kittel tragen, damit meine Brüder nicht et- rva glauben, daß ich mich über sie erheben wol, le." Ehrt ihn nicht diese Antwort mehr als alles? — Noch ein paar Züge zur Bestäti gung des Obigen. Nachdem der Herr Gouverneur über Tafel unter andern seine Gesundheit ausgebracht, er- wiederre er solches mit vieler Höflichkeit, indem er darauf, zuerst die Gesundheit des Kaisers ausbrachte, dann auf das Wohl seines hohen Wirthes und seiner Erbherrschaft (der Fürstin Sacken) trank, — zuletzt aber auch seinen Amt mann hoch leben ließ. Nach aufgehobener La sel ward er von der Gouverneurin ans offene Fenster geführt, und hier dem gaffenden Pöbel gezeigt, den das Gerücht „von dem Bauer der zum Edelmann gemacht worden sey," in nicht geringer Menge herbeigesührt harte. Fritz er, blickte darunter einen seiner zum Rekruten ge- schwornen Bruder, rief ihn zu sich, — zeigte ihm seine früher von der Kaiserin zum Geschenk erhaltene Dose, wie die Ehrenmedaille, und beschenkte ihn hierauf selbst mit einem harten Thaler; wobei er'ihm eine wohlgemeinte Er mahnung mit auf den Weg gab. — Mit ei nem Geschenk der edlen Gemahlin des Herrn Gouverneurs, von diesem aufs humanste ent lassen, stattete er nun mehrere Besuche bei ein zelnen Personen in der Stadt ab, und ward überall liebreich ausgenommen. Viele suchte er eifrig auf. So erkundigte er sich vorzüglich nach der Druckerei, um — wie er sich dabei ausdrückte, — „dem Manne seinen Dank zu zollen, der die Nachricht von dem traurigen Schiffvruch verbreitet, und sein geringes Ver dienst dabei so sehr erhobeu-habe." Durch die hier gedruckten Wöchentlichen Unterhal tungen nehmlich wurde seine Edelthat zuerst bekannt. Auch einen Prediger Hane er hier ger ne getroffen, der eine Collette zu seinem Besten veranstaltet und ihm dsn Ertrag davon zuge schickt hatte. Und als er erfuhr, daß dieser nicht in Miecau lebe, wohl aber hier Verwand te habe, eilte er zu diesen, um vor ihnen sein dankerfülltes Herz auszuschütten. Dankbarkeit scheint ein Hauptzug in seinem durchaus edlen Charakter zu sepn; und was mehr als alles da für spricht ist dieses, daß er unter seine Gefähr ten, welche auf sein Zürnen und dringendes Bitten das Rettungsboot mit ihm bestiegen, von den