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7728 «A'I-Maü k. d. Dtlcho. vuUandir Nichtamllicher Teil. ^ 145, 25. Juni 1912 Wo es immer angängig ist, sind genau ausgearbeitete, kopterfähig gedruckte Formulare zü verwenden, so z. B. von der Auslieferung Auftragsbestätigungen, Avise, von der Buch haltung Mahnungsformulare, Zahlungsbestätigungen, Bank avise, von der Herstellungsabteilung Bestellschreiben für Drucke reien, Buchbindereien, chemigraphische Anstalten, von der Der- triebsabteilung Bestellungen für Anzeigen und Beilagen, von der Inserat- und der Reiseabteilung Auftragsbestätigungen. Zur Entwicklungsfrage der Bücherproduktion. Eine Anregung von Franz Kende. Man weiß, welchen Bestimmungen die Erdprodukte und gewerblichen Erzeugnisse unterliegen. Mit Hilfe der sozialen, politischen, statistischen und Handelswissenschaft kann man genau feststcllen, welches die Vorbedingungen und Gesetze der Produktion und die Absatzgebiete sind. Das Risiko ist in unserer Zeit wie noch nie verschwindend klein. Jeden Zweig der Landwirtschaft, des Handels und Ge werbes hat man wissenschaftlich untersucht und auf positiven Grund gestellt. Sogar in dem fortwährenden Wechsel der Modeartikel läßt sich eine wunderbare Gesetzmäßigkeit er kennen. Obgleich sich zwischen Theorie und Praxis noch eine große Kluft ausbreitet, ist es unbestreitbar, daß das moderne Leben am stärksten dadurch charakterisiert wird, daß die wissen schaftlichen Ergebnisse im praktischen Leben Anwendung finden. Lebens- und Entwicklungsfähigkeit eines Produktions zweiges oder einer Handelsorganisation kann man danach bestimmen, in welchem Matze die wissenschaftlichen Fortschritte von ihnen ausgenommen werden. Was für Nutzen hat nun die Bücherproduktion aus den positiven Wissenschaften gezogen? Kennen wir ihre Natur auch mit der Sicherheit, wie den menschlichen Körper oder die Gesetze der Getreideproduktion? Kennen wir ihre Me thode, ihre Vorbedingungen und Triebfedern? Haben sich unsere buchverlegerischen Kenntnisse weiterentwickelt seit dem ersten Drucker der Bibel, welcher unbewußt gefühlt hat, was er herausgeben muhte? Sind wir noch zufrieden, daß wir nur einen einzigen Faktor in der Bücherproduktion kennen, näm lich das Bestreben, das vom Bedürfnis Angebotene und Ge forderte zu beurteilen und zu erraten? Benötigen wir nicht! vielmehr Gesetze, welche uns Ursprung, Entwicklung und ^ Phasen dieses Bedürfnisses erkennen lassen? Auf diese Fragen suchen wir in der großen internatio- ^ nalen Buchhändlerliteratur vergeblich eine Antwort. Wir ^ finden darin alles andere: Beschreibung der Organisationen, Geschichte des Buchverlags, Verlegerbiographien, Streitfragen und trockene wertlose Mitteilungen. Man liest nichts, was aus dem Rahmen der gegebenen Organisation heraustritt. Auf den hauptsächlichsten Faktor macht man nicht aufmerksam, nämlich auf den maßgebenden Einfluß, welchen das äußere Leben aus den Buchhandel ausübt. Diesen zu erkennen, ist meines Erachtens viel wichtiger, als sich mit den vielen kleinen Formfragen aufzureiben. In der letzten Zeit finden wir schon hier und da Spuren, aus denen sich schließen läßt, daß wir der Bildung einer Buchhandelswissenschaft entgegengehen und daß wir Fortschritte machen, Gesetze und Methoden zu er-! kennen. Die Natur der Bücherproduktion ist empfindlicher als eine Magnetnadel. Tausenderlei Dinge im Leben wirken auf sie ein, und dennoch besteht «ine gewisse Gesetzmäßigkeit, welche wir bisher nicht bestimmt haben und mit der wir noch nicht im Reinen sind. Unsere heutige Verlegermethode ist im großen und ganzen noch dieselbe, wie die des primitiven Verlegers.! Sicherlich haben wir bewußt nichts profitiert von der Masse der Wissenschaften, weder von der Theorie der Kulturgeschichte und Ziviltsationsentwicklung, noch von der statistischen Wissen schaft, um allgemeine Gesetze für die Bücherproduktion