Volltext Seite (XML)
1576 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel- Mchtamtlicher Teü. — Sprechsaal. ^5 30. 6. Februar 1912. hege auch keinen Zweifel, daß dem Angeklagten v. W. der un- sittliche Charakter bewußt gewesen sei. Dem Angeklagten v>. Haale, der von Wolfs infolge dessen Verhinderung mit der Wahrnehmung der ihm obliegenden Geschäfte betraut gewesen sei, müsse als Redakteur und Schriftsteller auch bei einem oberflächlichen Lesen das Unzüchtige der Skizze ausgefallen sein. Daher hätte er den Artikel nicht in die Zeitschrift aufnehmen dürfen. Der dritte Angeklagte Wolfs sei aus tatsächlichen Gründen freizusprechen, da seine Behauptung, er habe von dem Artikel keine Kenntnis gehabt, weil er verreist gewesen sei, nicht widerlegt werden könne, vr. Haase dagegen wurde zu 50 -ät und v. Winter feld zu 100 Geldstrafe verurteilt. Diese beiden Angeklagten legten Revision beim Reichsgericht ein, in der sie Verletzung materieller Rechtsnormen rügten. Der höchste Gerichtshof ver warf indessen das Rechtsmittel in Übereinstimmung mit dem Anträge des Reichsanwalts als unbegründet. Die Frage, ob eine objektiv unzüchtige Schrift vorliege, unterliege tatsächlicher Be urteilung. Einen Rechtsirrtum ließen die Feststellungen des Untergerichts aber nicht erkennen. (Aktenzeichen: 2 0 1136/11.) Winke für den Handelsverkehr mit de« Philippinen. — Porto. Den Anfragen beim Kaiser!. Konsulat in Manila sind für das Rückporto internationale Antwortscheine und keine Frei marken beizufügen. Die Handelsauskünfte des Kaiserlichen Konsulats in Manila werden stets für die gesamten Philippinen erteilt. ES erübrigt sich daher, Anfragen außer nach Manila auch nach den Provinz städten zu richten. Zur Anknüpfung von Geschäftsverbindungen auf den Philippinen empfiehlt es sich, mit den in Manila bestehenden deutschen und schweizerischen Firmen in Verbindung zu treten. Diese sind mit wenigen Ausnahmen Zweiggeschäfte europäischer Stammhäuser, durch die auch die etwaigen neuen Beziehungen angebahnt werden. Auskunft über die auf den Philippinen herrschenden Handelsusancen und Zollverhältnisse wird ebenfalls am besten und schnellsten von den betreffenden Stammfirmen erlangt. Von direkten Verbindungen mit chinesischen oder philip pinischen Kleinhändlern wird dringend abgeraten. Lieferungen an andere als deutsche oder schweizerische Firmen sollten nur gegen Vorauszahlung oder gegen Wechsel mit Frachtbriefen (äoeumsnts s.tts.obeä) ausgeführt werden. Für letzteren Fall wird die Vermittlung der Hongkong and Shanghai Banking Corporation oder der Chartered Bank of Jndia, Australia and China empfohlen. Die Entsendung von Geschäftsreisenden nach den Philip pinen ist nur für solche Handelszweige nützlich, in denen es auf besondere technische Kenntnisse ankommt. (Bericht des Kaiserl. Konsuls in Manila in den Nachrichlen für Handel, Industrie u. Landwirschaft.) Eine pädagogische Akademie wird kommenden Herbst in Genf unter dem Namen »Institut I. I. Rousseau« als freie Schule der Erziehungswissenschaften eröffnet werden, vr. Bovet, gegenwärtig Professor der Philosophie und Pädagogik an der Universität zu Neuchatel, ist als Leiter der neuen Akademie be rufen worden. Die neue wissenschaftliche Lehranstalt soll Schule und Forschungszentrum zugleich sein. Besondere Aufmerksamkeit will man der experimentellen Psychologie und der Kinderforschung widmen. Das Institut nimmt Schüler und Hörer beider Ge schlechter auf. Auskünfte durch Prof. Ed. Claparede-Genf 11. «ine moderne Gemäldegalerie in Halle. — Auf Anre gung des Direktors des städtischen Museums für Kunst und Kunst gewerbe in Halle, I)r. Max Sauerland, haben dortige Künstler und Kunstmäcene eine Gesellschaft