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)8 ----- ai, der türkischen Grenze, überall ungewöhn lich milde gewesen. In Bayonne, an der spanischen und französischen Grenze, klagte man, daß es selbst in der Nacht so drückend schwül sep, als sonst im August! In Graubündlen, an der Schweizer und französische» Grenze, hat das Reaumürsche 'Thermometer den ganzen Ja nuar hindurch zwischen iz und 18 Grad über dem Gefrierpunkt gestanden. In der französi schen Schweiz waren gegen Ende Januars die Vlüthen der Pfusch- Apricosen - und Kusch- bäume dem Aufbrechen nahe; es kamen May- käser zum Vorschein und die Bienen fingen an, sehr lebhaft auszufliegen. An vielen Orten wurde das Feld für die Sommersaat bestellt und die Weinreben wurden geschnitten. In Bamberg erfolgte nach dreiwöchentli cher warmer und nasser Witterung, am 28sten Januar, unter heftigem Wind und Regen, ein Ungewöhnlich heftiger Blitz und Donnerschlag. Diesseits der Donau war nach vielem Re gen mit der Heiterkeit der Witterung das Wet ter auch schon so warm geworden, daß viele Obstbaume nicht nur trieben, sonder» auch blüheten. Die Mensche« befanden sich recht wohl dabei; nur unter dem Vieh, und nament lich den Schafen, herrschten einige Krankheiten. In Schwaben blüheren, selbst an der Mit ternachtsseite der Gebirge, die Palmweide und der Seidelbast, und am i8. und 19. Januar trugen dort die aus dem Felde zurückkommen den Bienen schon Honig in ihre Stöcke ein!, Ein aufmerksamer Bienenwirth in der dortigen Gegend sagt daher, »der warmen Witterung »egen, werden die Bienen ungewöhnlich früh Brut ansetzen; man wird asst», da die Witte rung ohnfehlbar wieder kalter werden'Mrd, die Bienenkörbe nicht nur gut bedecken, son dern, selbst wenn sie dem Gewichte nach Win- terfutler genug zu haben scheinen, dennoch Ho nig spendiren müssen, sonst har man auch von dem besten Stock faule Brüt zu befürchten. " Indeß sind dergleichen warme Winter kei neswegs ganz ohne Beispiel. Alten Chroni ken zufolge war, im Jahr 1289, in« südlichen Deutschland der Winter so warm, daß das Laub an den Bäumen blieb, bis das neue aus schlug. Im Januar blühten die Bäume und die Bögel fingen an zu brüten. Im Februar blühte der Weinstock, und es gab bereits reife Erdbeeren, demohnerachtet erfolgte eine gute Erndte. In dem Jahren 1421 und izgokam der Sommer sehr früh. Der Weinstock blühte im April, und um Johannis gab es schon reife Trauben. Im October des Jahres 1540 gab es zum zweitenmal Kirschen und frische Rosen, alle Bäume blühten im Herbste noch einmal und setzten Früchte an, die aber nicht reif wur den. Sittenlosigkeit. Es ist eine bekannte Bemerkung, daß je größer die Städte sind, desto größer auch das Siltenverderben in denselben scy. In vorzüg lichem Maaße hat man dieß von London be hauptet, und wirklich scheint die ungeheure Menge von Hinrichtungen, welche dort statt finden, und die vielen Tausende, die von Zeit zu Zeit des Landes verwiesen werden, jenen Dorwurf zu bestätigen. Nachstehender Vor gang liefert einen neuen Beweis davon. Am 27. Januar ward Anna Leak, ein Mädchen von n Jahren, vor den Lord-Mayor gebracht, und gegen sie ausgesagt, daß sie am Mittwoch aus-»