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Nr. 145. Wochenblatt für Pulsnitz und Umgegeno — Dienstag, den 4. Dezember 1S06. Seils 2. Anger unter der schneeigen Hülle. Dann wird's auch still in Hütte und Haus, erwartungsvoll stille — Advent — Die Adventabende! Im Ofen glüht die Kohle — draußen scheint der Mond zauberhaft über der schweigenden Land schaft. Aber auch drinnen, drinnen im traulichen, behagli chen Stübchen ruht ein geheimnisvoller Zauber über dem Leben in der Adventszeit, ein unausgesprochener Zauber, den noch keine Hand gelüstet hat. Die Liebe waltet still und stumm — die Rüstzeit auf Weihnacht ist da! — — Advsnt- zeit — stille Zeit — Wie viele dulden still und ohne Klage und tragen schweigend ihr Geschick, da- verschuldete und un verschuldete. Für die kann so recht die Adventzeit schaffen, die Zeit, wo die Liebe waltet und die Menschlichkeit in ihrer schönsten Form, damit zur hehren Weihnachtszeit kein Tisch chen gabenleer bleibe und düster kein Stübchen — und düster kein Herz kein Blick Leuchtende Kerzen im dunklen Tannengrün leuchten Friede und Freude und Hoff nung inS Menschenherz hinein. — Die Adventzeit ist die VorbereitungSzeit. In den Häusern, wo das Licht die hohen Hallen taghell durchflutet, sind die Gaben für den Weih- nachstisch leicht zu finden, dort reiht sich Prunkstück schnell an Prunkstück an — Aber — aber gibt es nicht unendlich viele Stätten, wo bei der Kerze trübem Schein nichts zu finden ist — nichts — wo im kalten, armselig dumpfen Raum die Mutter sucht nach Läppchen für die WeihnachtS- puppe ihres Kindes, und näht und stichelt und flickt bis die Finger ihr erstarren und die Tränen auf den Wangen? — Die Adventzeit ist die Zeit der Liebe — und der Hülfe! — Der Weihnachtsmonat ist ins Land ge zogen mir ihm das Ende des Jahres, der Sieg der Finster nis, die Höhe des Winters. Doch wer denkt daran? Der Silberglanz weißer Flocken erhellt ja die Finsternis. Da« lichte Tannengrün zaubert den Frühling in die enge Stube. Und die Hoffnung, die tausendfältig in abertausend Herzen sprießt, tötet den Frost, macht das Unangenehme angenehm. Und wie Kinderstimmen singt in unserer Erinnerung das alte Lied vom Heilgen Christ, in dem es heißt: Du lieber, heil'ger, frommer Christ, Weil heute dein Geburtstag ist, Drum ist auf Erden weit und breit Bei allen Kindern frohe Zeit. Und nichts von aller Kindlichkeit bleibt der gereisten Seele des Erwachsenen reiner und unverfälschter erhalten, als die süße Erinnerung an die Weihnachtstage ter Jugend, verlebt im Elternhause. Der Dezember war ja schon von je her ein Festmonat. Die alten Römer feierten in seinem Verlauf nicht weniger als vier Feste: die Saturnalien (17. Dezbr), die Faunalien (5. Dezember), die Konsualien (15. Dezember) und die Lorentinalien (23. Dezember). Der Dezember hat eine große Anzahl Namen. Christmonat, Windelmonat, Julmonat, Wendemonat nennt oder nannte man ihn auch noch. Er ist der Monat der kürzesten TageSdauer und der längsten Nachtfristen. Am 22. Dezember währt der Tag nur 7 Stunden 38 Minuten. Die „dunkelste" Zeit des Jahres hat somit bei uns ihren Einzug gehalten Die Tage sterben mehr und mehr ab, schreitet aber der Monat seinem Ende entgegen, dann beginnt auch das Licht wieder zu wachsen und die Finsternis wird langsam, aber allmählich zurückge drängt. So ist denn der Dezember gewissermaßen schon durch seine ganze Art dazu prädestiniert, ein Monat der traulichen Häuslichkeit zu sein, eine Eigenschaft, die er denn auch in so hohem Grade, wie kein anderer Monat neben ihm besitzt Denken wir doch auch an die AdventSzeit, an den St. Nikolaustag und an den in Punschdüften schweben den Sylvesterabend, den letzten Abend im letzten Monat deS alten, scheidenden JahreS I Eine schöne Weihe bringt dieser Monat über alle Welt. Er bereitet Freuden vor, gleicht Feindschaften aus. Er versöhnt und erlöst und gießt Ver trauen und Hoffnung in müde und verzagende Menschenherzen. Willkommen Dezember! Nv. — Zur Linderung der Fleischteusrung, die im Großbetriebs ja kaum «och besteht, wird die Regierung keine Maßnahmen treffe», di« irgendwelche Abschwächungen deS Grenzschutz?