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V o i g t l ä n d i sch e r Anzeiger. 9. Stück. Freitags den i. Marz 1805, Anquetil Duperron. Der Tod dieses berühmten Geschichtschrei bers ist ei» wahrer Verlust für Frankreich und für die Wissenschaften, denen er sich, sozusa gen, ganz ansopserte. Er hatte 6 Jahre bei den Brachmanen in Indien zugebracht, um ih re Religion, Sitten und Gebräuche kennen zu lernen, und noch jetzt, nach einer Entfernung von 44 Jahren von ihnen eine große Vorliebe für sie behalten. Sein letztes Werk hat er sei nen lieben Brachmanen zugeeignet, und von sich folgendes erzählt: Milch, Käse für etwa einen Groschen, und reines Brunnenwasser ist meine tägliche Nahrung. Ich mache mir selbst im Winter kein Feuer an, schlafe ohne Ma tratze und Federbetten, erhalte mich bloß von meiner Arbeit, habe keine Einkünfte, keinen Gehalt, keine Stelle; bin für mein Alter (74 Jahre) und für die erlebten Strapazen ziemlich gesund. Ich habe keine Frau, kein Kind und keinen Auswärler. Wenn es mir an diesen Glücksgütern auch fehlt, so drücken mich von der andern Geilt die Fesseln derselben nicht. Ich stehe allein, bin durchaus ein freier Mensch, nehme doch Theil an dem Menschen, und kann sogar einem rechtschaffenen Manne herzlich gut seyn. In diesem Zustande, wo ich stets den härtesten Kampf mit der Sinnlichkeit geführt habe, siege ich über die Reize dieser Welt, ver achte sie und strebe inbrünstig und unaufhörlich nach dem höchsten und voükommnen Wesen. Ich bin nicht mehr weit vom Ziele, und er warte ruhig die Auflösung meines Körpers. Der Papst in der kaiserl. Buchdrucker« zu Paris. Als der Papst die kaiserliche Hvfbuchdrucke« rei in Paris besichtigte, empfieng ihn der Di- reclor derselben, Herr Marcel, mit einer An rede in lateinischer Sprache. (Dieser Herr Marcel war mit bei der Expedition in Aegypten, und dirigitte die Felddruckerei, in welcher auf den Schiffen die Manifeste und die Ordres an die Armee, nachher aber, in Cairo, die Schriften der dortigen gelehrten Gesellschaft, nebst alle dem, was der Armee und den franzö sischen Officianten allgemein bekannt gemacht werden sollte, gedruckt wurde). Die r;o Pres sen der Druckerei, welche bei der Anwesenheit des Papstes sämmtlich im Gange waren, lie ferten das Vater-Unser in izo verschiedenen Sprachen, darunter mehrere, unter den Wil den in Amerika von Missionarien blos hand schriftlich bekanntlich sind. Der Direktor Mar cel zeigte hier dem Papste alles vor, was vom Stempelschneiden der Buchstaben an bis zum vollendeten Druck an Instrumenten, Materia lien und mechanischen Hülfsmitteln erfordert wird: die größte Buchdruckcrschrift, von wel cher jeder Buchstabe z Zoll, bis zur kleinsten, die nur den dritten Theil einer Linie hoch, und mit bloßen Augen kaum zu erkennen ist. Fer ner