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Nichtamtlicher Teil. .N 145. 25. Juni 1S12. immer eine Umarbeitung daraus, übrigens sind auch diese »grünen Rembrandts« (um 1630), oft recht jugendliche Leistungen, infolge der Sucht der amerikanischen Sammler, auf jeden Fall einen Rembrandt zu besitzen, jetzt auf das Vielfache ihres Wertes gesteigert worden. Wenn ein Hauptbild seiner frühesten Jugend wie der Petrus unter den Knechten des Hohenpriesters, der jetzt in der Berliner Sammlung von der Heydt hängt, vor einigen dreißig Jahren in Berlin mit 65 bezahlt worden ist. und wenn Bode von dem Casseler Sammler Habich jahrelang Vorwürfe hören mußte, daß er für ihn das lebensgroße Porträt von Rembrandts Vater, jetzt in der Casseler Galerie, mit etwa 360 viel zu teuer bezahlt hätte, so ist es erstaunlich, daß jetzt für kleine flüchtige Anfängerarbeiten und auch für solche Wiederholungen von Schüler hand bis zu 100 000 ^ gefordert und sogar bezahlt werden. Der deutsche Jurrglehrerverbaud Paedagogia hält in der Zeit vom 31. Juli bis 3. August d. I. in Nürnberg seine siebente Hauptversammlung ab. Telegramme nach Rußland. — Vom 1. Juli ab gilt die Worttaxe für Telegramme nach dem Europäischen Rußland auch für Telegramme nach dem Asiatischen Rußland und nach Bokhara; sie beträgt nunmehr für das gesamte Rußland im direkten Verkehr mit Deutschland 20 Die bisherige Worttaxe von 75 H für das asiatische Rußland und Bokhara wird demnach um fast 75 Prozent ermäßigt. Die Königliche Tierärztliche Hochschule in Berlin beging am 20. Juni in ihrer festlich geschmückten Aula die Feier ihres 25jährigen Bestehens, der als Ehrengäste zahlreiche Vertreter der Behörden und anderer Hochschulen beiwohnten. Der Rektor, Professor vr. Eberlein, hielt die Festrede, in der er ein Bild von der Entwicklung der Tierärztlichen Hochschule gab. Ausstellung musikhistorischer Deukmäler in Wien. — Aus Anlaß der Wiener Musikfestwoche wurde im großen Prunk saale der k. k. Hofbibliothek eine Reihe musikgeschichtlich wich tiger und interessanter Denkmäler ausgestellt. Die Direktion hat sich von dem richtigen Grundsätze leiten lassen, aus den vor handenen Schätzen für jede Epoche Typisches auszusuchen, ohne durch eine Überfülle an Schaustücken den Besucher zu verwirren oder zu ermüden. Die Ausstellung ist chronologisch geordnet und sängt mit einem Papyrus aus der Zeit kurz nach Christi Geburt an. Das Fragment enthält ein Bruchstück aus einer Partitur zu dem »Orestes« von Euripides und überliefert also ein Überbleibsel von Musik aus dem klassischen Altertum. Es folgen dann einige Werke, die für die Geschichte des Notendrucks von Bedeutung sind; so die »Melopoiae« des Petrus Tritonius, der erste be kannte Typendruck in Mensural - Notation, Drucke aus den be rühmtesten Offizinen des 16. Jahrhunderts in Deutschland, Frank reich, Italien und den Niederlanden. Dann sind zwei wunder schöne, mit den prächtigsten Miniaturen ausgeschmückte Hand- schriften zu sehen: das »Kuttenberger Cantionale« aus dem 16. Jahrhundert und Orlando Lassos »Epithalamium«. Ein Psalm Kaiser Ferdinands III. in der Reinschrift des Hofnotisten Georg Moser gibt eine Probe bester musi kalischer Kalligraphie. Daran schließen sich Autographe von Kompositionen der Kaiser Leopold I. und Karl VI. Aus dem 17. Jahrhundert sind Autographe von Claudio Monteverdi, Benedetto Marcello und Alessandro Scarlatti, aus dem 18. Jahr hundert solche von Gluck und seinem Gegner Piccini, von Philipp Emanuel und Wilhelm Friedemann Bach ausgestellt. Mit aller größtem Interesse wird man die Handschriften der Wiener Klassiker betrachten. Von Haydn ist das Autograph der Volks hymne und ein Skizzenbuch zu sehen. Sehr bemerkenswert ist auch das Autograph von Mozarts »Requiem«. Daneben liegt ein Studien heft von Mozarts Schülerin Barbara Ployer. Der Meister hat ihr eine Melodie ausgeschrieben, die dann ausgesetzt werden mußte; von Mozarts