« zu; Folge habe» könnten. Die verbündete» Regierungen werden sich laut „Dtsch. Tagesztg." vielmehr darauf beschränken, Maßnahme» durchzuführen, die ein« Ver billigung des Fleisches von oem Produzenten zum Konsumenten zu bewirken geeignet sind. — DieMilitärvsreineJägerundSchü« tzen in Sachsen haben di« Gknehmiauvg zur Aufstellung einer Denkmals auf dem Jäger- und Schützengrabe in dem Friedhöfe zu Vill'.erk erhalten. Dak Denkmal wird «ine Höhe von 4,20 w erreichen und folgende Inschrift erhalten: „Zum ehrenden Andenken ihre» hier bestatteten, am 2. De zember 1870 in der Schlacht bei VillierS-Brie gefallenen Kameraden des Königlich Sächsisch«» Schützen-Füsilter-Regi- mentS Nr. 108 und de« 2. Königlich Sächsischen Jäger- Bataillons Nr. 13 errichtet von den Königlich Sächsischen Militärvereinen Jäger und Schützen". Die Gesamtkosten de» Denkmalr sind auf 4000 M. berechnet, w?zu bereit» 300 M. freiwillig vom Verein zur Erhaltung und Schmückung der Kriegergräber und Denkmäler zu Leipzig und 213 M. 45 Pf. vom BundrSbrzirk Grimma eingegangrn sind. Der Tag der Einweihung ist noch nicht bestimmt, soll aber in den Monaten Juli bi» September 1907 erfolgen. Da» Denkmal wird von dem französischen Steinmetz Perot von bestem Granit angrfertigt und stellt einen aus einem soliden Unterbau er richteten Obelisken dar, wie solche sich aus de» meisten der zahlreichen Kriegergräber um Pari» herum befinden. — Da» königlich« Ministerium de» Innern erläßt eine Verordnung zur Abänderung der Verordnung vom 11. Mai 1885, betr. die Stiftung eine» Ehren zeichen» für die Mitglieder der Feuer wehren. Während bisher nur diejenigen Feuerwehrleute die Auszeichnung erhalten konnten, welche nach Vollendung ihre» 18. Lebensjahre» 25 Jahre ununterbrochen einer Feuer wehr »»gehörte», wodurch zum Militär eingrzogene Männer gegenüber den Nichtsoldaten schlechter gestellt wurden, bestimmt die AbänderungSverordnung, daß sine Unterbrechung de» Feuerwehrdienßr» durch die Mflitärzeit bei Berechnung der Dienstjahrr als nicht bestehend ungesehen werden soll, wenn cher Feuerwehrmann nach Ableistung seiner aktiv;» Militür- dienstzkit sofort wieder der Feuerwehr beitritt. An der Be stimmung, daß die Dienfljahr« «rst vom 18. Lebensjahre an zählen, wird nichts geändert. I» Feuerwehrkreisen wird man die Verbesserung mit großer Freude begrüß««. — Auszeichnung kür verdient« Militär verein »Mitglied er. Se. Majestät der König als Protektor de» König!. Sächs. MilitärvrreintbundeS hat im Verein mit dem Königlichen Ministerium de» Innern sine Aenderung der BundeSsatzungen genehmigt, wonach in Zu kunft denjenigen Bezirk»- oder VerrinSvorsiehern des König!. Sächs. MilitärvereinSbunde», die 25 Jahrs lang ibre Nemter bekleidet h ben, Vorsteher-Ehrenzrichrn verliehen werden sollen. V»d'ent«n Vorstandsmitgliedern werd«» unter denselben Be dingungen Ehrentafeln überreicht. Ziffer 7 von § 42 der Bundessatzungen hat infolgedessen nachstehenden Wortlaut erhalten: „Zur Verleihung von Vorst-Her - Ehrenzeichen an solche Mitglieder de» Bunde», welch« da» Amt «ine» Bezirks« Vorsteher» oder