Volltext Seite (XML)
Voigtläkdisch 26. Stück. lieber einige Forderungen, die man an den Staaf macht, und die man doch nicht an ihn machen solite. Die Menschen haben kaum irgend einen Einfall, der verwirklicht werden kann, dessen Realisirung sie nicht von dem Staate verlan gen. Man fordert von diesem Dinge, die nicht allein widerrechtlich, sondern auch unzweck mäßig sind. Vieles fällt weit Vesser aus und hat einen glücklicher» Fortgang, wenn es Pri vatpersonen aussühren, wie es z. B. der Fall mit Armenanstalten ist, als wenn es der Staat thUt. Was nicht unmittelbar mit der Erhaltung der durchgängigen Rechtsherrschast zusammen hängt, und was nicht unmittelbar in die Durch setzung der öffentlichen Gerechtigkeit eingreift, gehört nicht für den Staat. Wir Deutschen betrachten den Staar nur zu oft noch als eine Anstalt, die allem Unglücke vorbeugen und al les Gute befördern soll. Dieß ist aber gerade der Weg, wo alle Unternehmungen zum Vor- theile der Menschheit scheitern. Der Staat muß alles, was er chun will, Beamten über, tragen, welche weder das nämliche Interesse noch die nämliche Einsicht in das haben, was zum Besten der Menschheit dient, als dieß ös, ms bei ellijelnen Privatpersonen der Fall ist. er Anzeiger. Freitags den 27. Iuny 1806. Daher sollten diese die Ausführung vieler Din ge selbst übernehmen, so bald sie wirklich den Nutzen stiften sollen, den man mit Recht von ihnen erwartet. In Nordamerika und in England legen Privatpersonen gelehrte Schulen und Uni versitäten an, berufen einsichtsvolle Manner als Lehrer dazu, dotiren solche Anstalten reich lich, und sowohl die Wissenschaften als die Kultur der Menschheit gewinnen dabei. Ma nufakturen, Handel und Gewerbe gedeihen ebenfalls sehr vorzüglich, sobald Privatpelso, nen Veranstaltungen zu deren Beförderung und Vervollkommnung treffen, und so bald sie Ge sellschaften stiften, die sich mit diesen Gegenstän den abgeben. Der Privatmann, der von einer Gesellschaft zur Ausführung einer Sache ge wählt wird, besitzt nicht allein ihr Zutrauen, sondern sicherlich im Durchschnitte immer die dazu erforderlichen Kenntnisse, welches bei Männern, die der Staat anstellt, nicht immer der Fall ist. Diese sprechen im Namen des Staates, diktiren als Gebot, was blos^iach seyn sollte, und glauben durch Zwang das aus- zurichten, was nur durch Freiheit und Lust ge lingt. Man kann daher annehmen, daß alles, wozu die freie Einstimmung der Menschen noch- wendig