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beym Anblick einer Spinne so angegriffen, daß sie laue ausschreit, zittert, Ekel empfindet rc. Redel ihr aber ei» junger ks»e die übertrieben sten Schmeicheleien, die schmutzigsten, sinnlo sesten und unvernünftigsten Dinge vor, so hört natürlich dieses seine Zartgefühl auf, seine Wür- kung zu äußern. Ein süßes Herrchen bekommt — o Unglück — sogleich Husten und Schnupfen, oder befürchtet ihn wenigstens von dem leichte sten Zephyr, wenn er in Amtsgcschäften ausge hen soll. Aber dieß besorgt er von seinen nächtli chen Ausschweifungen nicht. Das zarte Mensch lein flieht Arbeit und Anstrengung, wie die Pest— aber er zermartert sich Tage und Wochen lang mit Auffindung neuer und röftzigseynsvüender bons-mots, mit Nachsinnen über neue Lustbar keiten, Spiele und Ergötzungen, kurz, er zer- arbcitet sich aus allen Kräften, den vorigen Narren in seiner Person doppelt zu übertreffen. Bis zu Thränen wird er gerührt, wenn eine Spinne in ihrem Netze eine Fliege erbeutet und erwürgt, aber mit gleichgültigem und teuflischen Kaltsinn ist er im Stande, Unschuld auf Un- schu ld in seinen verderblichen Netzen zu sangen und zu morden. — Und welches Schaamge- fühl! Die achten ?etit-maitres, welche der Mode förmlich zu Sklaven geweiht sind, schä men sich, daß sie nur zwep Augen haben, da her lugen sie durch 4. Sie schämen sich ih- "rer bessern 2 natürlichen Augen, daher noch 2 gläserne. Mit diesen bewafnet, treten sie nun mit unnachahmlicher Unverschämtheit vor Je dermann hin, und besehen und beschnüffeln ihn, wie Jagd-und Spürhunde, und so muß alles —- die.kritische Musterung ihrer 4 Augen passren. Und welches Ehrgefühl leuchtet daraus hervor! Sie wollen dadurch, daß sie sich stellen, die Sehkraft verloren zu haben, der Welt glauben machen, dieß, sey durch vieles Smdiren, durch viele Lektüre (vielleicht der Romanek) bewürkt worden. Kannst du also gegen den Schluß etwas einwcnden: wer eine Brille oder eine Doppellorgnette führt, der ist gelehrt und klug^ der besitzt viele Kenntnisse? Indessen wäre es auch kein Wunder, wenn unsre jungen Herrn ihr Gesicht verlören. Das mächtige sprühende und strahlende Licht der Aufklärung, sollte es die Sehkraft derer nicht schwächen, wel che in diese Sonne mit »»verwanden Blicken schauen? Daß dieses vielleicht die Ursache da von sey, getraue ich mir dadurch zu beweisen, weil Greise von 70 bis 80 Jahreu, deren Ju gend also noch in diejenige Periode fällt, wo diese Sonne am Himmel der Welt noch nicht strahlte, und die sich also ihre Augen noch nicht verder ben konnten, weil sage ich, manche Greise ohne Brille noch sehen , und herzlich über diese jun gen Herrchen lachen. — Doch noch etwas von dem seinen Schaamgesühl. Die meisten Wei ber schämen sich der häuslichen Wirthschaft, rech nen Alles, was nicht den Stempel des Luxus und der Mode an sich trägt, unter das Enleh- reude und Bäurische. Daher entziehen sich Manche der für sie so unangenehmen und eckel- hasten Mutterpflicht, die Kinder selbst zu säu gen, zu warten, zu pflegen und zu erziehen. Nein! dieß gehört für.die niedere Volksklasse, für die Bauern! — MiS-