eine» VereinSvorsteher» mindesten» 25 Jahre hintereinander vorwurfsfrei bri einem und demselben Bezirk oder Verein bekleidet haben und von Ehrrntaseln an solche Mitglieder de» Bunde», die mindesten» 25 Jahre dem Bundeipräsidium oder dem Vorstande ei^e» Bundesverein» oder auch verschiedenen dieser Körperschaften angehört haben, sowie von ehrenden Auizeichnungen in anderen besonderen Fällen." — König Friedrich August von Sachsen traf am Sonn tag vormittag von seinem Jagdausenthalte in Sibyllenort wi«der in Dresden ein. Er wohnt« daselbst zunächst dem Gottesdienste in der katholischen Hokkirche bei, an dem auch Prinz und Prinzessin Johann Georg teilnahmen. Mittag war«» der König, dis Prinzensöhne und Prinz Johann Georg bei der Vereidigung der Rekruten der Dresdner Garnison auf dem Alaunplatze zugegen, wobei der König ein« An sprache an di« Rekruten hielt. Nachmittag» fand beim Könige im Rrsidenzschlosse Familientafel statt, an der außer dem König die dr«i Prinzensöhne, dir Königin-Witwe und Prinz und Prinzessin Johann Georg teilnahmen. Abends beehrten der König sowie Prinz Johann G org da» Mahl, da» au» Anlaß de» Jahrestage« der Schlacht bei V llier», deS Ehrentages dr» Schützrnregiment«, im OsfizierSkasino dies«» Regiments stattsand, mit ihrer Anwesenheit. — Internationale Photographische Aufstellung in Dresden. Donnerstag morge» sand im Altstädte? Rat- Hau» unter dem Vorsitz deS H?rrn Oberbürgermeister Geh Finanzrat Beutler ein« Vorbesprechung wegen Veranstaltung einer größeren Photographischen Ausstellung statt. Au» den verschiedensten Teilen des Dentschrn Reiches hotten sich etwa 30 H-rren eisgefunden. Nach mehrstündigen Beratungen einigt« man sich einstimmig darüber, im Jahre 1909 oder 1910 im hiesigen städtisch?« AuSstellungSgebäude ein« Inter nationale Photographische Ausstellung zu vwanstalten. Sie soll eine umfassende Darstellung Ls» Wesen» der Photographie in allen ihren Zweigen und in allen Kulturländer» bilde», die Entwicklung der Photographie, sowie den heutigen Stand ihrer Leistungen in beruflicher, künstlerischer und wissenschaft licher Rücksicht und aller ihrer technischen Hilfsmittel und Nebenzweig« zeigen. Z« diesem Behufs wird sie «ingeteilt werden in Gruppen für Geschichte, Berufsphotograph«, Amateurphotographik, wissenschaftliche Photograhis, photo graphische Industrie, photographische Reproduktionstechnik und Literatur, Zur weiteren Ausführung der Sache sollen zu nächst von einem «ngesktzken vorläufige» Ausschuß nähere Pläne ausgearbsitet werden. Zu Beginn dr» JahreS wird die entgültige Beschlußfassung über dsL Unternehme» e - folgen und hierzu sollen Einladungen an dir weitesten Kreise der Industrie, sowie der Berufs- und Amateurphotozraphie ergehen. Oelsnitz i. V. Unweit des zwischen Oelsnitz und Falkenstein gelegenen Ortes Tirpersdorf wird seit einigen Wochen im Auftrage der Königin Marienhütte zu Cainsdorf unter Leitung des Chemikers Or. Schröter (Gera) erfolgreich nach Wolframit gegraben. Dieses Mineral — das Kilo gramm reines Wolframit kostet zirka 20 Mark — wird ge mahlen und dem Stahl beigemischt, wodurch dieser eine größere Härte und Festigkeit erhält. Es sind auf Tirpers dorfer Flur bereits vier, je 40 Zentimeter breite Wolframit adern freigelegt worden und einige 20 Arbeiter beschäftigt, das wertvolle Gestein im Tagebau zu brechen. Das hier in Frage kommende Land gehört Tirpersdorfer Grundstücks besitzern, während das Schürf- und Abbaurecht dem Staate zusteht- In der dortigen Gegend befinden sich bekanntlich auch ertragreiche Fruchtschieferbrüche. DaS Wolframitmineral befindet sich