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Voigtlä »bischer Anzeiger. 49. Stück. Freitags den 7. December -824. Ankunft der Großfürstin Maria Pavlowna zu Weimar: Äm y. Novbr. hielt der Erbprinz von Wei mar mit seiner erhabnen und liebenswürdigen Gemahlin, einer Russisch-kaiserlichen Prin zessin, seinen feierlichen Einzug zu Weimar. Die Festlichkeiten dabei waren eben so glän zend , als kunst - und geschmackvoll angeordnet und ein Zug von wohl 20000 frohen jubelnden Menschen, die sich nach und nach an das vor treffliche Fürstenpaar anschlossen, erhöhet« das Große dieses merkwürdigen Schauspiels. Auch der ehrwürdige Veteran der Temschen Dicht kunst, Wieland, hat bei dieser Gelegenheit, folgende Verse, nach sechs Jahren die ersten, verfertigt, womit eine Dem. Klüver, die das Loos getroffen, in Begleitung von noch n Jungfrauen, die Großfürstin bewillkommte: Statt aller Töchter dieses Landes, Erhabne F ü rstin, bringt Dir unsre kleine Schaar, die frohe Huldigung gerührter Herzen dar. Verschmähe nicht den Unwerlh dieses Pfandes die Treue, welches stets der Sachsen Erbgut war. Was Dir, erhabne Frau, an diesem Wonnetag in unsrer Brust entgegenwallt, vermag, mein blöder Mund nicht auszudrücken. O strale einen nur von deinen holden Blicken auf uns herab l Uns alle zu beglücken, genügt ein Blick von Dir allein, und die Erinnrung voll Entzücken wird jedes Herz Dir ewig weihn, und ewig uns ein Reiz zu jeder Tugend seyn« Die Rednerin ward von derEroßsürstin aus die Stirne geküßt, so wie sie beim ersten Empfang, ihrer Frau Schwiegermutter zuerst die Hand und dann den Mund küßte. Ganz Weimar ist von ihr bezaubert, so sehr weiß sie hohe, wenn auch einfache, Majestät mit der feinsten Kultur und der liebenswürdigsten Bescheidenheit und Leutseligkeit zu verbinden. Folgende wenige Züge werden kein unbedeutender Beitrag zu ih rer nähern Charakteristik sepn: Als sie ihr Wohlgefallen über die schöne und geschmack volle Einrichtung des Schlosses zu erkennen gab, äußerte sie: „Es gefalle ihr alles sehr wohl, wenn nur auch sie allen gefaste." Auf einen Vorschlag, das Schauspiel zu besuchen, erklärte sie: „daß ihr erster Ausgang in die Kirche seyn werde." Wirklich besuchte sie am Sonntage früh die evangelische Hauptkirche, wo gerade der neue Gen. Superintendent Vogt seine Antriltspredlgt hielt; und sowohl die Pre digt, als der ganze, sehr verständig angeord nete Gottesdienst gefiel ihr so sehr, daß sie er klärte, sie werde ihn ost besuchen. Erst am Montag ging sie ins Schauspiel, welchem sie jedoch eiüc kleine musikalische Unterhaltung vor zuziehen versicherte. Vorzüglich lang unter ¬ hielt