festzu stellen. Aber nicht nur mit diesen Mitteln gelangen wir zu einer Wissenschaft der Bücherproduktion. Allgemeine Sätze gibt es bereits in Fülle. Man hat schon oft gesagt, daß ge sellschaftliches Leben und Literatur die Bücher Hervorbringen. Aber solche Phrasen können uns nicht befriedigen, wo wir sehen, welche wunderbare Richtungen die Kunst der Bücher produktion oft einschlägt und wie sie sich aus bekannten oder unbekannten Gründen ändert. Jeder Verleger mutz ein For scher und Soziolog sein, welcher die Erscheinungen des gesell schaftlichen Lebens genau beobachtet und auf alle Bewegungen sein wachsames Auge wirft, um gleich mit einem Buche da zu sein. Können wir aber voraussehen, wann eine Bewegung reif wird, um Bücher ins Leben zu rufen? Hier bleibt unsere buchhändlerische Wissenschaft schon stecken, und wir befinden uns in einem Irrgarten von Vorahnungen und Prophe zeiungen, die alle auf durchaus unsicherer Basis stehen. Auch der bewußte und gutgebildete Verleger geht nur tappend herum, und außer seiner Urteilsfähigkeit hat er nichts, worauf er sich stützen könnte. Die gesammelten Erfahrungen der Verleger würden hinsichtlich der Bücherproduktionsgesetze einen großen Wert bedeuten. Was für ein Chaos würde das geben, wenn die Verleger auf die Frage antworteten, was ihnen den Anstoß gegeben hat, dieses oder jenes Buch zu verlegen! Aber dieses Durcheinander würde nur scheinbar sein. Ein organisations fähiger Geist könnte einen alles zusammenfassenden Grund dar legen. Er könnte darstcllen, inwieweit sich die Bücherproduk tion aus dem wirtschaftlichen Leben, der Massenpsychologie, den literarischen und politischen Strömungen usw. erklären läßt. Durch Organisation würden wir aus dieser System- losigkeit ein klares Bild von den Vorbedingungen und be wegenden Gesetzen der Bllcherproduktion gewinnen. Wer mit einiger Aufmerksamkeit die Bibliographie der vergangenen Jahrhunderte durchblättert, wird ganz von selbst bekannt werden mit verschiedenen Gesellschaften, verschiedenen kleine ren oder größeren geistigen Bewegungen, mit Klassenkämpfen, Jndustrieentwicklung, Ausbildung des modernen Lebens, Fort schritten der Technik usw. Dort finden wir den Spiegel des gesellschaftlichen Lebens und gleichzeitig den Grund einer in duktiven Methode zur Bestimmung einer Wissenschaft der Bücherproduktion. Um dieses Ziel zu erreichen, ist das bisher Gesagte noch nicht genügend. Nicht allein mit allgemeinen gesellschaft lichen und literarischen Methoden können wir dahin gelangen. Dabei darf unsere Zukunftswissenschaft nicht stehen bleiben. Außer den Wirkungen großer geschichtlicher Epochen gibt es noch hunderterlei kleine Dinge, welche die Bücherproduktion bedeutsam beeinflussen. Es ist nötig, die Natur der Massen- gedanken, die Wirkung der Arbeit großer Männer, die Ein flüsse von Wahrhcitsuchern im Kunstleben, die literarische, überhaupt die Mode usw. zu untersuchen, ferner die Arbeit anderer Faktoren des Kulturlebens: Schule, Bibliotheken, Vereine usw. Alles das müßten wir in einer Methode ordnen und klarstellcn, welches die direkten und indirekten Urheber der Bücherproduktion sind. Eine solche Darstellung hätte dem Verleger jederzeit eine größere Kraft und Sicherheit gegeben. Es wäre stets von Nutzen gewesen, die Frage ins Reine zu bringen. Heute aber ist dies geradezu zur Notwendigkeit und Lebensfrage geworden. Die jetzige Methode der Bücherpro- duktion hat sich überlebt. Das beweisen nicht nur Tatsache«, sondern es werden auch schon Stimmen laut. Der gegen wärtige Buchhandel hat sich nur immer in seiner Organisation erneuert, trotzdem auch diese heute Reformen fordert. Aber selbst die letzteren lassen sich nicht eher durchführen, bis man nicht auf wissenschaftlich-theoretischer Basis zur Er kenntnis der Bücherproduktionsrichtung gelangt. Wir heben hier besonders die Wichtigkeit der Theorie hervor, weil man