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LL Das Leibpferd Friedrich des Zweiten "). Dieses edle Thier, von Ihm Conds ge- nannl, welches bisher in der Berliner königl. Thierarzneischule verpflegt ward, ist daselbst, in der Nacht vom 17. zum 18. d. M. lebens satt gestorben. Es hat ein Alter von z8 Jah ren erreicht, welches ganz nahe an die aller- höchste Lebensdauer gränzr, die dem Pferde zu Theil werden kann, und die schwerlich eines je erreicht. Rechnet man nämlich, daß ein Pferd im sechsten Jahre völlig ausgewachsen ist und multiplicin diese Zahl mit 7, so würde das 42 Jahre geben. (Wendet man eben diese Be rechnung auf das Leben des Menschen an, des sen Körper jm 26sten Jahre als völlig ausge bildet anzunehmen ist; so würden für die größte Lebensdauer des Menschen 182 Jahre heraus kommen). Das schon in Hinsicht seines Alters merk-. würdige Pferd, von welchem hier die Rede ist, war ein Wallach, von Haar ein Fliegenschim mel, und ward (uebst mehrern andern, zu Re« montirungIdes Leibreitstalls Friedrichs des Zweyten) von dem Königl. Stallmeister Hrn. Wolny, im I. 1770 in England gekauft. Es war nicht mehr als z Jahr alt, aber schon damals durch seinen schönen Wuchs, so wie durch ein feuriges, doch gutmüthiges Naturell, sehr vortheilhaft ausgezeichnet. Der König ») Alles, was einem großen Manne werth war, oder an ihn aufs neue erinnert, hat Interesse; daher hier die Schilderung eines edlen Thiercs, das in seiner Art nicht minder groß war, alS der König, den es trug, und von dem wohl mehr, wenigstens mehr Gutes gesagt werden kann, als von manchem, der hier nur seinem lieben Ich huldigte und diente, einst nach sei nem Tode gesagt werden wird. bestimmte, bei Besichtigung der Nemonte sei nes Leibstalles, jedesmal selbst, welcher von seinen Stallmeistern dies, und welcher jenes junge Pferd zureiten sollte. Dies hier ward dem Stallmeister Wetge zugetheilt. Als dieser es in der Folge auf die Liste der zu pro« birendcn jungen Pferde setzte, und der König es zum erstenmale ritt, war er ungemein damit zufrieden, erchcilte ihm beim Absteigen den Namen Conde, und befahl ausdrücklich, daß dieses Pferd besonders gut in Acht genommen und verpflegt werden solle. Der Conde ward nun gleich nach Sanssouci gebracht, und als eins von den zehn Pferden ausgenommen, wel che gewöhnlich daselbst standen. Der König hielt vorzüglich viel auf engli sche Pferde. Jm Jahr 1756 hatte er deren nicht weniger als yo Stück, vou welchen er, beim Ausbruch des siebenjährigen Krieges im gedachten Jahre, vierzig mit sich ins Feld nahm! Was in allen großen Ställen üblich ist, nämlich, daß jedes Pferd seinen eignen Namen hat, fand auch bei Friedrich dem Einzigen statt, nur, wie Er gewohnt war Alles Selbst zu thun, so war auch Er Selbst es, der jedem Seiner Leibpserde einen Namen beilegte, und zwar lhat er dies jedesmal, nachdem er es zum erstenmale geritten halte, und gemeiniglich deu tete der Name auf irgend eine besondere Eigen schaft des Thieres. Der Conde war, mit dem Bandmaße ge messen, 5 Fuß zwei und einen halben Zoll hoch; er hatte einen gut gebauten Kopf mit einer sehr sanft gewölbten Stirn, etwas gebogene Nase, große, lebhafte Augen, die auch im hohen Al ter noch sehr viel Feuer behielten, schöne, schar fe.