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VoigLländischer Anzeiger. 24. Stück. Freitags den rz. Iuny i8v6. Unglücksfälle. Nachdem am vorigen zi May auf der El ster bei der, oberhalb der Stadl liegenden Seidel- fchen Ziegclscheine ein Hulangeschwommen und derselbe vom dortigen Ziegler aus dem Wasser gefischt und den hiefigen Gerichten übergeben, auch von diesen sogleich der Rathsdiener mit mehrern Personen zur Nachsuchung, ob ein Verunglückter zu finden sey, abgeschickt wor den war, nach mehrmaligem Suchen jedoch, bei der Größe und Trübe des Wassers, nichts zu ent decken gewesen; so wurde 8 Tage später alsam 7. Iuny an eben dieser Gegend des Elsterflus ses durch Vorbeigehende ein todter Körper ent deckt und von ihnen mit Hülfe des obgenannten Zieglers sogleich herausgezogen, auch darüber den löbl. Stadtgerichten sogleich Anzeige gelhan. Der Verunglückte, der gut angekleidet, aber durch das lange Liegen im Wasser schon etwas angegangen war, wurde hieraus gerichtlich auf gehoben und in das Leichenhaus auf hiesigem Gottesacker geschafft, daselbst entkleidet und vom Herrn Stadtphysikus und einigen Feldschee- rern der hiesigen Garnison untersucht, keine ge waltsame Verletzung an ihm bemerkt, als etwa einige Beschädigungen durchs Anstoßen im Was ser, und da an Rettungsversuche nicht mehr zu denken war, hierauf in der Stille auf dem Gottesacker begraben. Nicht verges sen werden darf bei dieser Gelegenheit, daß auch hier sich sehr deutlich gezeigt hat, was wahre Aufklärung sep und winke; daß sie nicht in Verachtung und Vernachlässigung der Religion, sondern im Hinwegsetzen über dum mes Vorurtheil und in Erweisung chäkigcr Men schenliebe bestehe. Als namüch der unglückli che Fremdling weggetragen werden sollte, ent fernten oder weigerten sich mehrere, Hand da bei anzulegen- (nur der Herr Peruquier Hüb- nek, der sich sehr thälig dabei bewies, machte eine ehrenvolle Ausnahme) und es mußte daher diese letzte, jedem unglücklichen Mitbruder schul dige Liebespflicht, von mehrern anwesenden Herrn Kaufleuten, an die sich nochmals auch einige vernünftige Professionisten anschlossen, erfüllt werden, wofür sie den sichern Lohn in ihrem eignen Bewußtsein und dem Beifall aller Vernünftigen finden werden. Es ist nun außer Zweifel, daß der Verunglückte ein, aufReisen befindlicher Buchhändler aus Leipzig, Ramens I. C. H. Krebs ist. Welcher beschämende Aufschluß für so viele voreilig und lieblos Rich tende '. In der Mitternachtsstunde vom 9. jum rc^ d. M. brach in dem benachbarten Städtchen Treu«