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Nur eine Kulturart möchte ich empfehlen, welche aber nur in extensiven Betrieben Deutsche lands Erfolg haben könnte. Ich denke an die Gewinnung der Lindenblüten,- denn das Pflücken ist eine mühselige, daher auch eine kostspielige Arbeit. Idi hätte dafür nun einen Vorschlag: wir brauchen doch die Linden nicht immer hochstämmig zu ziehen! Für die Vermehrung kommen bekannt lich 2 Arten in Betracht: Die Vermehrung aus Samen oder aus Stecklingen. Natürlich haben die aus Stecklingen gezogenen Pflanzen einen schwächeren Wuchs und werden demgemäß auch früher blühen. Diese Linden, in Buschform gezogen, könnten wir in den Forsten, im Plänterwald, an den Wegen usw. pflanzen oder sie könnten als Deckpflanzung gegen Sonnenbrand in den jungen Fichten- oder Tannen pflanzungen dienen. Man würde bei dieser Anpflanzungsweise gewinnen: 1. Schutz vor Sonnenbrand der Hauptkulturen, 2. leichtes und billiges Abernten der Lindenblüten, 3. gute Bienenweide, 4. würde das Holz, obgleich es keinen eigentlichen Bauwert besitzt, doch auch noch einen Ertrag bringen,- denn der Tischler benutzt es als Blindholz, und es kann zudem zu den verschiedensten Schnitz arbeiten benutzt werden. Außerdem liefert die Linde einen sehr weißen Holzstoff und gute Kohle zum Feinschleifen der Metalle und zur Herstellung von Schießpulver. Die Rinde liefert Bast zu Seilen, Tauen, Matten und zum Binden. Doch damit wäre unseren gärtnerischen Betrieben nicht geholfen! Zu andern Kulturen aber kann ich in dieser Zeit nicht raten, trotzdem die Majoranwerke wie Pilze aus dem Boden schießen,- aus Majoran wird nämlich eine Kindersalbe hergestellt. Die Glanzzeit der gewinnbringenden Kultur des Majorans ist aber vorüber. Im Jahre 1929 erzielte ich in Polen pro Hektar 3685 Zloty Reingewinn. Später habe ich, nachdem die Krisis eintrat, Majoran nur als Zwischenkultur im ersten Kulturjahre der Pfeffer minz gebaut. Sogar Ungarn, die Hochburg der Arzneipflanzenkulturen, hat sich von dem Anbau des Majorans abgewandt und pflegt nur noch den Majoransamenbau. Sollte doch noch jemand ein Interesse für Arzneipflanzenkulturen besitzen und Lust haben, anzu bauen, so möchte jeder Anbauende vorher beachten, daß zum Betrieb der Arzneipflanzenkulturen un bedingt Vorkenntnisse erforderlich sind. Ohne Vorkenntnisse wird man nie wirkliche Erfolge erzielen. Mindestens die zu kultivierende Pflanze, die daraus herzustellende Droge und die Art der Gewinnung und Trocknung sollte man möglichst genau kennen. Als Einführungsbuch könnte ich hier „Arznei pflanzenkultur und Kräuterhandel" von Th. Meyer, Verlag von Julius Springer, Berlin, empfehlen. Lindinger: Über das Alter der „Goethepalme" und über das Alter von Palmen überhaupt. Die kurze Notiz in der Januarnummer der „Gartenflora" über die „Goethepalme" <S. 11), ver anlaßt mich zu einigen Bemerkungen. Zwar habe ich einen Teil von dem, was ich zu sagen habe, bereits in meinen Beiträgen zur Vegetation und Flora der Kanarischen Inseln <1926, S. 77 und 113) veröffentlicht,- da es aber dort kaum gesucht wird, kann eine Wiederholung nichts schaden. Mit dieser „Goethepalme" also — es handelt sich um Chamaerops humilis — hat es eine eigene Bewandtnis. „Der größte Chamaerops humilis in Europa", schreibt Leydig, „ist wohl die berühmte „Palma di Goethe" im botanischen Garten zu Padua, vor der schon mancher mit Andacht stand, auch ich im April 1852. Nach Saccardo, welcher diesem Chamaerops eine Monographie ge widmet hat <L'orto botanico di Padova, 1895), ist die Palme bei 0,65 m Stammumfang 9,25 m hoch und soll 350 Jahre alt sein." (Fr. Leydig, Horae zoologicae. Jena 1902, S. 55.) Nun war aber im Jahre 1895, als Saccardo seine Abhandlung veröffentlichte, die Palme, welche Leydig 1852 als „echte Goethepalme" bewunderte, gar nicht mehr vorhanden. Zum Beweis diene das, was Hehn über die bei der Palme befindliche Inschrift (ich konnte nicht herausfinden, ob in deutscher Sprache) angibt: „Johann Wolfgang Goethe, Dichter und Naturforscher, hatte von dieser Palme 1787 die An regung und die Beweise für seine Metamorphose der Pflanzen genommen. Robert de Visiani hat die Palme, die jenen begeisterte, auf daß sie den Nachkommen erhalten bleibe, 1874 durch neue Pfropf reiser wieder aufgefrischt." (V. Hehn, Italien. Ansichten und Streiflichter. 12. —14. Auflage. Berlin 1917, S. 107.) Palmen lassen sich nicht pfropfen, überhaupt kein einkeimblättriges Gewächs <vgl. „Gartenflora" 77, 1928, S. 127), es handelt sich also seit dem Jahr 1874 nicht mehr um die — eine — Goethe- 62