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und deswegen zu lange dauert; um also das Kähnen und Abfallen des Weines zu verhin dern, brennen sie ihn täglich auf. Durch die öftere Wiederholung dieser Manipulation wird nun der Wein schwefelsauer; er greift alsdann die Brust an, fällt stark ans die Nerven, macht Kopfweh., ruinirt den Magen u. s. w. Um nun einen solchen Wein zu proviren, darf man nur ein Stückchen feines Silber in den Wein werfen, und im Fall der Ueberschweflung wird das Silver schwarz. Die Schwefelsäure hat eine größere Ver wandschaft zum Silber als znm Wein, verläßt ihn also, um sich mit jenem zu verbinden, und stellt in dieser Verbindung einen Silbervitriol vor. Bei dem rochen Weine findet das Schwe feln weniger Statt, weil diese Säure alle ve getabilische Farbestoffe zerstöret, der röche Wein auch das lange Zapfen überhaupt nicht wohl vertragen kann. Allein bet den französischen rochen Weinen ist eine andere Verfälschung nur zu häufig im Gange, besonders in unserer Nachbarschaft. Die schwachen herben lothringer Weine werden gefärbt Mil Lslrors, Lonssillon, Leni-Lar ios erc. ihre Säure durch alkalische Erden, auch manchmal Bleikalk, absorbirt, mit Spiritus vini stark gemacht. Wie unnatürlich, wie schädlich ein solches Gemisch ist, kann jeder selbst beurtheilen. Den Zusatz von alkalischen Erden erkennet Man, wenn man Weinsteiuöl in Wein tröpfelt, «nd er trübe und milchartig wird, Den Zusatz von Spiritus vini erkennet man, wenn man etwas Wein aus einer tubulirten Retorte destil- Urt, wo in der Tubulamr ein Thermometer steckt und die Hitze bis 202 Grad Fahrenheit giebt; geht bei dieser Hitze Spiritus über, so ist es zugesetztcr, der natürliche, als Bestand- theil eines jeden Weines, bedarf 212 Grad, als den Siedepunkt, um überzugehen. Allein unter allen bekannten Verfälschungen der Weine ist keine für die Gesundheit so schäd lich, als die mit einem Bleikalk als z, B. Blei, zucker, Silberglätte, Bleiweiß re. Alle Blei kalke sind wahre schleichende Gifte, und brin gen auszehrende Krankheiten hervor. bekanntlich ist der Hauptfehler eines Wei nes von einem schlechten Jahrgang, Mangel an Zuckerstoff und Menge an Säure; um diese zu absorbiren, werden metallische Kalke, beson ders Bleizucker, zugesetzt; dieses Mittel ist lei der so wirksam, daß man Essig damit versüßen kann; allein die Chemie giebt uns auch hier ein Mittel, diese verbrecherische Verfälschung zu er kennen. Man nimmt einen Eßlöffel voll Hahne- mann's Weinprobe (oder von einer wohlberei- teten Schwefelleber) und gießt es in sechs Loth 2Wn; erfolgt ein brauner Niederschlag, so kann man auf die Gegenwart eines Bleikalks schließen. Um diesen Niederschlag besonders in dem dicken rochen Weine sichtbar zu machen, ist es nochwendig, ihm seine Farbe zu nehmen. Zn diesem Ende übergießt man einen Theil Wein mit einem gleichen Theile Milch, filtrirt die Mischung durch Fließpapier und der Wein wird ganz