gegründet, die die Förderung des städtischen Museums, die Anregung privater Sammlertätigkeit und in erster Linie die Schaffung einer großen, modernen Ge mäldegalerie in Halle ins Auge gefaßt hat. Für diese Galerie stehen jetzt 180 000 ^ zur Verfügung. Sollte die Stadt Halle, was bestimmt zu erwarten ist, das Terrain für die Galerie zur Verfügung stellen, so wird mit dem Bau noch in diesem Jahre begonnen werden. Eine postalische Neuerung führt Bayern mit einer Reklame für die bayerische Gewerbeschau in München 1912 ein. Es werden nämlich die regulären bayerischen Fünfpfennigpostkarten mit dem Signet der bayerischen Gewerbeschau bedruckt werden, um dafür Propaganda zu machen. DucheSue a»f dem Index. — Aus Rom wird der »Franks. Ztg.« geschrieben: Die neueste Liste der auf den »Inäsx librorum prodidit-orum« gesetzten Bücher enthält auch die »Geschichte der alten Kirche« vom Prälaten Duchesne, dem gelehrten Direktor der »Leols äs k'ra.nos« in Rom und Mitglied der französischen Akademie. Die Verurteilung, die einen Sieg der Jesuiten be deutet, wirbelt viel Staub auf, da das Werk, im französischen Original schon seit Jahren ungehindert verbreitet, in katholischen Unterrichtsanstalten und Priesterseminaren eingeführt, auch in der kürzlich abgeschlossenen italienischen Übersetzung in aller Form durch die geistliche Zensurbehörde gebilligt und mit dem Imprimatur versehen worden war. BuchhaudlungS-Gehilsen-Beretn zu Leipzig. — Der dies- jährige humoristische Gesellichafts-Abend wird am Sonnabend, den 10. Februar, im großen Festsaal des Zentral-Theaters unter Mitwirkung von Solokräften des Neuen Operetten-Theaters und des Schauspielhauses abgehalten werden. Beginn 8 Uhr. Charakter des Festes: Im Krug zum grünen Kranze. Ne«e Bücher» ^Kataloge «sw. für B«chHändler. 1,6X. 8°. 608. u. IIIl'aksln ^.dbiläun^sn. 1132 tlrn.—Vsrutsigsrung: Personalnachrichterr. Karl Wolf f-. — In seiner Vaterstadt Meran ist am 4. Fe bruar der Tiroler Volksschilderer und Volksmann Karl Wolf im 64. Lebensjahre gestorben. Von seinen Schriften, meist Bolksstücke und Geschichten aus der Heimat, nennen wir: »TirolerBauernleben»(1888); »Die Burggräfler«(1889); »Geschichten aus Tirol« (1891, 1896); »Tirol i. I. 1809« Vst. (1892); »Tiroler Helden«, Vst. (1894); »Geschichten aus Tirol« (1895); »Auszug zur Jselschlacht« (1896); »Drei Erzählungen« (1897); »Tiroler Geschichten« (1898); »Sixt und Hartl« (1898, 1903); »Herzog Friedl mit der leeren Tasche«, Volkssch. (1899); »Anno dazumal« (1901); »Tiroler Geschichten« (1902); »Aus dem Volksleben Tirols« (1902); »Drei Erzählungen« (1905); »Aus dem Volksleben« (1906); »Andreas Hofer« Dr. (1009); »Tiroler Treue« (1909). Wolf war bis zuletzt als Vermittler zwischen Tirol und der großen deutschen Kulturwelt tätig, am stärksten und fruchtbarsten aber äußerte sich sein Schaffensdrang in der Begründung und Leitung der regelmäßig wiederkehrenden Volksschauspiele, die in Meran aufgeführt wurden. Sprechsaal. An die Verleger von Theaterstücken. Der Schriftsteller I. Leopold Schiener in Marktredwitz hat mir im Januar 1911 das Manuskript »Ein Stündchen Leutnant« für meine Dilettantenbühne verkauft. Eine wörtlich überein stimmende Kopie dieses Manuskripts verkaufte Sch. am 5. April 1911 an den Verlag B. Kleine in Paderborn. Es liegt die Ver mutung nahe, daß das Stück unter dem obigen oder einem ähnlichen Titel seitens des Verfassers auch noch anderweitig verwertet worden ist. Herr Schiener steht, wie er mir schreibt, auf dem Standpunkte, daß »ein Autor seine Geistesprodukte beliebig oft verkaufen könne«(l). Hat einer der Herren Kollegen noch ähnliche Erfahrungen zu verzeichnen? Düsseldorf, Februar 1912. W. Deiters' Buchhandlung Alfred Pontzen.