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»27 Sprachen, war besonders ein trefflicher Latei ner. Reinheit der Sitten mußten selbst seine Feinde an ihn loben. Er bekämpfte die eingerissene Sittenlosigkeit, den Atheismus, den Luxus, schaffte die Duelle ab, führte überall Ordnung ein, wußte dem Staate in und außer Landes Ehrfurcht zu erzwingen, erleichterte durch wichtige Fürsprache das Loos der unglück lichen Waldenser, kurz: er that viel Gu tes. Aber — er war dennoch ein Despot, ein Tyrann! der blos durch Furcht herrschte, und von dem das Volk laut sagte: hat man deswegen unsern König hingcrichtet, um uns der Tyrannei eines bloßen Mitbürgers zu unter werfen ? Doch diesem so gehaßten Cromwell wurde auf eine empörende Weise, sowohl von seinen Unterthanen, als auch von auswärigen Mächten geschmeichelt. Als er die Bücher zu Oxford verbrannt hatte, empfieng ihn das Parlament mit Lobreden und feierte ihm Tri umphe. Die Priester nannten ihn auf den Kan zeln: Würgengel seinerFeinde! Schutz engel des Volks! Moses und Aron! Als er 1649 aus Schottland zurückkehrte, zo gen ihm Staatsrach und Parlament mit Ka vallerie und Bürgercorps in neuen Uniformen entgegen, gaben Gencralsalven und führten ihn gleich einem Triumphator in dir Stadt. — Als sein Schwiegersohn starb, legte der ganze Staatsrach Trauer an, und die Gesandten statteten Condolenzen ab. Die Leiche seiner Mutter, der Bierbrauerin, wurde, trotz den Gesetzen gegen den Luxus, mit könig licher Pracht begraben, und sogar in der West- münstcrtapelle bcigesetzt. — Das Parlament sagte ihm: der Wunsch des Volkes sey, daß die Protecwrwurde in seiner Familie erb lich werde. Viele Deputirte, die zum Protcc- torat ihm Glück wünschten, kü ßten ihm dabei knieend die Hand. — Es kamen Juden aus Alieu, weil sie ihn für den Messias hiel ten, welches ihm so wohl behagte, daß er — ein seltner Fall — ihnen sogleich Audienz gab. Als sie aber in ihrer Einfalt nach Huntingdon, seinem Geburtsorte, reisten, um zu erforschen, ob er nicht wirklich etwa aus einer jüdischen Familie hcrstamme? da nahm Cromwell, der gar zu gern einen Stammbaum ge habt hätte, solches sehr übel, zumal da zu- gleich eine Satire, betitelt: Cromwell, der Löwe aus dem Stamm Juda, erschien, und er jagte sie plötzlich fort. — Spanien, das einst alles aufgeboten hatte, um Heinrich IV. zu stürzen, weil er kein ächter^Katho- liksey, schickte jetzt sogleich einen der vor nehmsten Herrn des Hofes, Don Alphons von Cardenas, als Gesandten, suchte um eine Au- dienz an, gleichwie bei einem Könige. Das eifersüchtige Portugal! veranstaltete Aeste für die Parlamentsglieder. Frankreich em pfieng Cromwells Schwiegersohn, Fawcon- bridge gleich einem Fürsten, und der stolze Car dinal Mazarin gab ihm im Zimmer die rechte Hand, welches er noch keinem Gesandten ir gend einer fremden Macht gethan hatte. Auch sandte man gleich darauf den Herzog von Cre- gui nach London, um Cromwelln zu complimen- tiren, eine Ehre, die man nur den größten Monarchen zu erweisen pflegte. — Alle übri gen Mächte huldigten ihm mehr oder minder, und bewarben sich, aus Furcht oder Privatab sichten, um seine Allianz. Nur Dänemark benahm sich männlich, wie es pflegt. Auch die H 0 U ä n-