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Voigtländischer Anzeiger. IO. Stück. Freitags den 7. März 1806. Dresden. (Fortsetzung.) Dresden an sich selbst ist niedlich. Mit wenigen Ausnahmen sind die Straßen ziemlich reinlich, breit, frei und belebt; es giebt meh- rere artige Plätze; die Hauser sind zum Theil geschmackvoll, nur zu hoch. Unter den öfient- lichen Gebäuden und den Häusern des vorneh mer» Adels genügen viele selbst dem feiner» Kunstgeschmacke. Ein Spaziergang durch Dresden ist sehr unterhaltend; nur ist die Un terhaltung bald erschöpft; den» in wenig Ta gen giebt es keinen Winkel mehr, der einem etwas rüstigen Fußgänger unbekannt bliebe. Die Abenderleuchtung ist nichts weniger als er leuchtet. Der Fremde wird sich also nach in- "tereffanten Zügen wünschen, wird fragen: Was gewährt Dresden meiner Sinnlichkeit und mei nem Geiste für Genuß? Der Sinnlichkeit? — Wer an de» Nor den gewöhnt ist, wird hier wenig Befriedigung finden. Die Küche z.B. kann in gar keine Ver gleichung trete». Wie viel Abwechselung an W-ld und Fischen bietet der Norde» nicht dar, und wie wenig liefert Sachsen dagegen, und dieß wenige ist um das Doppelte theurer als im Norden, so daß zur Befriedigung der ersten Bedürfnisse hier weit mehr erfordert wird, als dort. — Der Mein ist im Ganzen nichts weniger als vorzüglich und wohlfeil; eine kleine Flasche von der gewöhnlichsten Sorte (der un trinkbare Landwein ausgenommen) kostet ro bis 12 Gr. — Austern, Seefische und dergleichen Bedürfnisse der Leckerei sind nicht häufig, nicht wohlfeil und nicht in vorzüglicher Güte zu ha ben. Der Gaumen findet also hier seine Rech nung nicht sonderlich. — Der Sinn für die Bequemlichkeit des Lebens vielleicht ? Die Ein richtung der Häuser ist zwar nicht geschmacklos, aber doch in keinem Verhältnisse mit dem Luxus des Nordens. Die Treppen sind häufig so dun kel, daß man bei Tage einer Lampe bedürfte, die man nicht einmal des Abends vorfindet: viele Küchen sind dunkel und rauchen; die Oe se» glühen in diesem Augenblicke und sind im zweiten kalt, und sie sind gewöhnlich auch nichts weniger als eine Zierde der Zimmer; die Eingänge der Häuser und die Treppen sind nicht immer reinlich genug und die Kloaken verbreiten hier und da mephitische Dünste; die Thüren sind beständig von den Söhnen und Töchtern des Elendes belagert, unter welchen viele muth- willig sich zu dieser großen Familie rechnen. Die Gasthöfe sind schöne große Häuser; allein außer der Theuerung, die darinnen herrscht, so darf