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8» Herzens-Cultur wahrnehmen können. Es Fe tzen nun daraus wohlgebildete — d. h. verbil- dete— Mädchen hervor, die sichlmit der Co- keterie schon vom roten Jahre an-vertraut ma chen; und eben so gute und wohjgebildcteJüng- linge, die ihrer (oben, angeführten) Bestim mung ganz treu leben, und mit einem imponi- renden und abgeschliffenem Aeußern, einen ho len und verschrobenen Kopfund ein verdorbenes und vergiftetes Herz, aber desto mehr Magcn- genie, d. h. Talent für jeden Sinnengenuß, verbinden. Und was ist natürlicher, als daß nun die Ehen auch nach Wunsche ausschlagen, denn man heurachet sich ja seines wahren Glücks, seiner höchsten Bestimmung wegen, oder mit andern Worten: man. heurachet sich meistens des Geldes, oder auch andrer sinnlicher Antrie be wegen. So lange nun diese silbernen und vergnüglichen Bande^auern, so lang- ist Mann und Frau noch an einander gekettet, d. h. so lange wohnen sie noch in Einem Hause beisam men, essen an Einem Tische u/s. w. Uebri- gens befriedigetJedes seine Neigung, ohneRück- sicht aufs Andre. Sind sie aber verschwunden, diese Bande des Vergnügens, des Geldes, der Convenienz, o dann adieu, eheliches Verbind niß ! Und aus solchen Verbindungen und Fa milien müssen natürlich auch wieder edleSpröß- linge hervorgehen, die ihren Eltern Freude und Ehre machen, die schon von der Wiege an ihre hohe Bestimmung kennen und üben. Es ent sproßen daraus Jünglinge, die von Kindheit auf so gescheit sind, daß sie nichts mehr zu ler* nen nöttzig haben, und welche Diener und Sela, ven aller Laster und Ausschweifungen, nur nicht treue Diener des Staats, nicht Diener der Ord nung, der Mäßigkeit, des Fleißes, der Arbeit samkeit und Anstrengung, nicht Diener der Hu manität und des allgemeinen Bestens sind. Es kommen daraus Mädchen hervor, denen schon beyzeiten eine Abneigung gegen alles Häusliche, Ordentliche, Nützliche und Gute, gegen alles das, was sonst bep unsern Vorfahren zu einer guten, treuen und braven Gatlin und Hausfrau erforderlich war, eingeflößt wird, und die mit vieler Sorgfalt dazu angehalten werden, die Männer und Alles so zu betrachten und zu be handeln, als setzen sie einzig und allein zu ihrem Vergnügen, zur Befriedigung ihrer Launen und Leidenschaften geschaffen. Heil euch noch, bra ven Jünglinge Deutschlands! Für euch ist al so kein Mangel an würdigen Gattinnen. Blind lings dürft ihr darnach greifen, und euch fallt Eine in die Hände, welche die rühmlichen Ei genschaften einer Frau hat: Kinder nehmlich meist ungesunde Kinder — zu gebären und sie . von Andern er-und verziehen zu lassen; die Des potin des Hauses zu spielen, mit tyrannischem Scepter den Mann nach ihrem Willen zu len ken, die Haushaltung den Krebsgang gehen und den Mann und die ganze Familie zusammt der Wirchschaft verderben zu lassen; ihren Leiden, schäften freye Zügel zu geben; sich nur zu pu tzen, zu tändeln, zu spielen, Geist, und Herz verderbende Romane zu lesen; sich an den über triebenen Schmeicheleien anderer Anbeter zu weiden, und den dicken Dampf ihres gestreute» Weihrauchs begierig und mit Wohlbehagen ein- zuzie-