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Deutsche Gemüsesorten im Ausland erfolgreich! In der Dezembernummer der sdhweizerischen gärtnerischen Monatsschrift „Revue Horticole Suisse" steht ein Bericht über einen Kalttreiberei-Versuch mit 4 Tomatensorten, der unsere Leser im Auszug ohne Zweifel auch interessieren dürfte. Dieser Versuch wurde im Frühjahr 1932 in einem Gemüseblockhaus <15 m breit und 30 tn lang) in der landwirtschaftlichen Versuchsstation in Chateauneuf (Kanton Waadt) gemacht, und zwar mit den Sorten „Heterosis", „Lucullus", „Tuckwood" und „Westlandia". Die Aussaat aller 4 Sorten erfolgte am 20. Januar im Vermehrungshaus, und zwar mit dem Zweck, bereits im Juni die ersten Früchte zu ernten. Nach einmaligem Pikieren erfolgte am 10. Februar das Eintopfen der jungen Pflanzen in 9-cm-, am 25. Februar in 11-cm=Töpfe. Von 800 vorrätigen Pflanzen wurden 600 schöne, gleichmäßige Pflanzen am 5. März ausgepflanzt, und zwar zwischen die Salatsorte „Maikönig", die am 27. September 1931 ausgesät und am 9. Februar 1932 gepflanzt wurde. Die Pflanzweite der Tomaten betrug 50 bis 60 cm,- angebunden wurden sie teilweise an Bambusstäbe, die 60 cm tief in den Boden gesteckt wurden und 1,30 m Länge über dem Boden hatten/ der andere Teil wurde an 2 m langen Kokosbindfäden gezogen, die mit ihren Enden an vorher gezogenen Drahtreihen befestigt waren. Die Bewässerung erfolgte durch Berieseln bzw. Begießen mit der Kanne oder dem Schlauch, jedoch nicht durch Besprengen bzw. Überspritzen wegen Krankheitsgefahr. Es wurde viel Luft gegeben und zwar nicht nur zur Regulierung der Innentemperatur, sondern auch zur Erleichterung der Befruchtung. Die Ernte-Ergebnisse bei je 150 Pflanzen jeder Sorte waren bis zum 1. Juni folgende: Von Tuckwood 1,250 kg, Lucullus 2,400 kg, Westlandia 3,340 kg und von Heterosis 4,350 kg. Bis zum 1. J uli: VonTuckwood 49,880kg, Lucullus 45,750 kg, Westlandia45,540kg und vonHeterosis61,650kg. Gesamtertrag bis zum 1. August: Tuckwood 104,200 kg, Lucullus 109,200 kg, Westlandia 103,840 kg und Heterosis 147,900 kg. , Dieser Tomatenversuch in einem heizbaren Kalthaus ist also ganz unzweideutig zugunsten der von der Firma Ernst Benary, Erfurt, eingeführten Sorte „Heterosis" ausgefallen, deren Samen allerdings nur durch Kreuzung gewonnen werden kann, da er durch eigene Nachzucht aufspaltet. Neben der außerordentlichen Fruchtbarkeit und der starken Lebenskraft, so schreibt der Berichterstatter, besitzt diese Sorte eine feste Haut, die sie zu einer erstklassigen Versandfrucht stempelt, was besonders dem Erwerbsanbau und dem Handel ganz wesentlich zustatten kommt. Selbstverständlich vergrößert sich die Erntemenge am 1. Juni, wenn das Frühjahr an sich recht warm und sonnig ist, was im vorigen Jahr bekanntlich auch bei uns nicht der Fall war. Die Ernte des etsten Maikönig-Salats setzte übrigens am 7. März ein. Diese Zahlen und Daten sind für uns nicht uninteressant und regen zum Nachdenken an. Im übrigen ist es eine Genugtuung für die beiden Züchter der Tomaten- und Salatsorten, daß die letzteren im Ausland so gut abgeschnitten haben! Uns ist damit erneut der Beweis und die Bestätigung erbracht, daß deutscher Fleiß und deutsches Saatgut sowie deutsche Neuzüchtungen auch im Ausland bodenständig werden und bleiben trotz wesentlicher Boden- und klimatischer Unterschiede. Paul Schmidt, Erfurt. Beachtliche Ermittlung. Das Statistische Reichsamt hat ermittelt, daß Leute mit einem Jahreseinkommen von 800 bis 1500 RM. 15,8 kg Obst und 30,6 kg Gemüse jährlich verbrauchen. Dagegen verbrauchen die mit einem Einkommen von mehr als 1500 RM. jährlich 51,6 kg Obst und 48,6 kg Gemüse. Da infolge der Krisis die Einkommen und der Arbeitsverdienst um 30 bis 50 v. H. gesunken sind, so ergibt sich daraus, daß der Gartenbau unter einer Über produktion leidet, die nur durch die Hebung der Einkommen und Löhne, also Stärkung des Binnenmarktes, oder Ver minderung der Produktion wieder ausgeglichen werden kann. Für Blumen usw. gilt das noch in weit stärkerem Maße. Sollen Vögel im Winter getränkt werden? Im Januarheft der Gartenflora ist diese Frage angeschnitten, und ich bin ebenfalls der Meinung, daß man den Vögeln sehr wohl eine Trinkgelegenheit an den Futterplätzen im Winter schaffen sollte. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß tatsächlich richtige und sachgemäße Trinkgelegenheiten wichtiger sind als das Futterstreuen. Man hat wenigstens den Eindruck, wenn man sieht, mit welcher Freude sich Amsel, Drossel, Fink und Star und die ganze Vogelschar versammeln, sich am frischen Wasser laben und befriedigt von dannen fliegen, ohne das Streufutter zu beachten. Falsch ist das Neufüllen der Tränkgelegenheit bei starkem Frost. Grundfalsch ist es, den Vögeln ange wärmtes Wasser zu bieten. Hier werden sie verleitet, das Bad länger auszudehnen, und nehmen dann Schaden. Besonders wichtig sind Tränkstellen bei trockenem Frostwetter ohne Schnee. Oft habe ich beobachtet, wie die Tierchen Schweiß und Tautropfen von den Gewächshausdächern und den Stehfenstern eifrig absuchen. Ein Beweis dafür, daß hier eine unbedingte Lebensnotwendigkeit vorliegt, und dieses Bedürfnis sollte jeder Tierfreund sachgemäß befriedigen.