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Das Kaiser-Wilhelm-Institut für Züchtungsforschung In Müncheberg hat sich bekanntlich unter der Leitung des Direktors Prof. Dr. Dr. h. c. Baur dieser Aufgabe im besonderen zugewandt, und es versprechen bereits die nächsten Jahre besondere Züchtungserfolge. In dem Referat über den Obstbautag in Neuenahr erwähnte L.-R. Krug im besonderen die stattgefundenen Vorträge der Herren Prof. Dr. Ebert und des Diplom-Gartenbauinspektors Demnig vom R. d. D. G. und wies in gleicher Weise auf die ausgezeichneten Ausführungen des Herrn Landwirtschaftskammer-Rats Wagner, Bonn, hin, der bekanntlich als Befürworter der Förderung des Buschobstbaues im Westen Deutschlands einen Namen besitzt. Die anwesenden Mitglieder des Pomologenausschusses äußerten allgemein ihre Ansicht über die zur Zeit häufig umstrittene Frage, ob der Buschbaum dem Hochstamm gegenüber so große Vorteile besitze, daß man ihn tatsächlich mit Fug und Recht als die zukünftige Baumform des deutschen Obstbaues bezeichnen kann. Herr L.-R. Krug gab zu dieser Frage eine Darlegung seiner Eindrücke über den Obstbau des Bodensee« gebietes und betonte, daß man besonders in diesem Gebiet des deutschen Erwerbsobstbaues ausnahmslos den hochstämmigen Obstbaum antreffe, der auch unter den dortigen Verhältnissen zweifellos die beste Baumform darstelle. Die Versammlung ist sich grundsätzlich darin einig, daß man sowohl dem Buschbaum wie dem Hochstamm spezielle Vorteile einräumen müsse, und daß die Frage, ob die eine Form der anderen besonders überlegen sei, vollständig von dem lokalen Standort und den betriebswirtschaftlichen Verhältnissen des obstbaulichen Unter« nehmens bestimmt werde. Zum Schluß des Berichtes über die Neuenahr-Tagung wurde in der Versammlung noch über die von Herrn Sch m i tz- Hü bs c h betonte Erziehung der Hohlkrone debattiert, ohne im besonderen zu einer endgültigen Stellungnahme zu kommen. Anschließend hieran gab L.-R. Krug eine ausführliche Wiedergabe der Tagung in Ludwigshafen a. Rh., die in gleicher Weise von der Versammlung mit großem Beifall aufgenommen wurde. Kruft. Sitzung am 10. Januar 1933. Der Vorsitzende, Herr Gartenoberinspektor Kronberg, eröffnete 71/2 Uhr die Sitzung und begrüßte die Anwesenden. Es nahmen teil: Beuß, Dageförde, Gentz, Girshausen, Gerbes sen. und jun., Hähndei, Hermes, Heuwold, Krug, Röhl, Wolterhoff, Frost. Entschuldigt waren die Herren Poenicke und Grunewald. Herr Prof. Kemmer ließ sich durch Herrn Dr. Schulz vertreten. Tagesordnung: 1. Besprechung über Arbeitsverteilung der einzelnen Mitglieder des Ausschusses. 2. Vortrag des Herrn Oberinspektor Kronberg: „Ist die Veredlung (Okulation) in den Baumschulen auf Grund von Wurzel« beobachtungen an unseren Obstgehölzen weiter so durchzuführen oder ist eine Abänderung vorzunehmen?'' 3. Wünsche und Anträge der Ausschußmitglieder. 4. Verschiedenes. Zunächst stieg zu Punkt 2 der Tagesordnung der Vortrag des Herrn Kronberg. An Hand von sehr guten auf Photos festgehaltenen Wurzelbeobachtungen entwickelte Herr Kronberg seinen höchst interessanten Vortrag. Herr Kronberg versuchte zu beweisen, warum die Veredlung höher über dem Erdboden als bisher vorgenommen werden muß. Er fordert, anstatt der bisherigen Höhe von höchstens 10 cm eine solche von 15 — 20 cm zu wählen. (Der Vortrag wird im Auszug in der nächsten Nummer der „Gartenflora" erscheinen. Schriftleitung). Es folgte eine sehr interessante Diskussion. Herr Landwirtschaftsrat Krug betonte, daß nach den von Herrn Kronberg an Hand der Lichtbilder gezeigten Faserwurzelbildungen in der Nähe der Erdober« fläche und des Stammes es nicht allein genügt, wenn man nur unter der Kronentraufe düngt und wässert, sondern auch in Stammnähe. Ferner muß immer wieder bei Neuanpflanzungen von Obstbäumen darauf hingewiesen werden, keinen zu engen Abstand zu wählen, damit die Wurzeln nicht miteinander in Konflikt kommen. Ebenso ist Vorsicht geboten bei der Ausnutzung der Fläche durch Unter kultur, denn wi ja auch Herr Kronberg durch die Wurzelbeobachtungen gezeigt hat, arbeiten sich die Wurzeln immer näher zur Erdoberfläche empor. Betreibt man Unterkultur, und soll diese rentabel und ohne Nachteil für die Hauptkultur sein, so wähle man vor allem einen größeren Abstand der Bäume voneinander und gebe eine reichliche, zweckentsprechende Düngung. Von großer Wichtigkeit sei ferner die öftere Auflockerung der Erdoberfläche. Debatte zur Veredlung von 20 cm über dem Boden: Man hat Bedenken geäußert, ob die Unter« lagen in dieser Höhe nicht zu schlecht lösen oder gar zu schwach sind und so ein Jahr länger stehen müssen. Ferner wurde befürchtet, daß Schäden durch Frost auftreten oder leichter auftreten könnten, da man bis zu dieser Höhe von 20 cm schlecht anhäufeln könne. Herr Kronberg beharrt jedoch auf seinem Standpunkt und sagt, daß dem deutschen Obstbau auf jeden Fall geholfen werden müsse! Es müßten zunächst die Unter« lagenzüchter veranlaßt werden, dem Baumschulbesitzer eine ganz gleichmäßige Ware zu liefern. Herr Landwirtschaftsrat Krug, Vorsitzender der „Arbeitsgemeinschaft der deutschen Obstzüchter", wird gebeten, zu veranlassen, daß Versuche in Verbindung mit den wissenschaftlichen Instituten gemacht werden. Zu Punkt 2 erklären sich folgende Herren bereit, ein Gebiet zu übernehmen und zu bearbeiten: Kron« berg und Roehl: Sorten« und Unterlagenfrage. Krug hält die Verbindungen zwischen „Arbeitsgemein« schäft der deutschen Obstzüchter" und „Pomologen-Ausschuß" aufrecht. Girshausen und Wolterhoff: Über die Umpfropfungsarbeiten. Gerbes sen. und jun. wollen allgemeine praktische Versuche anstellen. Gentz und Heuwold wollen Beobachtungen anstellen über Handelssorten, Absatz, Verpackung usw. Beuß übernimmt den Pflanzenschutz. Hermes und Grunewald: Baumschulen und Obstbau. Frost.