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ft, nur etwas zu hoch angcsetzte Ohren, einen Schwanenhals, vorlrefliche Schultern und gut gebaute Vorderschenkel, eine gerade, schön ge- rundete Croupe, und gut geformte Hinterschen- kcl, mit welchen er jedoch unten etwas enge stand. Er war durchaus ohne Tücke, sehr leicht und fest auf den Füßen, sehr entschlossen und dauerhaft. Die durch den ganzen Körper ver breitete Gesundheit hatte ihm solche Festigkeit gegeben, daß es dem ihn zureitenden Stallmei ster ganz leicht möglich gewesen war, ihm jede Furcht zu benehmen, so daß er vor keinem Ge genstände scheute und selbst bei dem heftigsten Kanonenfeuer vollkommen ruhig blieb. So viel vereinigte gute Eigenschaften, ver- bunden mit einem schönen Aeußern, machten dem Könige dies Pferd ganz besonders lieb. Er ließ sich den Cond 6 fast täglich vorführcn, und fütterte ihn jedesmahl mit Zucker, in der Jah reszeit auch mit Melonen und Feigen. Durch diese besonderen Gunstbezeigungen lernte das Thier seinen Wohlthäter so gut kennen, daß, wenn man es frei gehen ließ, es gerade auf den König zugieng, um sich die gewohnten Delika tessen zu hohlen, und die Neigung zum Zucker war ihm geblieben, dergestalt, daß man es noch hier in der Thierarzneischule mit einem Stück Zucker locken konnte, wohin man wollte. Den König verfolgte es oft bis vor die Zimmer. Ei nes Tages erlaubte der KönigSeinem Conds, bis in den Saal von Sanssouci zu kommen, hier aber trat er mit seinen beschlagenen Hufen einige Tafeln des Fußbodens entzwei, und ward deshalb in der Folge nie wieder hineingelassen. Der König ließ für dieses Pferd zwei Reit- Mge von blauen Sammt sehr reich mit Silber gestickt, verfertigen, und bediente sich seiner bloß, um nach der Stadt oder spazieren zu rei ten. Der einzige schwere Dienst, welchen der Conds zu verrichten hatte, waren die Potsdamer Rcvüen und die daselbst gehaltenen weltberühm ten Herbst-Manövers. Von auswärtigen Re- vüen aber blieb er jederzeit befreit. Selbst bei dem im 1778 ausgebrochenen Bayerschen Elb- solgetriege blieb Conds in Sanssouci, und ward vom Könige dem Oberstallmeister, Herrn Grafen von Schwerin, zur besonder» Sorgfalt übergeben; welcher dann von Zeit zu Zeit von dem ihm anvertrauten Liebling seinem Herrn Bericht abstatten mußte. Hier wird vielleicht der Ork seyn anzumer ken, daß, sobald der König ein Pferd zum er- stenmahl geritten, und es brauchbar gesunden halte, keiil Stallmeister dasselbe mehr besteigen durfte, sondern es ward, außer dem Könige, blvs von den' Leibreilknechten, und von diesen letzlern bloß auf der Decke, spazieren geritten. Als der König aus dem Felde zurückkam, war eine feiner ersten Fragen nach dem Conds und die gewohnten Gunstbezeigungen nahmen wie der ihren Anfang. Auch war es dies Pferd, aus welchem der König', im Julius r?86, sei nen letzte» Versuch machte auszureiten k Nach des Königs Tod ward dies Pferd, wegen der besonder» Zuneigung, welche Er für dasselbe geäußert hatte, von Sr. Mas Friedrich Wil helm dem Zweiten, den Oberstallmeister Herrn Reichsgrafen von Lindenau zur besondern Ver pflegung übergeben, und zu diesem Behuf nach dem Friedrich Wilhelms Gestüt geschickt, von dort aber, sobald die Kön. Thicrarzneischule er richtet war, im Jahr 1790 hicher zurückge bracht und mit außerordentlicher Sorgfalt ver pflegt. Nächst seiner guten dauerhaften Consti tution