78 . ber, die i»den Monaten December und Januar in dortigen Gegenden am meisten wüthete. Bloß in dem Teschner Kreis lagen im Januar auf l2,coo Personen an dieser Krankheit dar« nieder, die Soldaten in den Spitalern nicht Mitgerechnet. DieAerzre, von welchen selbst einige angesteckt wurden und starben, waren nicht im Stande, so viele Patienten gehörig zu besorgen; und die Apotheker mußten viele Per« sonen tagelang aus die geforderte Arzney war« ten lassen. Der Weinessig, der als Präserva tiv gegen die Ansteckung mit Erfolg gebraucht und daher stark consumirt wurde, gieng in Te- schen ganz aus, und mußte aus Ungarn und Oesterreich verschrieben werden. In Teschen und Bielitz — wovon die erste Stadt ohnge- fähr 5000 ,und die zweyle 3700 Einwohner zählt —starben im Durchschnitt täglicb9Kran- ke von den Einwohnern, das Militär nicht mit gerechnet. In den Dörfern starben ganze Bau ernfamilien aus. Die russischen und österreichi schen Soldaten unterlagen der Krankheit vor züglich. Das unglückliche Mähren litt an der Epidemie am meisten ; und in Olmütz soll der fünfte Theil der Einwohner an derselben gestor ben seyn. Jetzt erst (im Monat März) fängt diese Krankheit mit dem Eimritt der bessern Witterung nn nachzulassen. Auch die Theuerung hat in Oesterreich, Mähren, Böhmen, Schlesien und Gallizien durch den letzten Krieg einen sehr hoben Grad erreicht, und an Futter für das Bieh fehlt es fast gänzlich. Selbst in dem sonst so gesegne ten Königreich Ungarn ist die Theuerung jetzt sehr drückend« Ein Gevatterbries von O. Luther *). Gnade und Friede in Christo. Gestrenger Ehren-Vester lieberHerr Gevatter! Wie ich nächst gebeten, so bitte ich aber mals um unsers Herrn Jesu Christi willen, Ew. Gestrenger Herr wollten sich Demüthigen Go» zu Ehren und meinem jungen Sohn, den uns diese Nacht Gott bescheret hat, von meiner lieben Cäthe, förderlich und üblich erscheinen, damit er aus der alten Art Adams zur neuen Geburt Christi durch das heilige Sacramenl der Taufe Kommen, und ein Glied der heiligen Christenheit werden möchte, ob vielleicht Gott der Herr einen neuen Feind des Papstes oder Türckens erziehen wollte. Ich wollte gern um Vcsperzeit Tauffen ^aßen um daß er nicht länger ein Heide bleibe, und ich desto sicherer wäre Ew. Gestrenger Wollen sich ohnbcschwert herin finden und solch Opfer Gott zu lob helfen vollbringen. Womit ichs wüste zu Verschulden bin ich willig und bereit, hier mit Gott besohle»; Amen. In der Nacht um 1 Uhr Mittwochs nach St. Pauli r;zz. Den gestrengen Ehren- vcsten Hans Lösern, Erb- Marschalle zu Sachsen meinem günstigen Herrn und freundlich lieben Ee« valier williger Diener Martin Luther. *) Das Original, von des großen Mannes eig ner Hand geschrieben, befindet sich in den Hän- , den der g. Fräulein von Feilitzsch zu Neundorf. Bild