vorwiegend im Scheelit und im Kalkstein al« schwarze Ader eingebettet. — Der von Chemnitz nach Ansaberg verkehrende P?r- sonrnzug Nr. 1344 hielt kurz vor der Station Zschopau an. Darob bei den Fahrgästen großes Erstaun«». Schließ lich erkannte man «in Schw«in, da» auf den Schienen lag und diese trotz all«» Zündens nicht verlassen wollte. Die Sau mußte endlich der Gewalt weichen. Sie war aus dem in der Nähe befindlichen Schlachthofe entsprungen und zog offenbar da» Urbrrfahrenwerd«» dem Erstechen vor. Politische Umschau. Deutsches Reich. Die Kaiserin traf am Sonnabend in Kiel zum Besuch« de» Prinzen Adalbert ein. — Die deutsch« Kronprinzessin wohnte am Sonnabend mittag dem festlichen Stapellauf deS neue» Schnelldampfers de» Nord deutschen Lloyd auf der Vulkanwerft in Stettin bei. Die Taufreds h«lt der Bürgermeister von Breme», worauf die Kronprinzesst» da» neu« stattliche Schiff auf den Namen „Kronprinzessin Cicilie" taufte. Vom Kaiser ging den Direktoren de» Norddeutschen Lloyd und de» Stettiner Vulkan auS Slaventzitz ein Danktelegramm für die Meldung von dem glücklichen Stapellaus der „Kronprinzessin Creilir" zu. — Dem R«ich»tage ging die Generalalte der Konferenz von Algerias zu. — Der Kaiser verweilte im weiteren Verlaufe seine» Jagdaufenthaltes in Obsrschlesien vom Sonnabend abend bi» Montag abmd als Gast beim Fürsten zu Henlll-Donnere- marck auf Schloß Neudeck. Nach den bisherigen Disposi tionen gedenkt der Monarch am Adend deS 6. Dezember von seinem oberschlesischen JagdouSfluge wieder im Neuen Palais bri Potsdam einzutreffen — Der Prinz-Rsgent vo» Bayer» spricht in einem an de» Bauest von Miller anläßlich der Grundsteinlegung zum Deutschen Museum für Technik in München gerichteten Hand schreib«» seins Anerkennung der Verdienste von Miller» um dies« Gründung aus. Der Prinz-Regent erklärt weiter, er hab« zum Zeichen seines herzlichen Dankes bestimmt, daß da» ErzbildniS von Miller» mit entsprechender Inschrift Auf stellung in dem neuen Museum finde. — Zu der Dynamitkatastrophe von Annen-Witten wird gemeldet, daß das Feuer in den Trümmern der Roburit- sabrik nunmehr gelöscht ist und die Gefahr einer weiteren Explosion al» beseitigt angesehen wird. Sachverständige sagen, dir auf der Brandstätte aufgesundrne» Dynamitpatronrn ent stammten einer Fabrik, dis den benachbarten Zechen Dynamit liefert, aber mit den Noburitwerken in keinerlei Verbindung steht. Da e» sich nun um ganze und durchgeschnittene halbe Patronen handelt, so sei anzunehmen, daß diese auf den Gruben gestohlen und durch dritte Personen ohne Wissen der Roburitwerk« in di? Fabrik gelegt worden seien. — Am Sonntag erfolgt« in Witten die Beerdigung der Opfer der Katastrophe unter gewaltiger Beteiligung der Bevölkerung. — Dis entsetzliche Dynamitkatastroph« von Annen hat rasch di« Einleitung einer umfassenden Hilfsaktion für die von der Katastrophe Betroffenen zur Folge grhabt. Al» Hilfsfonds für di« Hinterbliebenen der Verunglückten stiftete di« Essener Kreditbank 5000 Mark, da» Gußstahlwerk 5000 Mark und die Roburitgesellschast 20 000 Mark. Ferner läßt di« Stadt Witten auf ihre Kosten die entstandenen Häuser schäden auSbessern und trägt auch die Begräbniskosten für die Opfer der Katastrophe. Es hat sich ein Hilfskomitee ge bildet mit dem Generaladjutanten von Scholl, dem Ober- Präsidenten, dem Regirrung»präsident«n und dem Bürger meister von Witten an der Spitze. Generaladjutant von Scholl sprach sich in seinem am Freitag «-folgten B-suche des Diakoniffenhause» in Bochum äußerst an«rk«nnend über alle Maßnahmen der Behörden au» und fügt« hinzu, er werd« in dirsem