Hand sind auch die belehrenden und ausbessernden Be merkungen. Von Beethoven ist das Autograph des Violinkonzerts und der Violinsonate Op. 24 ausgestellt sowie drei Briefe an seinen Freund Nikolaus Zmeskall von Domanowecz. Die Episteln an den »Musikgraf« sind berühmt wegen des kräftigen Humors, in dem sie abgefaßt sind. Zmeskall mußte sich von Beethoven manchen derben Spaß gefallen lassen. Aus dem reichen Schatze der Schubertschen Handschriften wurden die Klaviersonate Op. 63 und ein Liederheft ausgewählt. Aus der jüngsten musikalischen Vergangenheit schließlich liegt die Original-Partitur von Hugo Wolfs »Corregidor« und die der Neunten Sinfonie von Bruckner auf. An den Wänden sind Bilder und Porträts angebracht, und so wird der prächtigen Ausstellung auch Abwechslung und Anschaulichkeit gegeben. Sprechsaal. Zum Artikel: Verlegergedanken über die O.-M.-Abrechnung. Den im Börsenblatt Nr. 139 von Herrn Dotzenrodt ver öffentlichten Aufsatz haben wir mit Interesse gelesen, doch glauben wir, daß Herr D., soweit seine Ausführungen den regulären Sortimentsbuchhandel betreffen, etwas zu schwarz malt; so trost los wird's wohl mit den O.-M.-Zahlungen noch nicht bestellt sein! Allerdings geben wir zu, daß eine gewisse Zahl von Konten mit Saldoüberträgen zu gunsten oder ungunsten der Verleger abgeschlossen werden. Nach den Ausführungen des Herrn D. liegt die Schuld nur auf seiten der Sortimenter. Ist das aber tatsächlich immer so!? Nach unseren eigenen Er fahrungen keineswegs! Ein gut Teil der Schuld fällt auf den Verlagsbuchhandel selbst oder wohl richtiger gesagt auf die ausführenden Organe desselben zurück! Von 492 O.-M. 1912 zur Verrechnung stehenden Konten haben wir in diesem Jahre überhaupt nur von 429 (!. Verlagsbuchhandlungen Abjchlußzettel erhalten! Unter dieser Anzahl befanden sich 27 Abschluß zettel, die mit unseren Fakturenbuchungen nicht überein- stimmten. Diese jeweils sofort zurückgegebenen, mit unseren spezifizierten Angaben versehenen Abschlußzettel haben wir nur in elf Fällen zurückerhalten, so daß uns nur bei elf Firmen von 27 — ganz abgesehen von den 63 Firmen, die überhaupt keine Abschlußzettel gesandt hatten — eine Konform stellung möglich war. Wie soll nun der Sortimenter mit den noch in Frage stehenden Verlegern abrechnen? Er kann doch nur die in seinen Händen befindlichen Fakturen zu- gründe legen, und dann sind eben Saldoüberträge unaus bleiblich! Würde der gesamte Verlagsbuchhandel es sich ange legen sein lassen, dafür Sorge zu tragen, daß spätestens am 16. Januar die Abschlußzettel heraus wären, dann würde der weitaus größte Teil der Saldoreste mit einem Schlage aus der Welt geschafft. Dem Sortimenter würde aber auch durch die rechtzeitig frühe Versendung der Abschlüsse eine peinlich genaue Prüfung ermöglicht, was jetzt, da die weitaus größte Zahl der Zettel erst Ende Februar und im Laufe des Monats März in die Hände des Sortimenters kommt, auch beim besten Willen nicht immer durchführbar ist! Tunlichst frühzeitige Versendung der Abschlußzettel des Gesamt verlages wird uns sicherlich um ein gutes Stück weiter bringen! Paderborn. Junfermannsche Buchhandlung Abt. Sortiment. Der oben geforderte Zeitpunkt für Übersendung der so genannten Transportzettel: bis »spätestens am 16. Januar« steht nicht im Einklang mit § 24 b unserer Verkehrsordnung Der dort angegebene Termin: 31. Januar ist nach eingehenden Be ratungen zwischen Verlag und Sortiment seinerzeit festgesetzt worden und dürfte daher wohl besser den Interessen der beiden Beteiligten entsprechen. Red. Bücher-Lesezirkel. Meiner bestehenden Leihbibliothek möchte ich einen Bücher lesezirkel (Novitätenlesezirkel) angliedern. Ich wäre er fahrenen Kollegen sehr dankbar, wenn sie sich an dieser Stelle über praktische Errichtung und Unterhaltung eines solches Zirkels auch in bezug auf Kundenwerbung, Gebühren, Büchereinstellung und dergl. äußerten. Ein Großstadt-Sortimenter.