Sinns dem Kais«- berichten. Den Feuer wehrleuten sprach er seine besonders Anerkennung für ihr mutige» Verhalten auS. — In einer außirordrrttlich«« Sitzung der Bochumer Stadtverordneten teilte der Ober bürgermeister mit, daß daS Kartell der Pulvn« und Dynamit« sabriksn «ine Spende von 25 000 Mark «»gekündigt habe. ES wurde beschloss?», daß di? Einwohner, die infolge der Explosion ihrs» Haushalt nicht weiter führen können, Gut» scheine für Speisen und Nahrungsmittel erhalten sollen. Man hofft, den Wiederaufbau der zerstörten Fabrik verhin dern zu können. — Dir MinisterkrisiZ, welche in Hessen wegen de» be kannten Falls» Eißusrt einzutrrtrn droht?, ist nunmehr ver mieden worden. In der hessischen Abgeordnetenkammer er klärten die Mehrheitsparteien, daß ihr Vertrauen zur Regie rung ungeachtet der Bsstätiznng des sozialdemokratischen Beigeordnete» Eißnert in Offenbach unerschüttert geblieben sei. — Prinz Karl von Baden, der Bruder des Grvß- herzog» Friedrich, ist Montag srüh 7 Uhr 30 Minuten in Karlsruhe gestorben. — Die dritte Strafkammer des Berliner Landgericht» 1 verurteilte am Sonnabrnd nach vierstündiger Verhandlung d«n Schuhmacher Voigt auS Tilsit, den „falschen Hauptmann von Köpenick", wegen schwerer Urkundenfälschung, öffentlicher Freiheitsberaubung, Betrüge» und unbefugten Tragens einer Uniform zu vier Jahren Gefängnis, der Staatsanwalt hatte fünf Jahrs Zuchthaus beantragt. Bei Ausmessung des Strafmaße» ist zugunsten VoigtS in Berücksichtigung gezogen worden, daß es ihm durch seine polizeiliche Ausweisung au» Wismar unmöglich gemacht worden war, sich ein« Stellung in der bürgerliche» Gesellschaft zurückzusrobern. Voigt er klärte, sich bei dem Urteils beruhigen zu wollen. Oesterreich-Uugaru. Das österreichisch« Abgeordneten- hau» erledigt« am Sonnabrnd die beiden Utzten Gruppen der Wahlreformvorlags, worauf nach Protesten der Tschechisch- Radikale», de» Grafen Sternberg und des Abg. Placsk, da» Gesetz sofort in dritter Lesung mit 194 gegen 63 Stimmen unter lärmenden Zwischenrufen der Alldeutschen und unter lebhaftem Beifall der Christlich-Sozialen und der Sozial demokraten angenommen wurde. Ernstere Zwischenfälle er eigneten sich nicht. Der Ministerpräsident und die übrig«« Mitglieder der Regierung wurden vielfach beglückwünscht. Nußlaud. Der Gehilfe de» Minister» dr» Inner», Gurko, ist wegen der Skaudalgeschichte, in die er verwickelt ist, für die Dauer der Untersuchung vo» der Lieferung der Verproviantierung für die Notgebiete entbundrn worden — Der Polizeimeister Chopotto in Kasan wurde von einem revolutionären Terroristen ermordet. Der Mörder, dessen Name unbekannt ist, wurde von dem Militärgericht sofort zum Tode durch den Strang verurteilt. Spanien. Madrid, 3. Dezember. Eine offizielle Note der Regierung über den Abschluß des spanisch-franzö sischen Einvernehmens in der Marokkoaklion ist soeben ver öffentlicht worden. Wiederholt wird darin betont, daß der Zweck des gemeinsamen Vorgehens lediglich einen vorbeugen den Charakter hat und den Schutz der Europäer beabsichtigt. Jede Komplikation und Verschlechterung der Lage soll unbe dingt vermieden werden. Ballauhalbinsel. Kronprinz Georg von Serbien scheint seinen bevenllichsn Allotria fortzusetzen. In seinem Palais zu Belgrad wurden zwei Soldaten der Palastwache augeschossen und schwer mrwundet. In der „Beograd»!« Novina" wird d«r Fall so dargestellt, al» ob die Schüsse von einem Soldaten abgegeben worden seien, welcher vrr« haftet worden sei, doL soll e« sich um eine» neuerlichen Wutausbruch de» Thronfolgers handel». Offiziell wird na- (Fortsetzung in der Beilage.)